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Von Lars Müller-Appenzeller

Mönchengladbach – In der Bundesliga gilt es, Spieltag für Spieltag Zeichen zu setzen. So wie die Profis des VfB Stuttgart am Dienstagabend gegen Borussia Mönchengladbach – weniger im Spiel als vor dem Spiel: Alle trugen Trainingsjacken mit Namen und Rückennummer des im Gesicht schwer verletzten Kapitäns Christian Gentner. Fünftes Bundesligaspiel, dritte Niederlage, Torverhältnis 3:7, zündelnde Fans – das ist die Lage beim VfB nach der 0:2 (0:0)-Niederlage am Niederrhein:

  • Gutes im Schlechten: Nein, die Gladbacher haben den VfB nicht gerade aus den Schuhen geschossen, Rechtsverteidiger Timo Baumgartl war ob der grundsätzlichen Offensivkraft der Borussen auch nicht aus den Kickschuhen gekippt. Dennoch sagte er nach dem Spiel ohne Schuhe an den rotsockigen Füßen: „Wir können von hier viel Gutes mitnehmen.“ Das sei trotz der Niederlage vor allem die defensive Stabilität. Auch Trainer Hannes Wolf wollte nicht klagen: „Das hat grundsätzlich alles sehr gut gepasst“ mit Benjamin Pavard als zentralem Verteidiger, Marcin Kaminski links und Baumgartl rechts. Dennoch wurde der rote Riegel von Raffael geknackt (57. Minute). „Bis zum Gegentor haben wir richtig gut verteidigt, auch danach, der Wille war immer da“, sagte VfB-Sportvorstand Michael Reschke. „Aber der Plan war, kein Gegentor zu kriegen und Konter zu setzen. Dieser Plan ist nicht aufgegangen.“
  • Schlechtes im Guten: Der VfB hat wieder kein Tor erzielt, überhaupt erst dreimal getroffen. „Das bereitet mir weniger Sorgen, als wenn wir keine Chancen kreiert und nur drei Tore geschossen hätten“, sagte Wolf. „Die Qualität, diese Chancen zu erarbeiten auf Bundesliganiveau, ist ganz wichtig.“ Aber es fehlt die Vollstreckerqualität, gerade bei Simon Terodde. Er ist ausgewiesener Fachmann in der 2. Bundesliga, traf in 187 Spielen 89 Mal – ist aber nach nun zehn Bundesligaspielen (für den VfB und den 1. FC Köln) weiter ohne Tor. Es fehlen auch die verletzten Chadrac Akolo und vor allem Gentner. „Er ist für mich ein sehr wichtiger Ansprechpartner“, sagte Ersatzkapitän Terodde, der sich über „beides“ ärgerte: Vorne vergab er das mögliche 1:1 und verursachte kurz darauf mit einem unnötigen Foul einen Freistoß, der zum 0:2 per Strafstoß führte (74.). Terodde: „Ein sehr blödes Tor.“ Mittäter Dennis Aogo ergänzte nach seinem Zupfer an Thorgan Hazards Schulter: „Der Kontakt war aus meiner Sicht nicht ausreichend. Am Ende muss man sagen, dass er es clever gemacht hat.“ Das ist das sportliche Fazit: Dem VfB fehlt die Cleverness.
  • Einjähriges des Trainers: Wolf ist jetzt ein Jahr beim VfB in der Verantwortung – keine kurze Zeit, da der Verein seit 2009 tatsächlich 13 Cheftrainer beschäftigt hat. Die Bilanz des 36-Jährigen nach 33 Liga-Spielen und zwei Partien im DFB-Pokal: 20 Siege, sechs Unentschieden, neun Niederlagen, ein Aufstieg und schon wieder eine Herausforderung am Samstag (15.30 Uhr): Es kommen die mit zehn Zählern gestarteten Schwaben des FC Augsburg. „Das ist ein neues Spiel“, sagte der Jubilar und band sich die Jogginghose neu. „Das wird nicht leicht.“
  • Zündelnde Fans: Ein Teil der mitgereisten Anhänger der Stuttgarter gab ein beschämendes Bild ab, brannte im Borussia-Park immer wieder Bengalos ab. Vermutlich sind die Leuchtfeuer als Zeichen in Richtung DFB gedacht. Sicher ist, dass sie dem eigenen Verein schaden – und andere Zuschauer gefährden. Die Spielunterbrechung kommentierte Terodde so: „Schade, dass der Spielfluss verloren geht. Aber das sind Dinge, die man als Spieler nicht beeinflussen kann.“ Nicht? Der Trainer nutzt seine Position, sagte zum Thema Bengalos: „Ich habe mich immer gefreut, dass unsere Fans, auch unsere Ultras, sehr, sehr friedlich sind und die Mannschaft puschen. Aber das heute brauchen wir nicht, das muss nicht sein.“ Reschke ging noch weiter, formulierte: „Ich finde es total schade, dass Menschen, die den Club eigentlich unterstützen wollen, ihm schaden. Das ist eine Aufgabe – und eine Bitte.“