In ihrem Element: Die Familie Schenke (von links) - Oliver, Susanne, Hannah, Hannes und Max - sitzen auf dem Sprungbrett. Viel Zeit verbringt die Schwimmer-Familie in Bädern. Foto: Streib Quelle: Unbekannt

Von Torsten Streib

Bad Cannstatt -Im Hause Schenke in Beutelsbach geht ab und an mal etwas zu Bruch. Zuletzt die Vorhangstange in Max’ Zimmer. Der 15-Jährige ist aber keineswegs zerstörungswütig - und wenn er sagt, „ich kann da gar nichts dafür“, dann stimmt das auch. Vielmehr hielt die Stange der Last nicht mehr stand - an ihr hingen Medaillen, die Max über die Jahre bei Schwimmwettkämpfen gesammelt hat. Das selbe Schicksal wird irgendwann die neue Stange, dieses Mal aus Metall, ereilen - sie hänge auch schon durch, sagt Max, fügt aber bescheiden hinzu: „Nicht alle Plaketten sind Siegermedaillen, beim Schwimmen gibt es schon welche, wenn man antritt.“ Doch wie seine Geschwister Hannah (17 Jahre) und Hannes (13), die seit 2012 für den TB Cannstatt starten, hat auch Max viele Meisterschaften gewonnen. Unter anderem schon 42 Titel bei baden-württembergischen Meisterschaften in unterschiedlichen Disziplinen. Hannes, der Spezialist über die Langen Strecken, steht dem nur geringfügig nach - 20 Mal traf man ihn bei der Landesmeisterschaft ganz oben auf dem Treppchen an - vor kurzem verteidigte er gar seinen deutschen Jahrgangstitel im Freiwasser über 2,5 Kilometer. Wie sein Bruder ist er vor größeren Wettkämpfen „um die neun Mal pro Woche im Wasser plus Krafttraining“, so der 13-Jährige. Hannahs Weg zu großen Titeln wurde indes durch eine zweijährige Zwangspause zwischen 12 und 14 Jahren gestoppt- die entzündende Schulter zwang zum zwischenzeitlichen Ausstieg aus dem Wasser. Mittlerweile ist sie aber wieder fünf Mal pro Woche beim Training anzutreffen - einmal als Assistenztrainerin.

Keine Frage, bei den Schenkes ist Wasser das (familien-)bestimmende Element. Und dies, obwohl Mutter Susanne „eigentlich nichts mit Schwimmen am Hut hatte und viel lieber Ski fährt“, wie sie zugibt. Auch Vater Oliver war nie in einem Schwimmverein, ist aber laut eigenen Aussagen ein ganz passabler Schwimmer - „zumindest konnte ich noch bis vor kurzem einigermaßen mit meinen Kindern mithalten“. Diese Aussage wird vom Nachwuchs mit einem hämischen „Hahaha“ quittiert. Der Einstieg zum Schwimmen war bei den Schenkes jedoch ein dramatischer. Hannah machte als Kleinkind bereits einen Schwimmkurs. Pflicht wurde dieser dann auch für die beiden Söhne, nachdem Max mit zweieinhalb Jahren im Urlaub auf Fuerteventura beinahe im Hotelpool ertrunken wäre. „Das war Horror. Danach stand für mich fest: Jeder in der Familie muss schwimmen können“, erinnert sich Susanne Schenke mit Schaudern. Aus der Pflichtveranstaltung wurde dann der bestimmende Familieninhalt. „Meine Schwester hat mich infiziert und ich wohl meinen kleinen Bruder“, sagt Max, der sich an den dramatischen Vorfall natürlich nicht mehr erinnern kann und das „Wasser liebt“.

Viel Zeit für andere Dinge bleibt bei den Schenkes also nicht. Oliver Schenke - auch noch Schwimmabteilungsleiter beim TBC - sitzt viel im Auto und fährt seine Sprösslinge unter anderem in die verschiedenen Schwimmbäder, die der TB Cannstatt an Trainingsstätte nutzt. „Ich kann nur regelmäßig den Chauffeur spielen, weil ich selbstständig bin. Sonst würde das gar nicht funktionieren.“ Aber er fiebere dem Tag entgegen, bis seine Tochter 18 Jahre ist, den Führerschein hat und die Jungs mit ins Training nehmen würde. Andererseits nimmt er den Aufwand auch gerne auf sich. „Es macht einen schon stolz, was die Kinder so leisten.“ Seine Frau Susanne kann das nur bestätigen und sieht Schwimmen auch aus pädagogischer Sicht: „Durch den hohen Aufwand haben sie einfach keine Zeit und Möglichkeit, irgendeinen Blödsinn zu machen.“

Hannes und Max gehen beide auf die Lindenrealschule in Untertürkheim, eine Eliteschule des Sports. Das Brüderpaar gibt sich beim Sport gegenseitig Tipps, die beiden frotzeln aber auch gerne. „Wenn ich schneller bin als Max, dann ist er mächtig angesäuert“, lacht Hannes und Max kontert, „wäre ich sicherlich, wenn du nur mal schneller wärst“.

Ob sie denn sauer und stinkig wären, wenn sie die selbst gesteckten Ziele nicht erreichen? Hannes schüttelt vehement mit dem Kopf, verneint und bekommt von seiner Schwester lachend zu hören: „Du bist beleidigt wie eine Primadonna, wenn es nicht so klappt, wie du es dir vorstellst.“

Schwimmen wird auch weiterhin das Leben der Schenkes bestimmen. Ebenso werden weitere Medaillen dazukommen und somit mit Sicherheit noch die ein oder andere Vorhangstange zu Bruch gehen.

In unserer Serie Familienbande, die wir in Zusammenarbeit mit Lotto Baden-Württemberg durchführen, wollen wir beleuchten, welche Vorteile, Nachteile oder auch Kuriositäten es mit sich bringt, wenn man gemeinsam mit einem oder mehreren Mitgliedern aus der eigenen Familie Sport treibt. Heute: die Schenkes, Schwimmer des TB Cannstatt.