Irène Schweizer und Han Bennink. Foto: Staiber Quelle: Unbekannt

Von Elke Eberle

Waiblingen - Hund, Katze, Maus? Hunde gibt es, genauer Möpse und Rottweiler, Katzen und Mäuse leider nicht. Ottmar Hörl zählt zu den erfolgreichsten Multiplekünstlern weltweit, seine quietschbunten Plastikfiguren belagern in großformatigen Installationen invasiv einen Ort und sorgen für Irritationen und Heiterkeit. Jetzt hat Hörl auf Einladung des Rotary-Clubs Waiblingen die kleine Erleninsel mitten in der Stadt in einen zoologischen Garten mit 1000 Tieren verwandelt. Neben Möpsen tummeln sich in „Hörls Tierleben“ unter anderem Erdmännchen, Frösche, Raben und eine goldene Schlossratte.

Gian Lorenzo Bernini und Michelangelo, Tilman Riemenschneider und Alfred Hrdlicka haben alle Skulpturen für die Ewigkeit geschaffen. Ottmar Hörl interessiert weder das Erhabene noch die Ewigkeit noch das Exklusive. Seine Plastiken sind aus Plastik, für alle da, erschwinglich, leicht zu transportieren, poppig bunt. Und sie treten gerne in Serie und in großer Anzahl auf. 10 000 Berliner Bären tummelten sich im Jahr 2000 vor dem Brandenburger Tor, Hörl ließ 2004 anlässlich der olympischen Spiele mehr als 10 000 „Eulen nach Athen tragen“, seine 7000-teilige Skulptur „großes Hasenstück“ versteht er als Hommage an Albrecht Dürer. Denn der Hase in schwarz, grün, silber oder gold ist unverkennbar der berühmten Dürerzeichnung nachempfunden. Und wie bei allen Tierplastiken fokussiert Hörl zumindest in der Form Charakteristisches und Einzigartiges. Joseph Beuys konstatierte einst, jeder Mensch sei ein Künstler, Ottmar Hörl macht dagegen Kunstobjekte für jedermann erschwinglich. Er demokratisiert Kunst, löst sie aus Hierarchien und von Institutionen und bringt sie buchstäblich unter die Menschen.

Partizipation der Massen

Genau das ist auch das Ziel der Ausstellung. Die Hälfte des Erlöses aus dem Verkauf der Tierfiguren wird an die Stiftung LebensZeit weitergeleitet. Die vom Verleger der Waiblinger Tageszeitung, Albrecht Villinger, initiierte Stiftung hat es sich zum Ziel gesetzt, ein würdiges Lebensende und Sterben zu ermöglichen. Der Rotary-Club Waiblingen hat die Ausstellung in Kooperation mit der Stadt, dem Zeitungsverlag und der Kreissparkasse Waiblingen sowie der Volksbank Stuttgart realisiert.

Der 1950 in Nauheim geborene Ottmar Hörl lehrt seit 1999 an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, seit 2005 ist er der Präsident der Hochschule. Seine seriellen Tierfiguren und Plastiken sind nur ein Aspekt seiner künstlerischen Arbeit, er ist Zeichner und Fotograf, er hat große Installationen wie „Das blaue Haus“ in Ravensburg realisiert, Video- und Klangarbeiten geschaffen. Seit 1997 kann dank Hörl jeder seine Hände in Unschuld waschen, das Seifenstück in der konzeptionellen Auflage von 82 Millionen Exemplaren wurde bisher 60 000 Mal verkauft. „UNSCHULD“ ist damit das erfolgreichste Multiple weltweit. 2014 sorgte seine Installation „Mein Karl“ in Aachen für Aufsehen. Auch hier produzierte er in Serie, denn ein Karl kommt schließlich selten allein.

Hörl fordert die Massen zur Partizipation, er arbeitet mit Ironie, Subversion und Anarchie und immer wieder reizen ihn Sprichwörter. So spielt auch der Titel der Schau „Hörls Tierleben“ auf das berühmte zoologische Standardwerk „Brehms Tierleben“ an. Die ersten Bände des „Illustrirten Thierlebens“ erschienen vom Jahr 1863 an und fanden großen Anklang in der Bevölkerung.

In „Hörls Tierleben“ sitzt nun auf der kleinen Insel in Waiblingen ein strahlend weißes Hermelin für ein paar Wochen friedlich Seite an Seite einem schwarzen Frosch, einem roten Hahn, einem goldenen Erdmännchen und eintausend anderen Tieren.

Bis 3. Oktober, Öffnungszeiten: werktags von 10 bis 18 Uhr

www.stiftung-lebenszeit.de