Zeit für Legenden

Die Geschichte beginnt 1934 in Ohio, und sie wird bis heute oft und gern erzählt, weil sie eine Menge über die Verquickungen von Sport und Politik verrät - und weil sie ein bezeichnendes Licht auf den Nationalsozialismus und dessen Methoden wirft: Der schwarze Ausnahme-Athlet Jesse Owens (Stephan James) trainiert mit seinem Coach Larry Snyder (Jason Sudeikis) auf die Olympischen Spiele in Berlin, bei denen er unbedingt Gold für sein Heimatland USA holen möchte. Die Chancen stehen günstig, weil Jesse immer wieder Bestzeiten läuft. Dass er dadurch mehr und mehr ins Rampenlicht gerät, macht ihm weit mehr zu schaffen als die körperliche Anstrengung, die das knallharte Training mit sich bringt. Zwei Jahre später hat Jesse mit Unterstützung seines Trainers rechtzeitig für Olympia seine innere Stärke zurückgewonnen. Als er erfährt, dass die Nazis die Olympischen Spiele für ihre rassistische Propaganda nutzen wollen, denkt er an Boykott. Doch dann trifft er die einzig richtige Entscheidung: Er reist nach Berlin, tritt bei den Olympischer Spielen an und beschert sich einen persönlichen Triumph - und den Nazis eine herbe Niederlage. „Letztendlich ist es für mich die Geschichte eine Mannes, der sich seine Seele bewahrte, obwohl die Welt nichts unversucht ließ, sie ihm zu entreißen“, sagt Regisseur Stephen Hopkins. „Er wurde von allen Seiten belagert, aber er hat sich dem mit der wunderbarsten Form von Heldentum widersetzt.“

Heimatland

„Im Schweizer Film muss sich etwas ändern“, findet die Regisseurin Lisa Blatter. „Es braucht mehr Filme mit einer Haltung.“ Dieser Erkenntnis will sie zusammen mit neun weiteren Filmemachern Rechnung tragen, mit denen sie „Heimatland“ realisiert hat - einen Film, der inmitten gesellschaftlicher Umbrüche und Veränderungen einen sehr persönlichen Blick auf ihr Heimatland wagt: Als im Herbst die Blätter fallen und die erste Kälte übers Land zieht, steht eine unerklärliche Wolke über der Schweiz. Keiner weiß, woher sie kommt - und keiner hat eine Idee, was man dagegen tun könnte. Und die Wolke wächst und wächst. Diesen Zustand der Verunsicherung nehmen die zehn jungen Autorenfilmer zum Ausgangspunkt ihrer filmischen Erkundung. Sie betrachten Menschen, Mentalitäten und Milieus ihres Landes und verweben sehr persönliche Episoden zu einer Geschichte. Die Menschen reagieren unterschiedlich auf den drohenden Sturm: Einige ignorieren ihn, andere verbarrikadieren sich, dritte feiern den Weltuntergang. Doch aus dem Verunsichernden erwächst etwas Verbindendes: Der Sturm legt die wahren Bedürfnisse, Ängste und Hoffnungen frei und enthüllt Schritt für Schritt die Folgen von politischer und gesellschaftlicher Isolation.

Wiener-Dog

„Ich liebe Hunde und hätte selber gerne einen“, sagt Todd Solondz. Doch der Regisseur, der sich mit eigenwilligen Komödien wie „Happiness“ und „Storytelling“ einen Namen gemacht hat, gibt zu: „Das einzige Problem ist, dass ich nicht Gassi mit ihnen gehen will und sie nicht gern füttere oder sie wasche oder wegen ihnen zu Hause bleiben will.“ In seiner neuen Tragikomödie blickt ein kleiner Dackel mit treuen Augen auf die Schicksale seiner Herrchen und Frauchen: Da wird ein kleiner Junge erdrückt wird von der Liebe seiner Eltern (Julie Delpy und Tracy Letts). Eine Tierarztassistentin (Greta Gerwig) will ihrem Leben mehr Würze geben und bändelt mit einem bösen Buben (Kieran Culkin) an. Ein erfolgloser Drehbuchautor (Danny DeVito) hofft auf seine letzte Chance in Hollywood-Chance. Und eine alte Dame leidet bitter darunter, dass ihre Enkelin nur an sie denkt, wenn sie gerade mal wieder knapp bei Kasse ist. Sie alle leiden irgendwie unter ihrem Dasein - und der einzige, der alles etwas erträglicher macht, ist ihr Hund. gw