Großer Jubel bei den Reds. Nach der außergewöhnlich langen Spielzeit von fast fünf Stunden hatten sie am Freitagabend Heidenheim mit 2:1 besiegt. Die zweite Begegnung am Samstag wurde mit 0:3 verloren.Foto: Foto: Iris Drobny (z) - Iris Drobny (z)

Nach fünf Stunden gewinnen die Bundesliga-Baseballer der Stuttgart Reds Spiel eins gegen Heidenheim. In der zweiten Partie siegt der Gast mit 3:0.

Bad CannstattOben auf dem Schnarrenberg – speziell auf dem Baseball-Feld des TV Cannstatt – gab es über die Jahre schon einige bemerkenswerte Partien zu verfolgen. Wohl eines der denkwürdigsten Duelle ereignete sich am Freitagabend – unter voller Strahlkraft der Flutlichtanlage. Der dreimalige deutsche Meister und vor der Begegnung Tabellenzweite Heidenheim Heideköpfe wurde mit 2:1 besiegt. Grundsätzlich zwar immer etwas Besonderes, aber auch nichts völlig Außergewöhnliches. Den Status eines historischen Siegs für die Reds bekommt die Partie jedoch aufgrund der Dramatik und der Länge. Im 16. Inning – dem 7. „Extra-Inning“ – nach einer Dauer von fast fünf Stunden und genau zehn Minuten vor Mitternacht, erwischte Toni Horvatic einen Wurf des zweiten Heideköpfe-Pitchers Enorbel Marquez-Ramirez perfekt. Ein sattes „Klonk“ und der Ball segelte durch den Nachthimmel in die vom Flutlicht angestrahlten Bäume hinter dem Centerfield-Zaun. Riesenjubel auf den Rängen und auf dem Feld. Dem Favoriten Heidenheim hatte man ein Bein gestellt. Es entwickelte sich ein ausgelassener Freudentanz zur Geisterstunde. „Von diesem Spiel werden wir noch ewig sprechen. Sensationell, wie meine Spieler die Nerven bewahrt haben“, sagte Reds-Coach Greg Lemon.

Bis die Reds jedoch jubeln durften, hatten vor allem die Offensivreihen beider Seiten nicht viel zu lachen. Stuttgarts Starting Pitcher und Stunden späterer Matchwinner Toni Horvatic hatte ebenso alles im Griff wie sein Gegenüber Mike Bolsenbroek. Erst im vierten Durchgang brachte der Heidenheimer Shawn Larry den ersten Punkt der Begegnung auf die Anzeigetafel. Im siebten Inning bezog Daniel Zeller auf dem Werferhügel Position und zeigte eine hervorragende Leistung. Er ließ den Gästen keine Punktchance. Die Gastgeber glichen indes aus. Toni Horvatic schlug ein Double ins Leftfield. Danilo Weber wollte Horvatic dann mit einem Bunt ein Base weiter bringen. Doch weil den Heideköpfen ein Fehler unterlief, kam er sogar bis zur Homeplate – 1:1. Was wenig später folgte, war eine ausgedehnte Verlängerung – gegen Ende übernahm für die Reds Hagen Rätz die Wurfaktionen – mit dem „knallharten Happy-End“ für die Gastgeber.

Während der zweiten Partie am Samstag zogen häufig dunkle Gewitterwolken auf, was auch eine 15-minütige Unterbrechung mit sich brachte. Erneut gaben die Werfer den Takt vor. Für die Reds zeigte der US-Amerikaner Dustin Ward seine Wurf-Qualitäten beziehungsweise -Raffinessen. Die Stuttgarter hatten während der neun Innings zwar immer wieder Runner auf den Bases, doch ein Punkt wollte nicht gelingen. Anders die Gäste. Sie waren einen Touch effektiver und kamen im ersten, achten sowie neunten Abschnitt jeweils zu einem Punkt und gewannen mit 3:0. „Hut ab, was meine Pitcher und die Defensive in diesen zwei Spielen geleistet haben“, war Reds-Trainer Lemon vom Doppelauftritt seiner Schützlinge begeistert. Einzig in der Offensive gebe es Handlungsbedarf. „Daran müssen wir weiterhin arbeiten.“

Mit acht Siegen und acht Niederlagen belegen die Baseballer vom Schnarrenberg weiterhin Platz fünf. Auf Rang 4, der zu den Playoffs berechtigt, fehlen zwei Siege. Diesen Sprung traut Lemon dem Team durchaus zu. „Wir haben die Qualität, um die Playoffs zu erreichen, wie so mancher Sieg gegen die Mannschaften vor uns gezeigt hat. Wir werden alles versuchen, um doch noch unter die ersten Vier zu kommen.“

Gleichwohl ist man in der Reds-Vorstandschaft mit dem Saisonverlauf, dem Auftreten des Teams und der Arbeit des Trainers sehr zufrieden. „Es herrschen ein Zusammenhalt und eine Disziplin, wie wir es noch nie hatten“, sagt Vorstandsmitglied Patrick van Bergen. Darüber hinaus verfüge man über die stärkste Mannschaft, die man je in der Bundesliga gehabt habe, weiß Baseball-Abteilungsleiter Christoph Manske. Aber: „Die Liga war auch noch nie so stark wie in dieser Spielzeit.“

Sollte es nichts werden mit der Playoff-Teilnahme, können die Stuttgarter – anders als in der Vorsaison – gelassen auf die Abstiegsrunde schauen, in die die Teams die Siege mitnehmen. Im Vergleich zum Schlusslicht Ulm, „dem kritischen Platz“, so Manke, haben die Stuttgart Reds bereits sieben Jubelmomente mehr auf dem Konto.