Stuttgarts Simon Terodde (l) hebt neben Timo Baumgartl die Meisterschale der 2. Liga in die Luft. Foto: Archivbild dpa - Archivbild dpa

Von Sigor Paesler

Grassau – Die Bilder sind den Fans des VfB Stuttgart noch bestens in Erinnerung: Simon Terodde im Moment des geschafften Wiederaufstiegs in die Fußball-Bundesliga als Feierbiest. Der 29-jährige Stürmer am 21. Mai singend und tanzend in der Mercedes-Benz-Arena, das hat beinahe so bleibenden Charakter wie damals 2007 Fernando Meira, wie er die Meisterschale (verkehrt herum) in den Stuttgarter Meisterhimmel reckte.

Seit dem Aufstieg sind ein paar Wochen vergangen. Bei Terodde ist die Freude darüber der Vorfreude auf die Bundesliga gewichen. „Wir sind in die Allianz-Arena gefahren und haben dort gegen 1860 gespielt. Ich freue mich darauf, dort jetzt gegen eine der besten Mannschaften der Welt zu spielen“, sagt er etwa über das bevorstehende Duell mit dem FC Bayern. Aber ansonsten ist er wieder der eher stille, pragmatische Typ, als den die Stuttgarter ihn in der vergangenen Saison kennengelernt haben, nachdem er vom VfL Bochum gekommen war. „Ich habe meinen Teil dazu beigetragen, dass wir den Aufstieg geschafft haben. Dass ich meine 25 Tore von Bochum bestätigt habe, macht mich unheimlich stolz“, sagt der Zweitliga-Torschützenkönig der vergangenen beiden Spielzeiten. Jetzt ist er in der Bundesliga angekommen. Richtig angekommen, nachdem er in der Saison 2010/2011 fünf Einsätze für den 1. FC Köln im Oberhaus absolviert hatte.

„Es ist genau richtig“

Terodde weiß, dass die Mannschaft auf stärkere Gegner treffen wird, und er auf stärkere Verteidiger. Natürlich hat er sich Gedanken darüber gemacht, was auf ihn zukommt. Sprüche haut er aber keine raus. Terodde ist alles andere als ein „Hallo-hier-komme-ich“-Typ. Trotzdem ist er selbstbewusst. „Ich habe in der Bundesliga meine Leistung noch nicht unter Beweis gestellt“, erklärt er. „Ich versuche immer, bescheiden und demütig zu bleiben. Ich muss meine Leistung bringen, dann werde ich auch in der Bundesliga treffen.“

Die kurze Phase nach der Aufstiegsfeier, als Terodde vor einem Wechsel zu Borussia Mönchengladbach stand, hat er schnell abgehakt. Er hätte dort mehr Geld verdienen und bei einem (mittlerweile wieder) etablierten Bundesligisten spielen können. Das ist einen Gedanken wert. Vielleicht aber ist der Stürmer den Gladbachern sogar ein bisschen dankbar dafür, dass sie das bereits konkrete Werben um ihn wieder eingestellt haben. Äußern will er sich dazu nicht. Zumindest nicht direkt. „Ich kann nur sagen, dass ich mich unendlich gefreut habe, als ich von Ibiza zurückgekommen bin und den neuen Vertrag unterschrieben habe“, erklärt er nur. „Es ist genau richtig, dass ich jetzt für den VfB in der Bundesliga spielen darf. Deshalb bin ich ja zum VfB gekommen.“ Der Westfale ist in seinen Profijahren viel herumgekommen. Aber Terodde und der VfB, das fühlt sich im Moment gut an.

Die Stuttgarter haben eine schwere Saison vor sich, das weiß auch der Stürmer. „Wir sind einfach ein Aufsteiger und genießen keine Sonderrolle. Wir müssen uns beweisen“, sagt er. Er hofft darauf, dass die Fans die Mannschaft so anfeuern werden wie in der vergangenen Runde und weiß, dass sie diese Unterstützung auch braucht. „Natürlich wollen wir den Schwung mitnehmen. Das bringt uns aber noch keine Punkte, wir müssen unsere Leistung bringen“, betont er ganz pragmatisch. „Wir haben einen Kredit, aber darauf können wir uns nicht ausruhen.“

Das gilt auch für ihn selbst. Er ist der Top-Torschütze der vergangenen Saison. Aber der wiedergenesene Stürmerkollege Daniel Ginczek hat bereits gezeigt, dass er sich im Oberhaus durchsetzen kann. In der Saison 2015/2016 hat er den VfB mit seinen Toren vor dem Abstieg bewahrt. Auch das ist nicht vergessen. Aber auch das ist Vergangenheit. Und es heißt längst nicht mehr Terodde oder Ginczek. Im Testspiel am vergangenen Mittwoch gegen Dynamo Dresden (1:2) begannen die beiden Angreifer gemeinsam. „Der Trainer sieht es sicherlich als Variante an“, sagt Terodde dazu nüchtern. „Es ist ein ganz normaler Konkurrenzkampf, wie jetzt auch im Tor.“ Wobei da wirklich nur Mitchell Langerak oder sein neuer Konkurrent Ron-Robert Zieler spielen können.

Auch wenn die Liga eine andere ist, weiß Terodde, was auf ihn zukommt. „Ich hatte immer Konkurrenz. Sich ausruhen kann vielleicht ein Messi oder ein Cristiano Ronaldo, alle anderen müssen sich jede Woche beweisen.“ Simon Terodde weiß, dass er kein Messi oder Cristiano Ronaldo ist. Aber er weiß, was er kann.