Tayfun Korkut gibt am Stuttgarter Spielfeldrand die Richtung vor. Foto: dpa - dpa

Der VfB-Sportchef lobt seinen wichtigsten Mitarbeiter über den grünen Klee. „Zwischen uns passt kein Blatt Papier“, sagt Michael Reschke über Tayfun Korkut, was nach den Mechanismen der Fußballbranche als untrügliches Zeichen einer baldigen Vertragsverlängerung mit dem Trainer gilt.

StuttgartManchmal führen Vertragsverlängerungen mit Bundesliga-Cheftrainern zu einem ungewöhnlichen Wiedersehen. „Ich habe ihn letztens zufällig in Stuttgart beim Reifenwechseln getroffen“, erzählt der VfB-Präsident Wolfgang Dietrich von seiner jüngsten Begegnung mit dem Ex-Trainer Hannes Wolf, der mit der Familie längst wieder im Westfälischen lebt. Der Hintergrund ist ein ganz einfacher: Wolf, dessen Vertrag im Juli 2017 im Jubelrausch des direkten Wiederaufstiegs um zwölf Monate bis Sommer 2019 verlängert worden war, wird auch nach der einvernehmlichen Trennung im Januar bis auf Weiteres von den Stuttgartern bezahlt. Dienstwagen und Reifenwechsel vor Ort sind inklusive.

Einen Dienstwagen aus dem Hause des VfB-Hauptsponsors Mercedes fährt auch der Wolf-Nachfolger Tayfun Korkut, der bei den Stuttgartern ebenfalls (noch) einen Vertrag bis 30. Juni 2019 besitzt. Doch das dürfte sich bald ändern. „Zu Vertragsgesprächen mit Spielern, aber auch mit unserem Trainerteam geben wir generell keine Auskunft“, sagt der Manager Michael Reschke zwar – doch der 60-Jährige lobt den Erfolgscoach im selben Atemzug über den grünen Klee: „Das freundschaftliche Verhältnis zwischen Wolfgang Dietrich, Tayfun Korkut und mir hat sich in den vergangenen Monaten weiter intensiviert. Zwischen uns drei passt kein Blatt Papier.“ Eine Vertragsverlängerung mit Korkut über 2019 hinaus dürfte dem VfB also bald ins Haus stehen.

„Sensationelle Arbeit“

Dies verlangen allein die Mechanismen der Profifußball-Branche, in der dieser Schritt auch ein Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung ist. Zudem gilt es, einen guten Trainer schon allein deshalb länger an sich zu binden, weil starke Resultate eben auch bei der Konkurrenz Begehrlichkeiten wecken könnten. „Tayfun macht eine sensationelle Arbeit“, ergänzt Reschke: „Wir sind in einem sehr sauberen, sachlichen und vernünftigen Dialog.“

Tatsächlich schwimmt Korkut seit seinem Dienstbeginn am 29. Januar auf einer Welle des Erfolges: In den 14 Bundesliga-Spielen unter seiner Regie hat der VfB im Schnitt 2,21 Punkte geholt. Hinter dem FC Bayern avancierten die Stuttgarter so in der Rückrunde gar zum Vizemeister. Holen die Münchner zudem am Samstag im Berliner Olympiastadion im Duell mit Eintracht Frankfurt den DFB-Pokal, dann ist der VfB in der zweiten Qualifikationsrunde zur Europa League mit dabei. Internationale Spiele gab es in Bad Cannstatt zuletzt 2013 zu sehen.

Andererseits können vorzeitige Vertragsverlängerungen im Fall des Misserfolgs einem Club auch als Altlasten auf die Füße fallen. So wird es beim VfB eine mitentscheidende Zukunftsfrage sein, ob der in der Analyse generell nüchterne Korkut auch die Herzen der Fans erreichen kann. Auf diesem Weg ist der 44-jährige Coach bereits ein gutes Stück des Weges gegangen. Der „Tayfun der Empörung“, der den VfB-Bossen und dem Trainer rund um den Amtsbeginn Korkuts von Fanseite entgegenschwappte, der hat sich längst gelegt. Unvergessen ist die Szenerie, als ein Fan eine weiße Lilie samt Grabkerze vor der Geschäftsstelle ablegte. Diese Kritiker sind inzwischen aber komplett verstummt.

Schafft der VfB gar den Sprung in die Europa League und mischt vor allem in der Bundesliga konstant in der oberen Tabellenhälfte mit, dann könnte die Ära Korkut länger erfolgreich sein – in einem Club, in dem Felix Magath mit einer Amtszeit von drei Jahren, vier Monaten und sechs Tagen zwischen 2001 und 2004 den Trainerrekord hält. Da die Bundesliga aber immer mehr knallhartes Tagesgeschäft ist, gibt es trotz einer sich anbahnenden Vertragsverlängerung dafür keine Garantie. Beim Reifenwechsel ist das anders.