Auf die Plätze, fertig, los: Das Training für den Stuttgart-Lauf, der am 24. und 25. Juni stattfindet, hat bei dem Projekt des Caritasverbandes bereits begonnen. Foto: Streib Quelle: Unbekannt

Von Torsten Streib

Bad Cannstatt - Doris Kretzschmar schart die Sportler auf der Laufbahn des TV Cannstatt auf dem Schnarrenberg um sich. Nach einigen Begrüßungsworten soll es losgehen. Bevor die Sportler jedoch mit dem Schwitzen beginnen, ertönt noch der gemeinsame Schlachtruf: „100 für 100“. Soll heißen: „Der Caritasverband für Stuttgart feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Jubiläum. Aus diesem Grund wollen wir 100 Läuferinnen und Läufer bewegen, am Stuttgart-Lauf teilzunehmen“, sagt Sozialpädagogin Kretzschmar vom Cannstatter Treffpunkt des Caritasverbandes, die die Idee zu diesem Projekt hatte.

Im Vordergrund steht der Inklusionsgedanke. Denn sowohl Mitarbeiter der Caritas aus den Bereichen Alten-, Jugend- und Familienhilfe, Arbeit, Migration und Integration, Sucht- und Sozialpsychiatrische Hilfe sowie Armut, Wohnungsnot und Schulden sind ebenso aufgerufen, zu trainieren und später am Lauf mitzumachen wie auch die Sportler mit geistigem und mentalem Handicap. Dementsprechend sei die Gruppe heterogen, was die Sache spannend mache. Auch für Trainer Peter Prieditis. Der Marathonläufer und Finisher des Ironman von Hawaii ist Lehrer an der Sportschule Glucker in Kornwestheim und ein erfahrener Laufcoach. Bislang hat er noch keine Sportler mit geistiger Behinderung betreut. Änderungen an seiner bisherigen Trainingsmethode will er dennoch nicht vornehmen. „Wir laufen immer ein paar Runden, machen zwischendrin immer mal wieder Gymnastik- oder Kraftübungen. Habe ich den Eindruck, die Gruppe ist überfordert, schraube ich die Intensität runter.“ Den Eindruck habe er bei den zwei Einheiten aber noch nicht gewinnen können. Im Gegenteil. „Die Behinderten sind unheimlich motiviert und leistungsbereit und kommen mir zum Teil besser hinterher als mancher Nichtbehinderte.“ Auch Thomas Heimritz lässt sich vom Coach nicht abhängen und läuft während des Trainings ständig auf seiner Höhe. Er freue sich riesig auf den Lauf, kenne die tolle Atmosphäre, schließlich sei er 2011 schon mal dabei gewesen, sagt der Behindertensportler, der ansonsten im Unified-Basketball-Team des Treffpunkt (Behinderte und Nichtbehinderte spielen zusammen) auf Korbjagd geht und schon bei den Special World Games in Los Angeles dabei war. Damals führte die Strecke über zehn Kilometer, dieses Mal bereitet sich der Großteil auf den 7-Kilometer-Lauf vor. „Es darf natürlich auch der Halbmarathon gewählt werden, doch der Großteil wird die kürzere Strecke in Angriff nehmen“, weiß Doris Kretzschmar. Auch mit Walkingstöcken. Denn insgesamt bestehen auch vier Walking-Treffs, unter anderem sind zwei Treffpunktsportler in der Walkinggruppe des TV Cannstatt integriert.

Zuletzt zum Training, das immer mittwochs stattfindet, kamen 25 Sportbegeisterte. Bis zu den angestrebten 100 Aktiven ist es also noch ein weiter Weg. Doch Kretzschmar sieht‘s gelassen. Es müsse nicht jeder mittwochs mittrainieren, am Tag des Laufes gelte es, die 100 Teilnehmer zusammen zu bekommen.

Sowieso ist der Caritasverband in seinem Jubiläumsjahr Partner des Stuttgart-Laufs. Unter anderem bietet der Verband während der Veranstaltung Kinderbetreuung an, damit die Eltern ohne Sorgen auf die Strecke können. Im Gegenzug kann Caritas auf seine Arbeit aufmerksam machen und auf Spenden hoffen. Denn jeder Teilnehmer des Stuttgart-Laufs hat bei der Anmeldung die Möglichkeit zu spenden. „Das läuft bislang sehr gut“, freut sich Susanne Kremer von der Caritas Stiftung. Aufgrund von Erfahrungen beim Tübinger Stadtlauf, als sie bei ihrer damaligen Tätigkeit mit dem Veranstalter eine Sozial-Partnerschaft einging, sprach sie den Württembergischen Leichtathletik-Verband als Organisator des Stuttgarter Ereignisses an und „die fanden die Idee toll“.

Übrigens: Die Spendensumme soll für den Neubau des „Hauses für Kinder“ in Bad Cannstatt verwendet werden. Bislang werden dort bereits sozial schwache Kinder und Familien betreut. Es fehlt aber ein Haus, indem die Betreuungsangebote konzentriert werden können.