Philipp Förster ist beim VfB richtig durchgestartet. Foto: Baumann - Baumann

Der 24-Jährige über seinen zweiten Anlauf bei den Stuttgartern

StuttgartIm ersten Versuch hat es Philipp Förster nicht ins Profiteam des Fußball-Zweitligisten VfB Stuttgart geschafft. Seine Rückkehr ist umso beeindruckender. Im Interview spricht der 24-Jährige über seinen Umweg – und einen prominenten Freund.

Herr Förster, was haben Joshua Kimmich, Timo Baumgartl und Timo Werner gemeinsam?
(Überlegt)

Alle drei durften schon mit Philipp Förster in einer Mannschaft spielen.
Stimmt, in der Jugend des VfB Stuttgart. Das war eine schöne Zeit. Und beinahe wären wir auch gemeinsam deutscher Meister bei den B-Junioren geworden.

Im Finale gab’s ein 0:2 gegen Hertha BSC. Woran lag’s?
Der Joshua hätte den Ball halt reinmachen müssen – am vergangenen Mittwoch hat er es gegen Tottenham Hotspur ja auch geschafft. (Lacht) Die Chance, die er damals hatte, war jedenfalls groß.

Klingt, als würden Sie noch guten Kontakt pflegen, Joshua Kimmich und Sie.
Zu Timo Baumgartl habe ich seit Kurzem wieder etwas Kontakt, zu Timo Werner eigentlich kaum noch. Aber Joshua ist über die Jahre ein sehr guter Freund geworden, wir besuchen uns hin und wieder gegenseitig und tauschen uns regelmäßig aus. Und natürlich ist er auch ein Vorbild.

Ein Gleichaltriger als Vorbild?
Ja, warum denn nicht? Wenn man sieht, welchen Weg er hingelegt hat und welche Rolle er mit seinen erst 24 Jahren beim FC Bayern spielt, dann kann man sich an ihm schon ein Beispiel nehmen. Das rate ich auch stets noch jüngeren Spielern.

Was zeichnet ihn aus?
Er verhält sich auf und neben dem Platz einfach total professionell, er lebt für den Fußball. Alles, was er macht, hat Hand und Fuß – und er geht seinen Weg sehr konsequent.

Und lässt sich auch von kritischen Worten von FCB-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge nicht beeindrucken.
So ist es. Das finde ich schon sehr beeindruckend. Was halten Ihre ehemaligen Weggefährten eigentlich von Ihrer Rückkehr zum VfB?
Thomas Schneider, der damals bei den B-Junioren unser Trainer war, hat mir zum Wechsel gratuliert. Joshua hat mir kürzlich nach meinem Treffer gegen die SpVgg Greuther Fürth geschrieben und Glückwünsche geschickt.

Sie haben als Jugendlicher davon geträumt, in der Mercedes-Benz-Arena aufzulaufen. Im Alter von 24 Jahren hat es dann geklappt – und Sie haben gleich getroffen. Beschreiben Sie mal diese Momente.
Das fällt mir, ehrlich gesagt, schwer – denn es war einfach unbeschreiblich. Ich war etwas nervös vor dem Einlaufen, als es dann losging, war es einfach ein tolles Erlebnis. Und dann mache ich auch noch das Tor vor der Cannstatter Kurve. Wie gesagt: einfach unbeschreiblich.

Warum hat es – im Gegensatz zu Kimmich, Baumgartl oder Werner – so lange gedauert, bis Sie solche Momente erleben durften?
Ich habe eben den Umweg genommen.

Warum war der nötig?
Das ist schwer zu sagen und war sicher von einigen Faktoren abhängig. Es war eben so, dass man mir nach der A-Jugend beim VfB signalisiert hat, dass es hier erst mal nicht mehr weitergeht.

Vermutlich keine einfache Situation.
Nein, das war nicht leicht damals. Aber glücklicherweise hat es nach diesem Aus beim VfB klick gemacht bei mir.

Inwiefern?
Den Traum, Fußballprofi zu werden, wollte ich damals nicht aufgeben. Dieses Ziel hatte ich weiter vor Augen. Ich war sicher, dass ich das schaffen kann. Und nun wusste ich auch, dass ich dafür mehr geben muss.

