Florian Roller zeigt seine mittlerweile dritte Goldmedaille. Foto: Peter Roller - Peter Roller

Florian Roller von der Stuttgarter Rudergesellschaft aus Untertürkheim gewann bislang drei WM-Titel in nicht olympischen Bootsklassen.

UntertürkheimDie Goldmedaille hat Florian Roller nach dem Triumph mit dem deutschen Leichtgewichts-Doppelvierer bei den Weltmeisterschaften in Plovdiv Mitte September sofort in Empfang genommen. An der Wand in der Wohnung in Markgröningen hängt das Goldstück aber noch nicht. „Wenn die Urkunde da ist, dann hänge ich beides auf“, sagt Roller, der für die Stuttgarter Rudergesellschaft aus Untertürkheim startet. Wo und wie die Utensilien angebracht werden, dafür hat der 25-Jährige noch genügend Zeit zur Planung. Die Urkunde geht durch viele Hände, bis sie letztlich Roller in der Hand hält. „Sie wird zuerst an den Ruderverband geschickt, dann weiter zum Stützpunkt nach Ulm und dann an mich“, lacht Roller. Er schätzt, Ende des Jahres die beiden WM-Erinnerungen „an der Wand dingfest machen zu können“. Übrigens: Der diesjährige Erfolg bedeutet den dritten WM-Titel für Roller – er gewann bereits mit dem leichten Achter und 2016 mit dem Leichtgewichts-Doppelvierer.

Jeder WM-Sieg sei etwas Besonderes, doch der jetzige überraschend gewesen. Die Italiener galten nahezu als unschlagbar, distanzierten die Deutschen beim Weltcup um sechs Sekunden. Bei den Europameisterschaften – ohne das Deutsche Boot – gewannen die Italiener mit rund neun Sekunden Vorsprung. Die richtige Taktik sollte aber letztlich den Ausschlag zugunsten des deutschen Teams geben. Die 2000 Meter lange Strecke teilen sich die Ruderer in 500-Meter-Abschnitte ein. „Nach 800 und 1250 Metern haben wir geplant, einen Zwischenspurt einzulegen.“ Und siehe da, der Plan ging auf. Beim letzten Spurt „habe ich mich umgeschaut und erkannt, dass die Italiener immer nervöser werden. Wir ließen nicht nach und sie konnten nicht dagegenhalten beziehungsweise folgen.“ Mit mehr als eineinhalb Sekunden Vorsprung überquerte das deutsche Boot die Ziellinie. Der Ertrag einer langen, harten Vorbereitungsphase war eingefahren.

Seit April bis zur WM Mitte September war Florian Roller an keinem Wochenende mehr zu Hause. Nach den Titelkämpfen gestattete sich der Maschinenbau-Student etwas Ruhe, quälte sich aber dennoch weiterhin: „Ich habe Dantes Göttliche Komödie endlich fertig gelesen. Ganz schön schwere Kost, mehr als 30 Seiten habe ich pro Tag nicht geschafft“, lacht der 25-Jährige.

Nun startet denn auch wieder die körperliche Qual. Der 25-Jährige hat den Traum von Olympia, also Tokio 2020, immer noch nicht aus den Augen verloren. Aus Rio 2016 wurde nichts, weil er nicht bereit war, der Leistungssportreform des Deutschen Olympischen Sportbunds nachzukommen. Dafür hätten alle Kandidaten für den Leichtgewichts-Vierer – die Bootsklasse ist im Vergleich zum Leichtgewichts-Doppelvierer olympisch, gerudert wird mit beiden Händen an einem Riemen – auf eigene Kosten nach Hamburg ziehen müssen. „Das wollte ich auch wegen meines Studiums nicht.“ Nun ruhen die Hoffnung auf eine Olympia-Teilnahme auf dem leichten Doppelgewichtszweier. Da mittlerweile aber alle Bootsgattungen in der Hansestadt angesiedelt sind, müsste für Olympia immer noch der Umzug in den hohen Norden in Kauf genommen werden. Doch dagegen regt sich Widerstand – „alle ziehen an einem Strang, kein Athlet will stand jetzt in den hohen Norden zu ziehen“.

Bei der WM in Plovdiv zählte indes Wohnort vor Leistung – der Doppelzweier landete unter Ferner liefen, fand sich im C-Finale wieder. „Somit habe ich die Hoffnung, dass noch ein Umdenken stattfindet und ich auch ohne Wohnort-Wechsel die Chance bekomme, mich über gute Leistungen für den Zweier und somit für Olympia zu qualifizieren.“