Der studierte Sportwissenschaftler und aktuelle Oberbürgermeister von Schorndorf: Matthias Klopfer Quelle: Unbekannt

Schorndorfs Oberbürgermeister Matthias Klopfer will Präsident des VfB Stuttgart werden. Doch bis dahin wartet noch ein langer Weg auf ihn. Wie seine Chancen stehen, ist schwer zu sagen. Klare Vorstellungen aber hat der SPD-Politiker schon jetzt.

Schorndorf (dpa/lsw) Seine Bewerbung um das Amt des Präsidenten beim VfB Stuttgart hätte Matthias Klopfer fast sein Erbe gekostet. Als der damalige Clubchef Wolfgang Dietrich am 15. Juli zurücktritt, bekommt Klopfer kurz darauf eine SMS. Der Name seiner Mutter blinkt an diesem Montagmorgen auf dem Handy des Schorndorfer Oberbürgermeisters auf: «Präsident Dietrich ist gerade zurückgetreten. Vater würde dich bei einer Kandidatur enterben.»

Klopfer muss laut lachen, als er die Nachricht seiner Mutter vorliest. Sie ahnte damals sofort, was ihr Sohn vorhaben würde. Bereits vier Tage nach dem Aus von Dietrich machte Klopfer seine Bewerbung tatsächlich öffentlich. Enterben werde ihn sein Vater trotzdem nicht, erzählt er. «Er ist auch großer VfB-Fan. Aber er erträgt das nicht mehr, der Verein nimmt ihn zu sehr mit.»

Klopfer sitzt in seinem Büro im ersten Geschoss des Schorndorfer Rathauses. Von dem hellen Raum aus hat der 51-Jährige einen Blick auf den Schorndorfer Marktplatz. Das Wetter ist bestens und zwischen den Marktständen tummeln sich die Menschen der kleinen Stadt östlich von Stuttgart. Durch das geöffnete Fenster hört man sie bis in Klopfers Büro. «Es ist eine mutige Entscheidung», sagt Klopfer über seine Bewerbung. «Vielleicht auch eine verrückte, weil sie mit der Gefahr des Scheiterns verbunden ist.»

Bewerbungsfrist läuft bis 15. September

Tatsächlich ist diese Gefahr nicht gerade klein. Bis zum 15. September können sich interessierte Mitglieder des Fußball-Zweitligisten unter gewissen Voraussetzungen noch bewerben. Daneben können dem Vereinsbeirat des Clubs auch andere geeignete Mitglieder vorgeschlagen werden. Anschließend will das Gremium zwei Kandidaten auswählen, die sich auf der Mitgliederversammlung am 15. Dezember zur Wahl stellen werden.

«Ein Bürgermeister hat in meinen Augen viele gute Voraussetzungen, was den Präsidentenjob beim VfB angeht», findet er ehemalige VfB-Präsident Erwin Staudt. Klopfer selbst nennt Staudt als sein Vorbild, da Staudt es geschafft habe, «beruflich erfolgreich, aber auch ganz nah an den Menschen zu sein.» Als VfB-Präsident würde er nicht nur in der VIP-Loge, sondern auch im Familienblock sitzen oder in der Kurve stehen, sagt Klopfer. Er will die unter dem umstrittenen Dietrich gespaltenen Anhänger des Traditionsclubs wieder einen: «Mir ist es bisher immer gelungen, Gräben zuzuschütten.»

Wer dem SPD-Politiker gegenüber sitzt, erlebt einen umtriebigen Menschen. Klopfer redet schnell und ist bereits voller Ideen, was den VfB angeht. Der studierte Sportwissenschaftler würde der sportlichen Führung um Thomas Hitzlsperger den Rücken frei halten wollen, «einen klaren Kompass in schwierigen Situationen bieten», aber auch maßgeblichen Einfluss auf die Auswahl eines neuen Vorstandsvorsitzenden nehmen wollen. Und er wolle klare Kante zeigen: «Ich habe eine extrem klare Haltung gegen rechts.» Die würde er sich auch als Präsident des VfB Stuttgart nicht verbieten lassen.