Klein, aber oho: die Mini-Shetland-Ponys mit Bartolo Messina. Foto: Apassionata Quelle: Unbekannt

(ae) - Es gibt sie auch an diesem Samstagnachmittag in der Schleyerhalle zuhauf: Junge Mädchen zwischen sechs und zwölf Jahren - viele tragen passend zum Anlass einen Pferdepullover - mit Mama beziehungsweise Oma im Schlepptau. Es gibt sie zuhauf, aber nicht nur. Und so findet man unter den Besuchern auch Punks mit bunt gefärbter Irokesen-Frisur, verliebte Pärchen und zahlreiche Jungen, die mit ihrer Begeisterung für die Vierbeiner den weiblichen Gästen in nichts nachstehen. In 32 Städten macht die Tour dieses Mal Station. In Stuttgart sind an diesem Wochenende fünf Vorstellungen angesetzt: ein straffes Programm für alle Beteiligten angesichts des farbenfrohen Spektakels, das sich den Besuchern bietet. „Cinema of Dreams“, auf Deutsch: das „Kino der Träume“, heißt die aktuelle Show, es wird - meist von der Stimme aus dem Off - vom Aufstieg und Niedergang eines Kinos in einer amerikanischen Kleinstadt erzählt. Es ist eine Huldigung an eine Ära, in der ein Besuch in einem Lichtspielhaus noch eine besondere Faszination auf die Kinogänger ausübte - so wie bei Eve und Tom, die diesen Abschnitt gemeinsam erleben. Für das Kreativteam ist das Thema Zeitreise eine Steilvorlage, bei dem es sich genüsslich austoben darf: Ein Cadillac (Lincoln) in der Sand gefüllten Manege darf ebenso wenig fehlen wie ein zweieinhalb Meter langes, gelbes U-Boot, das unterhalb der Decke schwebt. Tänzer mit riesigen Perücken und weißen Schlaghosen stimmen unter einer Discokugel auf die 70er-Jahre ein.

So sehr die ausgeklügelten Spezialeffekte und perfekt abgestimmten Choreografien ihre Anhänger finden, im Mittelpunkt der Show glänzen die vierbeinigen „Hauptdarsteller“: 50 Pferde sind es, darunter Rassen wie Araber, Azteken, Friesen, Holsteiner, Lusitanos oder Noriker. Für entzückte „wie niedlich“-Ausrufe der jungen Zuschauerinnen sorgen die Mini-Shetland-Ponys, deren Größe ihnen den Spitznamen „Ameisen unter den Pferden“ eingebracht hat. Der junge Franzose Laury Tisseur steht auf dem Rücken zweier Lusitanos, während er vier weitere Pferde vor sich laufen lässt - Sprünge über Hindernisse und Wendungen inklusive. Passend zur Kulisse schießen wie Kanonenkugeln die schnellen Pferde der Trickreiter der Voltigeurs du Monde aus den beiden Toren und drehen vor einem Piratenschiff ihre Runden. Die Artisten zeigen Figuren auf und unter den Körpern der Tiere, machen Kopfstand oder reiten rückwärts. Beeindruckende Lektionen der Hohen Schule gehören ebenso zum Programm wie Freiheitsdressuren.

Wie in vielen Filmen endet auch diese Show mit einem Happy End: Das verfallene Kino wird vor dem Abriss gerettet, aus den Freunden von einst ist ein Ehepaar geworden. Viel Applaus gibt es für die Zwei- und Vierbeiner, die jungen Besucher hält jetzt jedoch nichts mehr auf den Plätzen. Sie stürmen in Richtung Manege, um die Pferde zu streicheln und einen Schnappschuss aus nächster Nähe zu ergattern. Auch Sarah Bayer ist darunter. Während die zehnjährige Schülerin aus dem Raum Göppingen mit dem Handy ihrer Mutter die Tiere fotografiert, steckt diese das erworbene Stoffpferd samt Flyer für die nächste Show sorgsam in die Tasche. „Ein Pflichttermin für die Familie“, sagt sie lachend. „Aber ein sehr schöner.“