Roland Geppert: Modernisierer. Quelle: Unbekannt

Die traurige Nachricht verbreitete sich schnell: Lothar Späth, der ehemalige Ministerpräsident von Baden-Württemberg (1978-1991) ist gestern im Alter von 78 Jahren gestorben. Als Regierungschef hatte er das Land auf wirtschaftlichen Erfolgskurs geführt, was ihm den Spitznamen „Cleverle“ einbrachte. Wegen der sogenannten „Traumschiff-Affäre“ musste er 1991 zurücktreten. Nathalie Beier hat sich umgehört, welche Erinnerungen die Stuttgarter mit ihm verbinden.

Fritz Kuhn, Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart: Lothar Späth war ein bedeutender Ministerpräsident, er hat unserem Land gut getan. Er war der Motor für das moderne Baden-Württemberg. Späth war seiner Zeit bei manchen Themen voraus und hat gerade in der Technologiepolitik entscheidende Impulse gesetzt. Er pflegte politische Freundschaften über Parteigrenzen hinweg und hat so im Interesse der Sache in die Zukunft des Landes hinein gewirkt.

Roland Geppert aus Bad Cannstatt: Für mich war Lothar Späth ein besonderes Kaliber von Politiker. Ein Macher und Schaffer. Einer, der das Land Baden-Württemberg mit viel Einsatz nach vorne gebracht hat. Wenn ich mich an ihn erinnere, dann sind das eigentlich nur durchweg positive Gedanken. Vor allem was den Aufschwung in der Wirtschaft des Landes angeht, hat er Großes geleistet. Eigentlich war er also eine Art Wirtschaftsministerpräsident und eher ungewöhnlich. Der Maschinenbau wurde durch ihn besonders gefördert. Leider kamen aber manche landespolitische Themen wie die Bildungspolitik etwas zu kurz. Aber in dieser Position kann man seine Energie wohl nicht gleichstark für alles einsetzen. Fazit: er war ein sehr guter Ministerpräsident.

Peggy Kammer aus Bad Cannstatt: Ich bin zwar noch zu jung, als dass ich Lothar Späth als Ministerpräsidenten erleben konnte, aber ich studiere Politikwissenschaften. Im Rahmen des Studiums wurde Späth eigentlich immer als ein Beispiel für den Vorantrieb eines Landes und auch als Beispiel für einen großen CDU-Politiker genannt. Die Traumschiff-Affäre ist aus heutiger Sicht betrachtet, vor allem, wenn man an den Skandal um Christian Wulff denkt, lächerlich. Dass jemand, der sich so um ein Land und seine Menschen verdient gemacht hat, deswegen zurücktreten musste, finde ich nicht fair.

Bernd-Marcel Löffler, Bezirksvorsteher von Bad Cannstatt: In meiner späten Jugend, als ich selbst politisch aktiv geworden bin, war er ein großes Vorbild. Er war einer der prägendsten Politiker, die Baden-Württemberg je erleben durfte. Bekannt wurde er ja vor allem als das „Cleverle“ und war in der gesamten Bevölkerung als kluger Manager des Landes anerkannt. Natürlich muss man hier hervorheben, dass er die Wirtschaft Baden-Württembergs weit vorangebracht hat. Und vor allem war er ein Erneuerer und Modernisierer nach Hans Filbinger. Das war eine Zeit des Aufbruchs in Baden-Württemberg. Für mich war Lothar Späth der erste moderne Kopf der CDU im Ländle. Und das war damals zu dieser Zeit auch wirklich dringend nötig.

Hans Sonntag aus Göppingen: Ja, an Lothar Späth kann und will ich mich auch gut erinnern. In der ganzen langen Reihe der CDU-Politiker von Baden-Württemberg war er einer der wenigen, der eine klare Linie gefahren ist und auch immer nah dran an den Menschen war. Ein guter Landesvater, der seine Ziele auch umgesetzt hat. Wenn ich ihn mit Oettinger oder Mappus vergleichen müsste, dann kann man nur sagen: die konnten ihm nicht das Wasser reichen. Männer wie Lothar Späth fehlen der CDU heute leider.

Marina Frickel aus Bad Cannstatt: Als „Cleverle“ von Baden-Württemberg ist er mir noch in guter Erinnerung geblieben. Ich komme gebürtig aus Kasachstan und Lothar Späth stand vor allem bei den Russlanddeutschen in hohem Ansehen. Genauso wie bei vielen anderen Baden-Württembergern mit Migrationshintergrund. Bei den Landtagswahlen machte man sein Kreuzchen als Russe ohne Frage bei der CDU und damit auch bei Lothar Späth. Einfach, weil man wusste, dass er ein guter und vor allem fairer Politiker war.

Lilli Schulz aus Aldingen: Das ist zwar schon einige Jahre her, dass Lothar Späth Ministerpräsident war, aber trotzdem ist er noch sehr präsent in den Köpfen. Natürlich auch die unglückliche Geschichte mit der Traumschiff- oder Segeltörn-Affäre. Die hat ihm dann aus politischer Sicht das Genick gebrochen. Da hat er natürlich einen großen Fehler gemacht. Aber bei mir überwiegen die guten Erinnerungen. Vor allem an sein fröhliches und nettes Wesen. Er war noch ein Politiker der alten Schule, was man heute oft vermisst. Im Vergleich mit allen anderen Ministerpräsidenten war er mir bisher der liebste.

Tobias Eckstein aus Freiberg: Als Person war Lothar Späth eher unauffällig. Kein Mann der Phrasen und Parolen. Er hat im Stillen gearbeitet und so wahrscheinlich mehr als andere viel vorangebracht. Das hat ihm auch bei anderen Parteien und nicht nur innerhalb der CDU viele Befürworter und Anhänger eingebracht.