Foto: mit einigen seiner Schwimmern. F - mit einigen seiner Schwimmern. Felix Heck

Das 13-köpfige Junioren-Nationalteam samt Trainer ist von den Bedingungen der Veranstaltung begeistert. Team bereist zum dritten Mal im Inselbad.

UntertürkheimPrasselnder Hagel, zerstörerische Sturmböen, vom Blitz getroffene Kirschbäume und lang anhaltende Gewitterpausen: Bislang blieb dem Internationalen Schwimmfest des Turnerbund Cannstatt in seiner gehaltvollen 44-jährigen Historie kaum eine Wetterkapriole erspart. Schon ganze Sturmfronten sollen erbarmungslos über das Veranstaltungsgelände im hinteren Bereich des Untertürkheimer Inselbads hinweggefegt sein. Mit Blick in die Chronik schien es die Traditionsveranstaltung bei der diesjährigen Ausrichtung am vergangenen Wochenende daher prächtig erwischt zu haben. Doch auch die sirrende Hitze löste bei den Organisatoren keine Freudenstürme aus: Temperaturen deutlich unterhalb der Schallgrenze von 30 Grad wären für die hitzegeplagten Athleten optimal gewesen, so TBC-Abteilungsleiterin Edeltraud Kowalski, die auch im 44. Jahr an vorderster planerischer Front zum Gelingen des beliebten Schwimmwettkampfes beitrug. Rund 580 junge Starterinnen und Starter aus zwölf Nationen hatten dieses Jahr das zweitägige „Hitze-Martyrium“ auf der kochenden Neckarinsel in Angriff genommen – am Ende überwog bei den meisten, trotz der ungeahnt tropischen Umstände, sichtlich die Freude am internationalen Kräftemessen.

Mit den Unwägbarkeiten des deutschen Sommers hatte auch eine der großen exotischen Delegationen zu kämpfen, die dieses Jahr die lange Anreise nach Untertürkheim auf sich genommen hatte: In deren Heimat Kirgisistan, südlich von Kasachstan und Russland, klettert das Thermometer in manchen Gegenden selbst im Sommer nicht höher als 25 Grad. Schlechte Worte über das Wetter wollte der federführende Juniorennationaltrainer Yury Zakharov trotzdem nicht verlieren. Der ehemalige Weltklasse-Schwimmer, der sein kleines zentralasiatisches Land unter anderem bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking vertrat, hatte seine 13 Schützlinge der kirgisischen Junioren-Nationalmannschaft bereits zum dritten Mal nach 2014 und 2018 an den Neckar gelotst. Hier fühle man sich einfach wohl, so die asiatische Schwimmkoryphäe, denn: „Die Organisation ist top, es gibt viele Startklassen und das Niveau ist genau passend für unseren Leistungsstand.“ In der kirgisischen Heimat vermisse er Veranstaltungen dieses Formats, erst bei einer Internetrecherche vor wenigen Jahren wurde der Meistertrainer dann auf das Internationale Schwimmfest in Stuttgart als Alternative aufmerksam. Die Delegation kommt direkt aus Aalen, wo bereits kurz zuvor ein Turnier mit Trainingslager angestanden hatte. Die internationale Herausforderung im Inselbad nahm der Nationalkader dann als gelungenen Ausklang der kleinen Deutschland-Tournee, bereits nächste Woche folgen wichtige Wettkämpfe im weißrussischen Brest. „Bei den Offenen Meisterschaften dort wollen wir Medaillen holen“, gibt Zakharov die ambitionierte Prämisse vor. Bis dahin genieße man noch die Gastfreundschaft des Turnerbund Cannstatt, ehe es am Dienstag in die 6000 Kilometer entfernte Heimat zurückgeht.

Auch wenn die Kirgisen eine selten gesehene Prise Exotik ins Chlorwasser des Inselbads tragen: Ganz überrascht zeigt sich Organisatorin Edeltraud Kowalski nicht von den asiatischen Teilnehmern. „Es ist unglaublich, aber unser Wettkampf scheint sich beinahe überall herumzusprechen. Für viele stehen wir bereits fest im Turnierkalender, immer wieder kommen ohne großartige Eigenwerbung auch neue internationale Delegationen dazu. Das erledigt alles die Mundpropaganda“, so die Mitbegründerin.

Die jahrelange Kleinstarbeit scheint sich auszuzahlen: Neben zahlreichen Vereinen aus Stuttgarter Partnerstädten zählten dieses Jahr unter anderem Novosibirsk und ein Schwimmclub aus dem dänischen Esbjerg zu den Neulingen mit weiter Anreise im Starterfeld. Ungeschlagen blieb bei der Anreise indes ein weiterer Newcomer aus Asien: Gegen die Vertreter der aquaDucks Singapur wirkt selbst die Anreise aus Kirgisistan wie ein entspannter Kurzausflug.

Beim Blick auf diese Zahlen und renommierten Namen bleibt Edeltraud Kowalski nur ein freudiger Kommentar aus tiefstem Herzen: „Diese Internationalität macht es einfach aus. Ich glaube, die Schwimmer können hier so enorm viel lernen, es entstehen wirklich Freundschaften fürs Leben unter den Teilnehmern.“ Bei so viel gelebter Völkerverständigung im Wasser kann sogar das Wetterchaos getrost vergessen werden: Ob sengende Hitze oder ohrenbetäubender Donner – auch im 44. Jahrgang bleibt das Internationale Schwimmfest des TBC eine Ausnahmeveranstaltung, die in der Region ihresgleichen sucht.