Der Platz am Parkhaus Mühlgrün und vor dem Theaterschiff Stuttgart soll umgestaltet werden. Die Pläne werden erneut im Bezirksbeirat Bad Cannstatt vorgestellt. Foto: Frey Quelle: Unbekannt

Von Edgar Rehberger

Während sich zum Thema Inklusion in der Schule bereits einiges getan hat, ist es in der Erwachsenenbildung noch spärlich vertreten. Das wollen der Treffpunkt des Caritasverbandes, die Volkshochschule Stuttgart (vhs) und der TV Cannstatt ändern. Das Kooperationsprojekt „Aufbruch - Inklusion braucht alle“, das im November 2014 ins Leben gerufen und auf drei Jahre angelegt ist, soll Menschen mit Behinderung uneingeschränkte und gleichberechtigte Teilhabe in allen Lebensbereichen ermöglichen. Die Zwischenbilanz fällt positiv aus.

Ob zum Maultaschen-Koch-Kurs oder Englisch lernen - die inklusiven Kurse werden von Menschen mit und ohne Behinderung bislang sehr gut angenommen. Von Januar 2015 bis Februar diesen Jahres nahmen insgesamt 189 Menschen teil, davon 91 mit Behinderungen unterschiedlicher Art. Einer davon ist Sebastian. Er hat Down-Syndrom, lebt im Wohnheim und ist im Behinderten-Zentrum beschäftigt. „Mein Hobby ist Kochen, mein Traumberuf Chefkoch“, sagt er. Im Fernsehen hat er sich viele Kochsendungen angeschaut und dabei die Jury genau beobachtet. Sebastian hat sich für den Maultaschen-Koch-Kurs entschieden. „Maultaschen sind für Cannstatter ein Symbol.“ Zudem will er Neues erfahren und dazulernen. Erfahrungen in der Gastronomie und im Catering hat er schon und auch Praktika in der Hauswirtschaft absolviert. Der Kurs hat ihm sehr gut gefallen. „Ich habe viel Neues gelernt.“ Nicht nur beim Koch-Kurs. Auch den Lese-und Schreib-Kurs und Zumba-Kurs hat er gemacht. Er sei selbstbewusster geworden, bestätigt seine Mutter. Die sozialen Kontakte in den Kursen seien gut. „Ich will Leute kennenlernen ohne Handicap. Das ist wichtig.“ Adressen seien ausgetauscht worden. Viele Erfahrungen habe er sammeln können.

Dass Inklusion in der Erwachsenenbildung noch nicht richtig Fuß gefasst habe, liege an der Trägerschaft, führt Ingrid Münnig-Gaedke, vhs-Abteilungsleiterin für offenes Kursangebot, aus. „Die Wünsche nach gemeinsamen Aktionen gehen quer durch alle Fachbereiche.“ Die Kooperation der drei Partner fiel auf fruchtbaren Boden. „Wir wollten schon immer raus aus unseren Gebäuden“, beschreibt Sabine Braith von der Bildungs- und Begegnungsstätte Treffpunkt des Caritasverbandes. Es gab viele positive Erfahrungen, aber auch negative. Braith spricht von Ängsten und Überforderung. Durch die Kurse gab es aber eine neue Dynamik und Qualität.

Vier Schlagworte führt Braith an: Inklusion braucht Mut, Begegnung, Information und Übung. Und mit der vhs habe man einen hochmotivierten Partner. „Es wurden immer mehr Kurse. Es wurde stetig weiter ausgebaut.“ Die vhs-Mitarbeiter machten Praktika im Treffpunkt, wurden geschult und auch die Menschen mit Behinderung wurden vorbereitet. Die vhs-Mitarbeiter erlebten dabei neue Lebenswelten.

Die vhs legte eine Broschüre in leicht verständlicher Sprache auf. Im Programm sind die inklusiven Kurse mit einem Logo speziell gekennzeichnet. In den Kursen sollen maximal ein Drittel der Teilnehmer mit Behinderungen sein. Bei der Anmeldung wurde alle Teilnehmer angesprochen. „Für 95 Prozent war die Zusammensetzung völlig in Ordnung“, sagt die vhs-Inklusionsbeauftragte Katrin Wahner. „Das wurde positiv aufgenommen.“

Die Begleitung zum Kurs sei über die Kooperationspartner gewährleistet. „Das war ein großes Thema. Da muss für die Zukunft zu lösen sein.“ Denn das Projekt soll fortgesetzt werden. Die drei Jahre jetzt sind von der Aktion Mensch im Rahmen des Förderprogramms Inklusion gefördert. „Über die Kursgebühren entsteht keine Deckung.“ Die Nachfrage sei größer. Daher wird an einer Fortsetzung gearbeitet. „Irgendwie auch ohne Projektmittel.“ Da würde auch die Mutter von Sebastian freuen. „Freizeitangebote für Behinderte fehlen.“