Interimstrainer Andreas Hinkel bei der Arbeit. Foto: Baumann - Baumann

Andreas Schumacher, Matthias Schiffers und Marco Langner sind die Assistenten

StuttgartAls die Profis des VfB Stuttgart am Sonntagmorgen den Trainingsplatz auf dem Clubgelände betraten, war das Kapitel Tayfun Korkut bereits Geschichte. Ein Unbekannter war derjenige dennoch nicht, der nun das Wort führte. Sein Name: Andreas Hinkel. Sein Job: Übergangstrainer. Sein Status: Urgestein des VfB Stuttgart.

Wer den 36-Jährigen als solches bezeichnet, erntet keinen Widerspruch. Der frühere Abwehrspieler kam mit zehn Jahren vom TSV Leutenbach zum Verein, durchlief alle Jugendmannschaften, wurde deutscher B-Jugendmeister, war Teil der Jungen Wilden, wurde in Stuttgart zum Nationalspieler. Ein Junge aus der Region, ein Aushängeschild der guten Jugendarbeit, eine Identifikationsfigur für die Fans.

Später sammelte er internationale Erfahrung und mehrere Titel beim FC Sevilla und Celtic Glasgow. Ein Kreuzbandriss beendete Hinkels Zeit in Schottland. Er ließ seine Karriere beim SC Freiburg ausklingen und kehrte dann nach Bad Cannstatt zurück, um sofort die ersten Schritte als Trainer im Jugendbereich zu absolvieren.

Hinkel war Trainer der U 12, übernahm die Co-Trainer-Funktion in der U 16 und unter dem heutigen Schalke-Trainer Domenico Tedesco in der U 17. Dann arbeitete er als Co-Trainer beim VfB II, den er ab 2017 dann als Cheftrainer erfolgreich trainierte. In seiner Debütsaison führte er die Mannschaft auf den siebten Platz der Regionalliga Südwest. Im Folgejahr wurde er mit einer stark verjüngten Mannschaft Zehnter, ehe er das Amt niederlegte, um seinen Fußballlehrerschein zu machen. Im Verein hält man große Stücke auf das Eigengewächs.

In den vergangenen Wochen hospitierte Hinkel unter Korkut, war in die tägliche Arbeit eingebunden. Da erscheint es folgerichtig, dass die sportliche Führung um Michael Reschke gleich an ihn dachte als es darum ging, einen interimsmäßigen Nachfolger für den gescheiterten Deutsch-Türken zu finden. Hinkel kennt das Team, hat mit Kapitän Christian Gentner, Mario Gomez und Andreas noch zusammen gespielt.

Zudem spricht er die Sprache der Spieler. Hinkel versteht es, sowohl für die junge Generation als auch für die Erfahrenen im Kader die richtigen Worte zu finden. Bis auf weiteres hat er das Sagen.

Formal könnte er auch in den kommenden Pflichtspielen – es geht nach der Länderspielpause gegen Borussia Dortmund und 1899 Hoffenheim – an der Linie stehen. Zwar besitzt er noch nicht den Trainerschein, aber da er sich in der finalen Ausbildungsphase befindet, greift eine entsprechende Ausnahmeregelung, die ihm die Teamleitung ermöglicht.

In Andreas Schumacher, Matthias Schiffers und Marco Langner bekam Hinkel Assistenten an die Seite gestellt. Ist ein neuer Chefcoach gefunden, muss das nicht das Ende des Engagements sein. Reschke hält es für „nicht ausgeschlossen“, dass der 36-Jährige Teil des Trainerteams der Bundesligamannschaft bleibt.