Der viele Qualm hat die Sinne vernebelt: Stefan (Lucas Gregorowicz, links) und Kai (Moritz Bleibtreu, rechts) können kaum fassen, was aus ihrem alten Kumpel Frank (Wotan Wilke Möhring) geworden ist. Foto: Wild Bunch Quelle: Unbekannt

Von Johannes von der Gathen

Esslingen - Gut Ding will bekanntlich Weile haben. Dieses Motto gilt in Zeiten der inflationären Fortsetzungen und Endlos-Sagas umso mehr. Und weil zumindest einige Filmemacher diesen guten Rat befolgen, liegen stolze 21 Jahre zwischen Danny Boyles erstem „Trainspotting“-Film und der Neuauflage, die unter dem Titel „T2“ kürzlich in die Kinos kam. Der deutsche Regisseur Christian Zübert hat sich für die Fortsetzung seiner Kultkomödie „Lammbock“ ebenfalls Zeit gelassen. Nach 16 Jahren legen Zübert und seine Hauptdarsteller Moritz Bleibtreu und Lucas Gregorowicz mit „Lommbock“ nun ein kurzweiliges, hochkarätig besetztes Update ihres Erfolgsfilms vor.

Nur leicht gealterte Chaoten

Das Warten hat sich gelohnt: „Lommbock“ entpuppt sich als gut abgehangene Kiffer-Komödie mit vielen mehr oder weniger lustigen Sprüchen, abstruser Situationskomik, einer überschaubaren Handlung und zwei immer noch sympathischen, leicht gealterten Chaoten an vorderster Front. Bleibtreu spielt erneut den unverbesserlichen Kiffer und liebenswerten Quatschkopf Kai, der mit Ehefrau Sabine (Mavie Hörbiger) und dem stark pubertierenden Sohn Jonathan (Louis Hofmann) immer noch im beschaulichen Würzburg lebt. Kais gammeliger Asia-Lieferservice läuft mehr schlecht als recht. Sein alter Kumpel Stefan (Lucas Gregorowicz) hat längst das Weite gesucht, ist Anwalt geworden und plant in Dubai eine große Hochzeit mit der steinreichen Geschäftsfrau Yasemin (Melanie Winiger). Kurz vor der Riesensause ist Stefan noch einmal nach Würzburg gekommen. Die alten Freunde feiern ein Wiedersehen mit vielen Joints, und dann läuft Stefan auch noch seine Jugendliebe Jenny (Alexandra Neldel) über den Weg. Da kann der Weg zurück in den sittenstrengen Orient verdammt lang werden.

Schlagfertige Schlitzohren

Die beiden Protagonisten Bleibtreu und Gregorowicz haben sich über die lange Zeit sehr passabel gehalten. Sie sind keine abgehalfterten Kiffer-Opas, die von alten Zeiten schwärmen, sondern jung gebliebene, schlagfertige Schlitzohren, die für einen guten Joint alles andere stehen und liegen lassen. Im Vergleich zu seinem unverbesserlichen Vater wirkt Kais Sohn Jonathan wie ein hochseriöser Geschäftsmann. Louis Hofmann spielt diesen rebellisch-introvertierten Sohn sehr überzeugend, und auch die anderen Darsteller sind viel mehr als nur Sidekicks. So gibt sich Alexandra Neldel als verflossene Jugendliebe Jenny alle Mühe, Stefan neu zu erobern. Beide landen schließlich auf dem Sofa in einer komisch-abstrusen Sex-Szene, die auch einiges erzählt über unsere Abhängigkeit vom Internet. Elmar Wepper spielt noch einmal den mittlerweile gebrechlichen Vater von Stefan, der sich sein Dope als Heilmittel reinzieht. Nicht ganz so gut gehalten haben sich zwei andere „Lammbock“-Veteranen. Wotan Wilke Möhring glänzt noch einmal als Frank, der jetzt zitternd im Rollstuhl sitzt und nur noch beim Geruch von Gras Lebenszeichen von sich gibt. Auch ein gewisser Schöngeist (Antoine Monot jr.) ist wieder dabei. Allerdings erkennt man den Dauer-Kiffer vor lauter Rauch im schrottreifen VW-Bus kaum wieder. Vielleicht sind Drogen ja doch nicht so lustig - aber dies ist eine andere Geschichte.

16 Jahre nach dem Kultfilm „Lammbock“ sind die beiden Kiffer Kai und Stefan noch gut drauf. Das Wiedersehen mit den beiden macht Freude.