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Simon Hüllenkremer und Paul Jannik Haufe vom Stuttgarter Segel-Club starten in der nächsten Woche bei den Junioren-Europameisterschaften in Dänemark

HofenDas Gepäck ist verstaut, die Wohnmobile sind startklar – Simon Hüllenkremer und Paul Jannik Haufe können demnächst aufbrechen. Die beiden fahren getrennt, haben aber das gleiche Ziel: Faaborg an der Ostsee in Dänemark. Urlaub und Faulenzen sind aber nicht angesagt. Vielmehr starten die beiden Athleten des Stuttgarter Segel-Clubs dort von Montag bis Freitag für Deutschland bei den Junioren-Europameisterschaften in der Bootsklasse Europe. Die Tickets hat das Duo vor rund einem Monat bei den Deutschen Jugendmeisterschaften auf dem Patwitzer See in der Lausitz gelöst: Simon Hüllenkremer siegte, Paul Jannik Haufe kam auf den dritten Rang. Die Ziele der beiden sind ähnlich. „Ein Platz im vorderen Viertel“, strebt der 19-jährige Simon an, der vor Wochenfrist sein Abitur im Stuttgarter Eberhard-Ludwigs-Gymnasium gemacht hat und ein duales Maschinenbau-Studium beginnen wird. Der in Kirchheim wohnende und Luft- und Raumfahrt studierende Paul Jannik Haufe – während der EM feiert er seinen 19. Geburtstag – wäre von „einem Top-Ten-Platz völlig begeistert“. Geglückt ist ihm dies bereits bei seiner ersten Teilnahme an einer Jugend-EM – auf dem Gardasee wurde er Fünfter. Doch diese Platzierung zu wiederholen, sei sehr schwer, die EM finde schließlich auf dem Meer statt und da seien die Teilnehmer aus Skandinavien favorisiert, so Haufe. Warum? „Es wird wohl sehr windig, vielleicht gar stürmisch und somit auch wellig zugehen. Die Skandinavier kennen und lieben diese rauen Bedingungen“, klärt Hüllenkremer auf. Würde es sich um einen ruhigeren und weniger windigen Austragungsort handeln, „dann hätten die Südländer Vorteile“. Hüllenkremer mag es auf dem Wasser auch eher ruhiger.

Keine olympische Bootsklasse

„Ich segele gerne auf Seen. Da sind stabilere Verhältnisse und ich muss nicht so heftig arbeiten beziehungsweise Kraft aufbringen.“ Denn er wiegt gerade mal 65 Kilogramm. Bei heftigem Wind habe er mächtig zu kämpfen. Haufe – zehn Kilogramm schwerer – mag indes das Segeln auf dem Meer. Wobei sich beide einig sind: „Unser Lieblingsrevier ist der Gardasee.“ Und der heimische Max-Eyth-See, das kleinste Segelrevier Deutschlands – welche Bedeutung hat das Heimatrevier?

Der Max-Eyth-See sei schnuckelig, aber unberechenbar, so Hüllenkremer. Warum? „Es herrschen häufig drehende Winde und plötzliche Böen sind keine Seltenheit. Da muss man stets wachsam sein“, erklärt Hüllenkremer und Haufe fügt hinzu: „Wer auf dem Max-Eyth-See zurechtkommt, der kommt überall zurecht.“ Darüber hinaus sei der See aufgrund seiner geringen Länge bestens fürs Techniktraining geeignet. „Man fährt nicht einmal eine Minute, dann muss man ein Manöver machen, also die Richtung ändern“, so Haufe.

Europe, eine Einhand-Jolle, die für Segler von 45 bis 85 Kilogramm geeignet ist, ist keine olympische Bootsklasse. Die Olympischen Spiele sind auch nicht das große Ziel der beiden Athleten vom Stuttgarter Segel-Club. „Sicherlich wäre es toll dabei zu sein, aber dafür müssten wir unter anderem ordentlich Kilos draufpacken“, sagt Hüllenkremer und „uns zudem für einen Umzug nach Kiel an den Olympia-Stützpunkt entscheiden sowie vier Jahre lang alles andere hinten anstellen und nur fürs Segeln leben. Das beabsichtigen wir beide nicht und andererseits wissen wir ja auch gar nicht, ob wir für Kiel in Frage kommen würden“, so Haufe.

So steuern die beiden in diesen Tagen zwar Richtung Kiel, nehmen dann aber Kurs Richtung Faaborg in Dänemark. Übrigens: Nicht nur für die Anfahrt, Unterkunft und die Verpflegung während der EM müssen die Stuttgarter selbst aufkommen, auch das Startgeld wird aus der eigenen Tasche bestritten. Vom Verband gebe es keine Unterstützung, „vielmehr steuert unser Verein etwas bei“.