Wegbereiter des freien Individuums: Szene aus dem Pop-Oratorium mit Hauptdarsteller Frank Winkels als Martin Luther. Foto: Veranstalter Quelle: Unbekannt

Esslingen (tk) - Ordnung, besagt ein Sprichwort, sei das halbe Leben. Und die andere Hälfte? Damit das Leben wirklich lebendig wird, braucht es auch das Gegenteil - einen kreativ-chaotischen Anteil. „Lebendigkeit entsteht zwischen Ordnung und Chaos“, sagt Tristan Vogt - im Sinne der Stuttgarter Familientherapeutin Linde von Keyserlingk; sie erklärt, Kinder müssten sich weder vor dem einen noch vor dem anderen Zustand fürchten. Wichtig sei vielmehr, den einen Zustand stets in den anderen überführen zu können - und umgekehrt.

Der Puppenspieler, Stückeschreiber und Regisseur Tristan Vogt inszeniert die neue Produktion der Jungen WLB. Sie formuliert im Titel eine Frage, die junge wie erwachsene Zuschauer bestens kennen dürften: „Wie sieht’s denn hier aus?!“ Auch wenn das Ausrufungszeichen der üblichen Portion vorwurfsvoller Empörung Ausdruckt gibt, die in der Frage mitschwingt - der vermeintliche Idealzustand einer ursprünglichen Ordnung wirft selbst Fragen auf. Was meint der Begriff überhaupt? Gibt es für jedes Ding nur einen richtigen Platz, gibt es nur eine Ordnung? Und warum können Sachen überhaupt in Unordnung geraten? Um diese und ähnliche Fragen dreht sich die Uraufführung für Kinder ab etwa vier Jahren, die am morgigen Samstag um 16 Uhr im WLB-Studio am Blarerplatz beginnt. Heidrun Warmuth, Puppenbauerin, -spielerin, Regisseurin und als Mutter von drei Kindern mit dem Thema bestens vertraut, stellte sich selbst irgendwann mal die Frage: Was würden eigentlich die Dinge sagen, wenn sie sprechen könnten? Zusammen mit Tristan Vogt lässt sie die Utensilien lebendig werden. Die Haarspange, die Schere oder die Wäscheklammer: Sie beginnen zu sprechen, können ihre eigene Geschichte(n) erzählen und - Mitdenken des Publikums ausdrücklich erwünscht - in spontane Kommunikation mit den Zuschauern treten. Diese sehen nicht zuletzt, dass das Motto „Jedes Ding an seinen Ort“ gar nicht so einfach umzusetzen ist und dass es unvermutete Orte fürs Zurücklegen gibt.

Die Premiere (ausverkauft) beginnt morgen um 16 Uhr im WLB-Studio am Blarerplatz. Weitere Vorstellungen am 20. November sowie am 4. Dezember und am 31. Dezember (16 Uhr).

Buchungen von Vorstellungen für Kindergärten und Schulen unter Tel. 0711-3512 3015.