Das war bis dahin nicht der Fall?
Vermutlich habe ich mich tatsächlich ein wenig zu sehr auf mein Talent verlassen. Mir fehlte wohl der allerletzte Biss. Das Laufen war übrigens auch nicht so meins.

Was passierte dann?
Wie gesagt: Ich habe eingesehen, dass ich mehr für meinen Körper tun muss, dass ich professioneller werden muss, noch mehr für den Sport leben muss. Dazu kam ein Trainer, der mir viel Vertrauen schenkte.

Kenan Kocak holte Sie erst zu Waldhof Mannheim, später zum SV Sandhausen.
Ihm habe ich sehr viel zu verdanken. Es ging für mich in kleinen Schritten immer weiter nach oben. Die harte Arbeit zahlte sich mehr und mehr aus.

Und als dann der VfB doch wieder sein Interesse bekundete . . .
. . . war das ein ganz besonderer Moment. Es war kein leichter Weg bis hier hin, er war auch steinig – aber ich habe die Steine aus dem Weg geräumt. Und wer weiß, vielleicht hatte dieser ganze Umweg am Ende ja auch sein Gutes.

Ihr zweiter Versuch beim VfB war ein Start nach Maß – Startelf, Torschütze, Vorbereiter. Und das alles in den drei Spielen, seit Sie wieder hier sind. Woran liegt das?
Ich fühlte mich hier einfach wieder gleich wie zu Hause, ich kannte ja außerhalb der Mannschaft noch fast alle Gesichter beim VfB. Das hat mir den Einstieg schon enorm erleichtert. Die Mannschaft hat mich auch gut aufgenommen, zudem fühle ich mich topfit. Es war wirklich ein schöner Start, so darf es gerne weitergehen.

Im Auswärtsspiel in Bielefeld sind Sie über 13 Kilometer gelaufen . . .
. . . ich habe ja schon erwähnt, dass das früher nicht gerade meine Stärke war. (Lacht) Aber wie gesagt: Ich lebe jetzt professioneller, achte auf meinen Körper und meine Ernährung. So habe ich mich auch in diesem Bereich verbessert und bin insgesamt robuster geworden. Robust muss man sein in Liga zwei, die Sie sehr gut kennen. Was kommt auf den VfB noch zu in den kommenden Monaten?
Es wird weiter zur Sache gehen, deshalb wird es wichtig sein, das wir kein bisschen nachlassen und uns in jedem einzelnen Spiel voll reinhauen. Also auch am Freitag gegen den SV Wehen Wiesbaden. Dass es da gegen den Tabellenletzten geht, darf überhaupt keine Rolle spielen. Das wird sich dann auszahlen, denn ich bin überzeugt, dass wir qualitativ eine der besten Mannschaften in der Liga haben.

In der der Konkurrenzkampf in vollem Gange ist. Wie geht das Team damit um?
Sehr gut bisher. Wichtig ist doch, dass man sich innerhalb einer Mannschaft auch gegenseitig etwas gönnt. Das ist bei uns der Fall, wir haben wirklich tolle Jungs. Ansonsten gilt der alte Spruch: Konkurrenz belebt das Geschäft.

Ihr früherer Förderer Kenan Kocak traut Ihnen auch den nächsten Sprung in Liga eins zu – Sie sich auch?
Ich habe einen Vertrag bis 2023 unterschrieben, der VfB will wieder nach oben - das beantwortet die Frage eigentlich schon. Ich werde auf jeden Fall alles dafür tun, mir auch diesen Traum zu erfüllen.

Das Interview führte Dirk Preiß.

Zur Person

Der am 4. Februar 1995 in Bretten geborene Philipp Förster spielte bereits in der Jugend des VfB. Bevor er Anfang September 2019 nach Stuttgart zurückkehrte, stand er bei Waldhof Mannheim, beim 1. FC Nürnberg und beim SV Sandhausen unter Vertrag.

Die Familie, die bei Bretten lebt, ist Philipp Förster sehr wichtig. In der elterlichen Gärtnerei musste er früher immer wieder mal mit anpacken.