Christian Riethmüller (links) und Claus Vogt wollen VfB-Präsident werden. Foto: Baumann - Baumann

Christian Riethmüller und Claus Vogt stehen den VfB-Mitgliedern als Präsidentschaftskandidaten zur Auswahl.

StuttgartIm Clubhaus des VfB Stuttgart servierte man Schoko- und Zwetschgenkuchen, als die beiden finalen Kandidaten für die Präsidentschaftswahl am 15. Dezember in einer Presserunde erstmals aus dem Schatten ans Licht traten. Zehn Bewerber waren ursprünglich angetreten. Dabei gesucht, so umschrieb der Vorsitzende Wolf-Dietrich Ehrhard den wochenlangen Auswahlprozess des Vereinsbeirates, „waren letztlich Persönlichkeiten mit authentischem, selbstbewussten und souveränem Auftreten, die aber auch Bodenhaftung besitzen.“

Ehe die Mitglieder entscheiden, ist die Vorauswahl des achtköpfigen Rates auf den Tübinger Großbuchhändler Christian Riethmüller, 44, und den Böblinger Facility-Management-Unternehmer Claus Vogt, 50, gefallen. „Es war ein harter Prozess“, zollte Riethmüller dem VfB Respekt: „Ich war nach meinen Präsentationsrunden manchmal ganz schön fertig.“

Bei ihrer ersten Vorstellung machten beide Kandidaten einen gleichsam motivierten wie kompetenten Eindruck. So dürfte es die Mitglieder freuen, dass sowohl Riethmüller als auch Vogt in der „Wir“-Form sprachen, als es um die Zukunftsaufgaben des VfB ging. Beide Kandidaten betonten, finanziell komplett unabhängig zu sein. Sie wollen den Präsidenten-Posten, der formal im Ehren- und Nebenamt ausgeschrieben ist, mit viel Elan angehen. „Wir haben uns die Zeit dafür geschaffen, das Amt wenn nötig auch als Full-Time-Job anzugehen“, sagten beide unisono.

Kein „Grüß-Gott-Onkel“

„Ich will kein Besser-Wisser, sondern ein Besser-Macher sein“, erklärte Claus Vogt seine Motivationsgründe. Seit Jahren ist der Waldenbucher im Mitglieder-Ausschuss des Vereins tätig: „Viele kritisieren die Dinge beim VfB nur. Ich will die Probleme mit Herz und Leidenschaft anpacken.“ Christian Riethmüller ist derweil bei der Mitgliederversammlung im Juli ans Rednerpult getreten – und hat die große Distanz zwischen den Gremien beim VfB und dem Fanvolk angeprangert. „Ich will meine unternehmerische Erfahrung, meine sportliche Begeisterung und die Leidenschaft für den VfB vereinen – und will auf die Fans und Mitglieder zugehen“, sagte der Tübinger Buchhändler. Dass in Thomas Hitzlsperger der neue starke Mann im Alltagsgeschäft als Vorstandsvorsitzender der AG bereits vor der Inthronisierung des Präsidenten bestellt wurde, nehmen beide Kandidaten mehr oder weniger hin. „Man hätte es zeitlich anders machen können. Aber grundsätzlich ist Hitzlsperger eine gute und eine richtige Wahl“, sagte Vogt, während Riethmüller auch bezüglich des Binnenverhältnisses zwischen Präsident und Vorstandschef ergänzte: „Wenn ich gewählt werde, wird der VfB keinen Grüß-Gott-Onkel als Präsidenten haben.“

Dietrich hofft auf Ruhe

Mit Riethmüller und Vogt waren bis Donnerstagvormittag noch die Persönlichkeitstrainerin Susanne Schosser, 57, und der pensionierte Gymnasialrektor Martin Bizer, 64, auf der Shortlist des Vereinsbeirats gestanden. Schon diese Vorauswahl hatte Aufsehen erregt, da der frühere Nationalspieler Guido Buchwald aussortiert worden war. Bereits zuvor hatte es Kritik an der Arbeit des Vereinsbeirats um den Vorsitzenden Erhard gegeben: Viele Clubmitglieder hätten sich einen Auswahlprozess gewünscht, den sie besser nachvollziehen können, um die Bewerber entsprechend beurteilen zu können. Doch der Vereinsbeirat hatte sich zunächst für ein anonymisiertes Verfahren entschieden, hatte dann aber mitten im Prozess eine Rolle rückwärts hingelegt, indem er in der vier Bewerber umfassenden Shortlist plötzlich auch die Namen öffentlich machte. Am kommenden Montagabend beginnt nun die Wahlkampftour der Finalisten Riethmüller und Vogt beim „Dunkelroten Tisch“ in der Soccerlounge des Stadions. Die rund 350 Tickets für den Abend sind bereits vergriffen. Doch es wird zahlreiche weitere Termine geben.

Der Ex-Präsident Wolfgang Dietrich, durch dessen Rücktritt Mitte Juli die vorzeitige, außerordentliche Wahl erst notwendig geworden war, hegt mit Blick auf die VfB-Mitgliederversammlung in der Schleyerhalle bereits jetzt einen Wunsch: „Möge der 15. Dezember so bald als möglich kommen, damit mehr Ruhe einkehrt“, sagte der ehemalige Präsident – und wünschte sich, „dass dann ab dem 16. Dezember nicht gleich wieder der Wahlkampf für die ordentliche Mitgliederversammlung Mitte des nächsten Jahres losgeht.“ Denn egal ob letztlich Riethmüller oder Vogt das Rennen machen. In fünf Wochen wird der neue VfB-Präsident lediglich für rund ein Dreivierteljahr gewählt.