Die PH Ludwigsburg informiert sich über die Arbeit der Wasenschule. Foto: Rehberger - Rehberger

Die Wasenschule, in der Schaustellerkinder während Frühlings- und Volksfest unterrichtet werden, erhält Unterstützung von der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg.

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rofessor Martin Weingardt von der Pädagogischen Hochschule (PH) Ludwigsburg ist angetan von dem, was er sieht. „Es ist hochinteressant, wie Lehrer und Lernbegleiter hier mit Kindern arbeiten“, beschreibt der Leiter der Abteilung Schulpädagogik am Institut für Erziehungswissenschaften die Wasenschule, in der seit 2016 zu Frühlings- und Volksfest die Kinder der Schausteller unterrichtet werden. Im Herbst kam er in Kontakt mit Bereichslehrer Michael Widmann und dem Projekt, nun waren erstmals Studierende mit Weingardt an mehreren Donnerstagen an der Wasenschule, beobachteten und unterstützten die ungewöhnliche Unterrichtskonzeption und unterhielten sich mit den Schülerinnen und Schülern.

„Die Schaustellerkinder besuchen ungewöhnlich hoch motiviert die Wasenschule, reden teilweise von einem zweitem Zuhause“, stellt Weingardt fest. Das deute an, wie wirkungsvoll die Arbeit gerade auch der ehrenamtlichen Lernbegleiter und Lernpaten ist, „der Faktor der Beziehung zu den Schülern scheint auch hier sehr wichtig zu sein, also Zuwendung, Wertschätzung und individuelle Unterstützung, und dies spüren die Kinder und Jugendlichen“, doch müsste das erst noch nach wissenschaftlichen Maßstäben näher untersucht werden – was denkbar wäre, wenn entsprechende Mittel vom Kultusministerium ermöglicht würden.

Die Wasenschule verdeutlicht auch die große Bedeutung der Lebensnähe von Bildungsorten für den Lernerfolg, was Weingardt auch im Netzwerk ‚Offener Bürgerschulen‘, mit dem nun auch die Wasenschule über ihn etwas Kontakt hat, immer wieder feststellen kann. Die Wasenschule befindet sich ganz lebensnah direkt beim Festplatz, gleich am Wasenzugang von der König-Karl-Brücke in einem früher für Fortbildungen der Freiwilligen Feuerwehr genutzten Raum, der kaum an ein Klassenzimmer erinnert, aber doch unterrichtsmäßig passend ausgestattet ist. Von 8 bis 12 Uhr werden die Schülerinnen und Schüler – beim Frühlingsfest sind es 25 aller Altersstufen – von Lernbegleitern und Paten unterrichtet und individuell gefördert. Zwei Studierende der PH absolvieren schon einmal testweise ein Praktikum an der Wasenschule.

„Die Studierenden lernen, mit solchen Kindern spezifisch zu arbeiten“. Eine solche Sensibilisierung für individuelle Besonderheiten und biografische Hintergründe sind auch hilfreich beim Unterrichten von Kindern mit anderen Migrations- oder Wanderbiografien. Schaustellerkinder reisen mit ihren Eltern zumeist von Festplatz zu Festplatz und werden an den Schulen des Veranstaltungsorts beschult, wo sie sie aber oft Außenseiter bleiben und im Lernen kaum Tritt fassen. Der Schaustellerverband Südwest hatte daher die Idee zur Wasenschule und mit dem zuständigen Bereichslehrer Widmann einen engagierten Pädagogen gefunden, der sie darin unterstützte. „Die Schaustellerkinder freuen sich schon Wochen vorher auf die Wasenschule“, berichtet Christina Groner, die im Verband für den Bereich Bildung zuständig ist: „Ohne die Wasenschule hat es ganz anders ausgesehen – seit es sie gibt, geht es im Lernen der Kinder aufwärts.“