Den ersten Auswärtspunkt haben die Stuttgarter in Hannover geholt. Jetzt schwören sie sich auf das Spiel in Bremen ein. Foto: dpa - dpa

Von Sigor Paesler

Stuttgart – Es sieht gut aus beim VfB Stuttgart. Der Bundesliga-Aufsteiger ist mit 17 Punkten Tabellenzwölfter und hat die Chance, im Spiel am Samstag (15.30 Uhr) beim Vorletzten Werder Bremen den Abstand zur Abstiegszone noch weiter zu vergrößern. Zudem entwickelt sich die Mannschaft fußballerisch sichtlich weiter. Und für Samstag kehren einige zuletzt verletzt fehlende Spieler zurück. Alles gut? Ja. Aber Trainer Hannes Wolf kann keine Euphorie gebrauchen. Was für ihn so viel heißt: Nur nicht nachlassen.

„Wir können die Tabelle lesen und wissen, wie groß die Chance ist, einen Schritt zu machen“, sagt Wolf. Mehr Wert legt der Trainer auf diese Feststellung: „Es ist nicht die Zeit für Lobeshymnen. Wir sind Zwölfter und wir haben schwere Spiele vor uns.“ Bremen, Leverkusen, Hoffenheim, Bayern. „Die Spiele, die jetzt noch kommen, entscheiden maßgeblich darüber, wie wir die Situation an Weihnachten wahrnehmen.“ Weiter im Mittelfeld oder doch näher an der Abstiegszone – alles ist möglich. Nur nicht nachlassen.

Werder im Aufwind

Dass das Spiel gegen Werder das vermeintlich leichteste des Restprogramms bis zur Winterpause ist, sieht Wolf freilich nicht so. „Wir haben überhaupt keinen Grund zu Überheblichkeit vor Auswärtsspielen“, sagt er zum einen. Beim 1:1 zuletzt in Hannover haben die Stuttgarter in der laufenden Spielzeit den allerersten Punkt auf fremden Plätzen geholt. Zum anderen haben sich die Bremer zuletzt gesteigert: Die Hälfte der bislang gerade einmal acht Saisontreffer hat Werder im vergangenen Heimspiel gegen Hannover 96 (4:0) erzielt, anschließend gab es ein unglückliches 0:2 in Leipzig. „Es ist ja nicht ein halbes Jahr her, dass sie gut gespielt haben“, sagt Wolf über die Bremer und weiß gleichzeitig, „dass sie Punkte gut gebrauchen können, da wird richtig Kampf kommen“.

Aus der Hansestadt bekommt man mit, dass sich unter dem neuen Trainer Florian Kohfeldt ein Mentalitätswechsel vollzogen hat. Zu Saisonbeginn unter Alexander Nouri habe die Mannschaft mehr Angst vor dem Verlieren gehabt als Mut, gewinnen zu wollen, erklärt etwa der wiedergenesene Thomas Delaney: „Die Herangehensweise hat sich nach dem Trainerwechsel geändert. Wir treten mutig auf, wollen längere Zeit den Ball haben und haben wieder mehr Vertrauen in die Art, wie wir spielen.“

Beide Trainer können auf einen volleren Kader zurückgreifen als zuletzt. Beim VfB ist Torhüter Ron-Robert Zieler zwar leicht erkältet und hat heute das Training ausgelassen, einem Einsatz in Bremen steht aber wohl nichts entgegen. Die zuletzt fehlenden Marcin Kaminski, Chadrac Akolo und Anastasios Donis sind wieder fit. Ob Kaminski in die Innenverteidigung zurückkehrt, ist jedoch fraglich, obwohl der Pole vor seinem Ausfall kein Saisonspiel verpasst hatte. Holger Badstuber, Timo Baumgartl und Benjamin Pavard machen ihre Arbeit zurzeit einfach gut.

Akolo und Donis geben dem Trainer wieder mehr Alternativen für die Offensive, werden aber eher von der Bank kommen. Denn auch hier haben Takuma Asano, Josip Brekalo und Berkay Özcan überzeugt. „Wir sind froh, wenn wir schwere Entscheidungen treffen müssen“, sagt Wolf. Zuletzt traf das oft Simon Terodde. Obwohl Wolf betont, dass er die Aufstellung danach ausrichtet, „womit wir die größte Wahrscheinlichkeit auf ein positives Ergebnis haben“, spielt die individuelle Form eine wichtige Rolle. „Die Qualität eines Spielers ist entscheidend, man kann sich aber auch über das Training anbieten“, erklärt Wolf und fügt mit einem Grinsen hinzu: „Wenn einer super spielt und trainiert, finden wir eine Position, wo das passt.“

Da kann der Trainer zurzeit viele VfB-Profis nennen. Er ist zufrieden und drückt das auch aus. Gleichzeitig wird er nicht müde zu warnen. „Wir haben Luft nach oben. Es sind viele Details, an denen wir arbeiten“, betont er. 17 Punkte aus 13 Spielen und Platz zwölf ist eine gute Zwischenbilanz für einen Aufsteiger. „Aber wir sind nicht Vierter.“

Als ob das Betätigen der Euphoriebremse rund um den VfB noch nicht genug wäre, muss Wolf dieser Tage auch noch zum wiederholten Male zum Thema Borussia Dortmund Stellung nehmen. Dass sein Name mit dem BVB in Verbindung gebracht wird, sobald dort eine Trainerdiskussion aufkommt, daran hat er sich schon fast gewöhnt. Und er weiß, dass es wegen seiner Dortmunder Vergangenheit und seiner in Stuttgart wertgeschätzten Arbeit nicht völlig überraschend so ist. „Wir sind hier“, sagt er über sich und seinen Assistenten Miguel Moreira. „Was-wäre-wenn ist uninteressant.“ Das klingt in den Ohren der VfB-Fans doch gut.