Erik Thommy (rechts) trägt seit einigen Wochen das VfB-Trikot. Foto: dpa - dpa

Noch ist der Klassenverbleib des VfB Stuttgart nicht gesichert - doch die Planungen für die kommende Saison haben bereits begonnen. Unter eindeutigen Rahmenbedingungen.

StuttgartDas wöchentliche Aufstellungsroulette ist ja ein bisschen aus der Mode gekommen, seit Tayfun Korkut beim VfB Stuttgart Cheftrainer ist. Der frühere türkische Nationalspieler ist ein Freund personeller Kontinuität. Und da die beiden ersten Auftritte unter ihm nicht unter die Kategorie misslungen fallen, dürfen sich die daran Beteiligten Hoffnungen auf einen weiteren Einsatz am Sonntag (15.30 Uhr) machen. Also auch Erik Thommy. Der 23-Jährige hatte sich in der Vorrunde in die Startelf des FC Augsburg gekämpft, am Sonntag allerdings kickt Thommy gegen den FCA – und für den VfB. Was mit Michael Reschkes Personalpolitik zu tun hat.

Thommy sollte eigentlich erst im Sommer nach Stuttgart kommen, weil im Zuge des Transfers von Mario Gomez vom VfL Wolfsburg zum VfB allerdings die Leihe von Josip Brekalo vorzeitig beendet wurde, meldete der Sportvorstand akuten Bedarf am Mittelfeldspieler an und Thommy wechselte bereits Ende Januar zum VfB. Diese von Reschke initiierte Rochade ergibt Sinn – dennoch gab und gibt es Zweifel und Kritik an der Kaderplanung des Sportchefs – die Wolfgang Dietrich so nicht stehen lassen möchte. Stattdessen sagt der VfB-Präsident: „Die Kritik an Michael Reschke, der Kader sei nicht richtig zusammengestellt, ist nicht fair.“ Schließlich habe der von ihm im August 2017 verpflichtete Sportvorstand seine Arbeit „erst zwei Wochen vor Schließung des Transfermarktes aufgenommen“. Im Sommer kamen Andreas Beck, Dennis Aogo sowie Santiago Ascacibar. Im Winter dann Mario Gomez, Jacob Bruun Larsen (ausgeliehen) und eben Thommy. Das allein ist für Dietrich aber nicht Maßstab der Arbeit seines Sportvorstandes, den er wenige Tage nach der umstrittenen Trennung von Trainer Hannes Wolf ausdrücklich stützt.

Reschke habe neben diesen Verpflichtungen auch die Verträge von wichtigen Profis (Timo Baumgartl, Benjamin Pavard, Berkay Özcan) und viel versprechenden Talenten verlängert. Weshalb Dietrich über den 60-jährigen Rheinländer, der sich mit seiner Art nicht nur Freunde gemacht hat, sagt: „Auf dieser Position hatte der VfB selten jemanden mit dieser Kompetenz und diesem Netzwerk.“ Und schon bald hat Reschke die Möglichkeit, weitere Pluspunkte zu sammeln. Bereits jetzt laufen die Vorbereitungen auf die kommende Transferperiode – das Team soll verstärkt werden. Dies ist kein loser Gedanke, sondern ein fixer Auftrag an den Sportchef, der schon jetzt Klarheit über die finanziellen Möglichkeiten hat.

„Wir sind absolut davon überzeugt, die Lizenz erneut ohne Auflagen und Bedingungen zu bekommen“, sagt Dietrich und betont: „Wir sind komplett handlungsfähig.“ Vor möglichen Verpflichtungen bestehe daher „kein wirtschaftlicher Druck, Spieler abgeben zu müssen – unabhängig davon, ob wir bis Sommer noch einen zweiten Investor finden“. Letztere Aufgabe beschreibt Dietrich zwar als „hochkomplex“, beim Präsidenten schwingt dennoch Stolz mit, wenn er die aktuellen Rahmenbedingungen nennt. Aus denen er aber auch ein konsequentes Handeln ableitet: „Die Spielräume um die Stärke des Kaders weiterzuentwickeln sind größer als oftmals in der Vergangenheit.“ Bei lediglich zwei auslaufenden Verträgen von Stammkräften (Emiliano Insua, Holger Badstuber) muss es im Sommer keinen großen Umbruch geben – zu tun wird Michael Reschke dennoch haben.