Starke Leistung zum Auftakt der Bundesliga-Rückrunde: VfB-Abwehrspieler Timo Baumgartl.Archiv Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Dirk Preiss

Stuttgart. Das Spiel gegen Hertha BSC war gerade abgepfiffen worden, vor dem Stuttgarter Strafraum bildete sich eine Jubeltraube - und als Michael Reschke mit schnellen Schritten auf den Platz drängte, erschien eben dieser Pulk aus VfB-Spielern das logische Ziel des Sportvorstands. Doch der hatte einen anderen Plan.

Reschke kippte nach rechts ab, nahm einen allein stehenden ins Visier, und drückte diesen dann herzlich an sich. Der Name des Geherzten: Timo Baumgartl. Sein Job: Abwehrchef des VfB Stuttgart.

Abwehrchef? Als solcher gilt beim Aufsteiger seit dieser Saison eigentlich Holger Badstuber. Doch weil der sich zwar kurz vor dem Rückrundenauftakt nach Adduktorenbeschwerden fit gemeldet hatte, man sich aber unsicher war, wie dessen eben erst kurierte Muskulatur nach längerer Spielzeit reagieren würde, saß der gebürtige Memminger zunächst auf der Bank. Und auf dem Feld schlüpfte eben Baumgartl in die Rolle, die keine unbekannte für ihn ist.

Bereits in der zweiten Liga war Baumgartl der Anführer der Abwehrkette und entwickelte sich stets weiter. Was sich in der Vorrunde meist an der Seite von Bad-stuber fortsetzte und nun in einer Leistung zum Rückrundenstart mündete, die Reschke als „nationalmannschaftsreif“ einstufte. Baumgartl - ein WM-Kandidat?

So weit wollte der Sportvorstand des VfB nicht gehen. Er wollte nicht sagen, sein Schützling müsse schnellstmöglich bei Joachim Löw vorspielen. Und auch der VfB-Trainer Hannes Wolf reagierte zurückhaltend, als er von Reschkes Würdigung für Baumgartl erfuhr. Herausheben wollten aber beide die Leistung des 21-Jährigen. „Er ist schon die ganze Saison über stabil“, sagte Wolf, „gegen Hertha war er auch gut.“ Reschke ging noch weiter: „Das war ein Spiel auf ganz hohem Niveau.“

Egal, ob Davie Selke, Salomon Kalou oder Vedad Ibisevic als Zweikampfgegner auftauchten, Baumgartl gewann fast 80 Prozent der Duelle. Und auch die Aufgaben der hinteren Reihe im Spielaufbau übernahm er fast vollständig (bei 90 Prozent angekommener Pässe). „Das war seine stärkste Leistung in dieser Saison“, lobte Reschke. Wolf betonte: „Diese Stärke und dieses Selbstvertrauen hat er sich hart erarbeitet.“ Weil so etwas schnell Begehrlichkeiten wecken kann, hat der VfB den Vertrag des U-21-Nationalspieler vorzeitig bis Mitte 2022 verlängert. Bis dahin - und schon in den nächsten Monaten --soll sich Baumgartl weiter entwickeln und sich auf Top-Niveau stabilisieren.