Das Freiburger Barockorchester erleuchtet die Musikgeschichte mit originalem und originellem Klang. Foto: Annelies van der Vegt Quelle: Unbekannt

Von Martin Mezger

Stuttgart - Unter Kennern und Liebhabern originaler und origineller Klänge gilt er als neuer Prophet von Mozarts Klaviermusik: Kristian Bezuidenhout, Hammerklavier-Virtuose aus Südafrika, hat unlängst seine mit reichlich Kritikerlorbeer bedachte CD-Gesamteinspielung von Mozarts Werken für Soloklavier abgeschlossen und jetzt drei Klavierkonzerte des Meisters nachgelegt - seine zweite Mozart-Aufnahme zusammen mit dem Freiburger Barockorchester (FBO), mit dem ihn auch live eine rege künstlerische Partnerschaft verbindet. Ein Originalklang-Rendezvous des Spitzenensembles und des Tasten-Solisten eröffnet am 21. September denn auch die Konzertreihe 2016/17 der Freiburger in der Stuttgarter Liederhalle. Auf dem Programm: Musik jener dynamischen Epoche, die nach dem späten Barock zur reifen Klassik führte. Ihr gehört Mozarts Es-Dur-Klavierkonzert KV 449 an. Das zweite Solokonzert des Abends, Carl Philip Emanuel Bachs Klavierkonzert d-Moll, bezeugt hingegen ebenso wie die g-Moll-Sinfonie seines jüngeren Bruders Johann Christian jenen Geist des Aufbruchs, der oft mit dem literarischen Sturm und Drang verglichen wird. Bezuidenhout spielt nicht nur die Solopartien, sondern leitet von seinem Hammerflügel aus auch das Orchester, gleich zu Beginn in Haydns G-Dur-Sinfonie Nr. 47.

Das zweite Saisonkonzert am 23. November mit Mozarts Requiem und dem Berliner RIAS Kammerchor wechselt vom Mozart- in den Beethovensaal. René Jacobs dirigiert das fragmentarische Werk, und wie von dem findigen und kundigen Rechercheur von Sinngehalten hinter den Notentexten zu erwarten ist, gibt er sich nicht mit dem zahlreich vorhandenen Ergänzungen des Mozart‘schen Opus Ultimum zufrieden. Der französische Komponist Pierre-Henri Dutron hat eine neue Version erstellt, die zwar auf der traditionellen Fassung von Mozarts Schüler Süßmayr basiert, sie aber dem Spätstil des Meisters annähern will. „Nicht im Sinne arroganter Korrektur, sondern kompositorischer Einfühlung“, sagt FBO-Dramaturg Gregor Herzfeld, Nachfolger des zur Stuttgarter Bachakademie gewechselten Henning Bey. Haydns „Harmoniemesse“ komplettiert den Abend.

Das dritte Konzert am 16. Januar 2017 führt zurück in den Mozartsaal und zurück zum Barock. Concerti grossi von Corelli und Händel rahmen Musik von Vivaldi, Platti, Geminiani und Telemann samt einer ganzen Menagerie von Bläsersoli bis hin zum selten zu hörenden Chalumeau, einem Vorläuferinstrument der Klarinette. Klang-Verführung im Geiste Don Juans verspricht das vierte Konzert am 8. April 2017. Die ersten beiden Werke sind ausdrücklich dem legendären Erotomanen gewidmet: Glucks Ballettmusik „Don Juan“ und Boccherinis Sinfonie „La casa del diavolo“, wo der Teufel mit Gluck-Zitaten den Satansbraten holt. Geleitet wird das FBO von Konzertmeister Gottfried von der Goltz, dem Mozarts Haffner-Serenade zum Abschluss etliche Violinsoli beschert.

Im Schlusskonzert der Saison erklingt am 11. Mai 2017 ebenfalls im Mozartsaal Monteverdis berühmte Marienvesper von 1610 zusammen mit dem renommierten belgischen Vokalensemble Vox Luminis, geleitet von dem Bassisten Lionel Meunier. Vielleicht setzt die kammermusikalische Interpretation einen späten Kontrast zum Eröffnungskonzert des Musikfests an diesem Freitag mit demselben Werk im großen Beethovensaal.

Abonnements und Einzelkarten bei der SKS Russ in Stuttgart (Charlottenplatz 17, Abos: Tel. 0711/163 53 24; Einzelkarten: Tel. 0711/163 53 21).

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