Zsófia Posgay hat Grund zum Strahlen. Die PSV-Athletin sicherte sich mit der deutschen Mannschaft die Junioren-Europameisterschaft Foto: oto: Streib - oto: Streib

Zsófia Posgay vom PSV Stuttgart gelang mit der deutschen Fechtmannschaft die Überraschung. Bei den Junioren-Europameisterschaften sicherte sie sich das deutsche Team den Titel.

SotschiDie Ausgangslage für gute Europameisterschaften war für Zsófia Posgay alles andere als günstig. Ihr Heimtrainer Michael Kühner wollte sie während den Titelkämpfen in Sotschi an der Planche unterstützen, kam dort aber niemals an. Grund: Der PSV-Trainer saß auf dem Flughafen in Istanbul fest. „Unser Flug weiter nach Sotschi sollte eigentlich um 23.30 Uhr starten, was auch auf der Anzeigetafel am Flughafen klar zu lesen war“, sagt Kühner. Doch selbst nach der anberaumten Abflugzeit erfolgte noch kein Aufruf. Wie sich dann später herausstellte, ging „der Flieger bereits früher, ohne dass dies irgendwo kommuniziert wurde“. Es gab am nächsten Tag zwar kostspieligere Alternativen in die ehemalige Olympia-Stadt, die aber nicht sicherstellten, dass „ich rechtzeitig zu Zsófias Gefechten eingetroffen wäre.“ So entschloss sich der 70-Jährige schweren Herzens, wieder zurück nach Stuttgart zu fliegen.

Natürlich setzte er sich telefonisch mit seiner Athletin in Verbindung, gab ihr Tipps und sprach ihr Mut zu. Obwohl sie nun auf die Unterstützung ihres Heimtrainers verzichten musste, startete sie selbstbewusst in den Einzelwettbewerb. Die 19-Jährige, die demnächst ihr Abitur baut, deutete auch bereits in der Vorrunde an, dass sie vorne mitmischen kann. So gelangen ihr fünf Siege, lediglich der Polin Jeglinska unterlag sie mit 3:4 und beendete die Vorrunde auf Platz 9 der Setzliste. Damit ersparte sie sich die 64er-Direktausscheidung. Unter den letzten 32 musste sie gegen die Ukrainerin Budenko ran und besiegte diese, nachdem sie das letzte Aufeinandertreffen noch mit 0:5 verloren hatte, mit 15:5. Im Achtelfinale war dann Schluss, sie unterlag der Polin Matysiak mit 9:15. Immerhin belegte sie Platz 10 und hat damit bewiesen, dass „sie zu den besten Juniorinnen in Europa gehört“, freut sich ihr Trainer.

Doch die Krönung der Titelkämpfe sollte noch folgen – der Mannschaftwettbewerb. Die Vize-Europameisterin Leonie Ebert (Tauberbischofsheim), Sophia Werner (Berlin), Caroline Schmitz (Bonn) und eben Zsófia Posgay rechneten zwar „insgeheim mit einer Medaille“, so Posgay, „doch von Gold haben wir nicht gewagt zu träumen“. Die deutschen Juniorinnen besiegten zum Auftakt Spanien klar mit 45:21, im Viertelfinale Frankreich mit 45:37 und im Halbfinale räumte man die an Nummer 1 gesetzten Polinnen (45:35) aus dem Weg. Die Silbermedaille war sicher, der Finalgegner Italien – unter anderem mit der amtierenden Europameisterin Flaretto und der Weltranglistenersten Rossini – schien jedoch zu übermächtig.

Die überragend fechtende Leonie Ebert übergab im Finale mit einem Treffer Vorsprung an Posgay. Gegen Tangherlini verteidigte sie den Vorsprung und Werner übernahm mit 34:33. Gegen Rossini konnte Werner den 36:38-Rückstand nicht verhindern. Die Neuauflage des Einzelfinales zwischen Ebert und Favaretto musste die Entscheidung bringen. Mit blitzschnellen Angriffen und exzellenten Paraden setzte Ebert Treffer um Treffer, revanchierte sich für die Finalniederlage und schaffte die Sensation: Deutschland siegte mit 45:43 und wurde Junioren-Europameister. „Gegen Italien zu gewinnen, ist so, als würde der VfB gegen Barcelona siegen – und das in Barcelona“, beschreibt Kühner das Kunststück der deutschen Juniorinnen.

In drei Wochen stehen die nächsten Titelkämpfe an – die Weltmeisterschaften in Verona. Zsófia Posgay wird erneut die deutschen Farben vertreten. Ihr Trainer Michael Kühner hat sich fest vorgenommen, sie an der Planche zu unterstützen. Nur: „Dieses Mal fahre ich mit dem Auto, um auf jeden Fall anzukommen.“