Die Silbermedaillengewinner des SV Cannstatt 55+ (von links): Trainer András Fehér, Roland Maurer, Thomas Packenius, Thomas Müller, Kapitän Stefan Richer, Henk von Kaathoven, Harald Westbrock, Michael Locht, Robert Jobst, Joachim Hagemann, Steve McCartney, Jürgen Hermanns. Foto: SVC Quelle: Unbekannt

Budapest - Vier Jahre nach der Europameisterschaft der Wasserballsenioren in Budapest trafen sich die besten Masters-Mannschaften aus aller Welt in demselben Hajós-Alfréd-Nationalbad auf der Margarethen-Insel zur 17. Weltmeisterschaft. Veranstalter war der internationale Schwimmverband FINA. 102 Männermannschaften kämpften in neun Altersklassen (30 bis 70 Jahre) um Medaillen. Darunter auch Teams des SV Cannstatt.

Dieser nahm mit vier Mannschaften in den Altersklassen 55+, 60+, 65+ und 70+ teil. Am erfolgreichsten schnitten die „Jüngsten“ ab. Die elf gemeldeten Mannschaften wurden in zwei Spielgruppen eingeteilt. Der SVC 55+ kam in die größere Gruppe und musste fünf Gruppenspiele absolvieren, von denen vier gewonnen wurden. Die einzige 3:4-Niederlage setzte es gegen die italienische Mannschaft Europa Sporting 55+. Damit waren sie als Gruppenzweiter für das Spiel gegen den Erstplatzierten aus der anderen Gruppe qualifiziert. Im Halbfinale besiegte der SVC das ungarische Team MC Walrus 55+ mit 12:11. Im Finale gegen die US-Boys St. Barbara Masters 55+ am letzten Tag hat die Kraft der Cannstatter in einem über lange Strecken ausgeglichen Spiel nicht gereicht und man musste sich mit 10:12 geschlagen geben. Die Silbermedaille ist dennoch ein toller Erfolg für die Cannstatter.

Die Mannschaft in der Klasse 70+ hatte vier Gegner. Das erste Mal in der Geschichte der World Master-Turniere wurden so viele Teilnehmer in dieser Altersgruppe gemeldet. Mehr Teilnehmer bedeuten mehr Spiele, die eine gute Kondition erfordern. Die einzige Erleichterung, die den alten Herren zugestanden wurde, war eine minimale Verkürzung der Spielzeit. Die vier Vorrundenspiele haben gezeigt, dass drei der Mannschaften etwa gleichwertige Leistung boten. Jeder von ihnen hätte den ersten Platz erreichen können. So fiel die Entscheidung ganz knapp aus. Der SVC verlor in der Vorrunde nur einmal gegen den späteren Sieger Perth Cockatoos 70+ mit 5:6. Gegen den späteren zweiten Blue Thunder Mst 70+ aus den USA gab es ein 5:5.

Sieger der Qualifikationsspiele wurden die ungeschlagenen Australier, die mit jeweils einem Tor gegen die US-Mannschaft und gegen den SVC gewannen. Das Halbfinalspiel des SVC gegen die Blue Thunder 70+ war ein regelrechter Krimi. Die Cannstatter führten bis zur Spielmitte bereits mit 5:1 Doch dann kam die Wende. Die ungarischen Schiedsrichter verwiesen reihenweise Cannstatter Spieler des Feldes. Es war sehr auffällig, denn die Mannschaft hat in keinem anderen Spiel derartig „foul“ gespielt. Nach dem Spiel gab es von Beobachtern Spekulationen, dass diese Spielleitung kein Zufall war. Im Wasserball kann man die Spielergebnisse durch Schiedsrichterentscheidungen leider leicht beeinflussen. In der US-Mannschaft spielten zwei namhafte ehemalige ungarische Nationalspieler mit. Vielleicht hat man ihnen einen Gefallen tun wollen. Kurz vor Spielende stand es dann 6:7. Doch Cannstatt gab nicht auf und erzielte in letzter Sekunde den Ausgleich - das fünf Fünf-Meter-Strafwerfen musste entscheiden. Bei drei der fünf Cannstatter Werfer versagten die Nerven. Da die US-Boys nur zweimal patzten, blieb Cannstatt nur die Chance auf den dritten Platz. Gegen den Dauerrivalen, den SV Poseidon Hamburg, entlud sich dann der ganze Frust der Cannstatter. Der Gegner wurde regelrecht aus dem Wasser „geprügelt“. Das Spiel endete 10:1. Eine besondere Anerkennung verdienen die drei besten Torschützen in der Mannschaft, Franz Schilling (8), Wilfried Schwab (7) und Dieter Höfel (4).

Die zwei anderen Cannstatter Mannschaften, die 60+ und 65+, waren relativ schwach besetzt und konnten mit ihren starken Gegnern leider nicht mithalten. Beide erreichten den fünften Platz in ihrer Vorrundengruppe und schieden damit aus.

Am Erfolg der 55-er und der 70-er hatte András Fehér, Cheftrainer der Wasserballer in Cannstatt, einen großen Anteil. Unermüdlich betreute er alle Cannstatter Mastermannschaften, indem er von einem Match zum anderen eilte, um mit seinen Ratschlägen zum Erfolg beizutragen. Durch das straffe Programm hatte er den ganzen Tag zu tun.Andreas Ördög