Quelle: Unbekannt

Von Lars Müller-Appenzeller
Stuttgart – Alle Jahre wieder: Die besinnliche Zeit, die Spiele vor Weihnachten, „haben im Vorjahr auch keinen Spaß gemacht“, sagte ein verstimmter Hannes Wolf am späten Dienstagabend. Der Cheftrainer des VfB Stuttgart war nach dem 1:3-Aus im Achtelfinale des DFB-Pokals beim FSV Mainz 05 bedient. Zum Abschluss des Fußball-Jahres gab es die fünfte Niederlage in Serie. Auch schlecht: 13 Treffer in der Bundesliga-Hinrunde sind VfB-Negativrekord, und laut „Kicker“ ging der VfB erstmals in seiner Geschichte viermal in Folge ohne eigenen Treffer als Verlierer vom Feld. Die Stuttgarter gehen mit unguten Gefühlen in die Winterpause. 2017 war aber nicht alles schlecht. Ein Rück- und ein Ausblick:

Heimbilanz: Die Zahlen lesen sich gut: Der VfB bestritt 2017 37 Pflichtspiele, von denen er bei einem Torverhältnis von 52:43 18 Partien gewonnen hat. Vor allem die Heimbilanz macht was her. „2017 war ein fantastisches Jahr in der Arena“, sagte Hannes Wolf trotz der zweiten Niederlage am Samstag nach dem 0:1 gegen den FC Bayern München – zudem gab es drei Unentschieden und zwölf Siege. Die Heimstärke war auch die Basis für den Aufstieg im Sommer: Die erste Hälfte des Jahres 2017 bestritt der VfB als Zweitligist, machte im Frühjahr die vorweihnachtliche Schwächephase vergessen.
Rückhalt: Der VfB bewegt die Menschen. Sie sorgten für einen Rekord in der 2. Bundesliga (im Schnitt besuchten 2016/17 50 137 Zuschauer die Heimspiele der Stuttgarter); sie sorgten vor ein paar Tagen für das Durchbrechen einer Schallmauer. Wie die „Stuttgarter Zeitung“ schreibt, hat der Verein nun 60 449 Mitglieder. Der VfB zieht, selbst wenn es nicht so läuft – bei der Mitgliederversammlung war die Zahl noch bei 59 043 gelegen.

Resümee: „Die vergangenen Wochen waren Schrott“, zog Hannes Wolf einen Strich unter das Jahr 2017. „Wir haben in fünf Bundesligaspielen nur einen Punkt geholt, sind im DFB-Pokal ausgeschieden, hatten viele Verletzte.“ Aus dem 24-Mann-Kader bestritten nur Ron-Robert Zieler und Benjamin Pavard alle 1530 Minuten in der Bundesliga – in Mainz war der Abwehrspieler wegen eines am Samstag gegen die Bayern erlittenen Nasenbeinbruchs nicht dabei. Holger Badstuber (Adduktoren) war kurzfristig ausgefallen. „Es haben die Spieler gespielt, die noch laufen können“, sagte Andreas Beck nach dem Pokal-Drama.
Ja, Fußball sei auch Rhythmus, erklärte Wolf. Rhythmus sei, wenn ein Spieler oft trainiert und regelmäßig spielt. „Wir hatten in der Vorrunde keinen Rhythmus, schon gar nicht in der Offensive.“ Doch nach Alibis sucht der 36-Jährige nicht. „Wir hätten trotzdem gewinnen können.“ Stichwort verschossener Elfmeter – das 2:0 war so nah. In den entscheidenden Momenten fehlten auffallend oft die maximale Konzentration und Konsequenz, es fehle ein Stück Mentalität.

Personal: Sportvorstand Michael Reschke bastelt am Kader. Gestern wurde der Wechsel von Aufstiegsheld Simon Terodde zum 1. FC Köln bestätigt. Die Verträge mit Pavard (bis 2021) und dem derzeit verletzten Matthias Zimmermann (bis 2019) wurden verlängert. Anto Grgic und Ebenezer Ofori können den Verein verlassen, werden am 3. Januar nicht mit ins Trainingslager nach La Manga reisen. Das zentrale Thema ist und bleibt der Angriff, der VfB hat zu wenige Tore erzielt. Mindestens ein Neuzugang, sagte Reschke gestern, soll in der Winterpause kommen. Sein Ziel: „Sinnvolle Lösungen für die Offensive“, möglichst rasch „eine mit Sicherheit“.

Fazit: Der VfB ist ein Scheinriese. Aber es scheint, als ob Sportvorstand und Cheftrainer wüssten, was in der besinnlichen Zeit als auch in der Rückrunde zu tun ist. Wolf sagte: „Wir gehen mit einer schwierigen Situation in die Rückrunde, aber mit einer lösbaren.“