Im August hat es noch geklappt: Daniel Didavi verwandelt den Elfmeter zum 1:0 gegen Atletico Madrid. Foto: dpa - dpa

Die Stuttgarter müssen bei Standards einiges nachholen. Nun sind die Freistoß- und Eckballspezialisten beim VfB gefragt.

StuttgartDie Daten, welche die Statistikabteilung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) aktuell aufs Tapet hievt, sie regen besonders mit Blick auf den VfB Stuttgart zum Nachdenken an. Rund ein Drittel der Tore in der Fußball-Bundesliga, so weist es das Zahlenmaterial aus, sind im aktuellen Spielbetrieb der höchsten Liga bisher entweder direkt nach Standards oder im unmittelbaren Anschluss daran, also mit dem so genannten zweiten Ball, gefallen. Dabei nimmt sich dieser Anteil gemessen im internationalen Vergleich noch gering aus: Bei der Fußball-WM in Russland etwa fielen 45 Prozent der Tore nach einem ruhendem Ball, also nach Eckball, Freistoß oder Elfmeter. Sogar der weite Einwurf taugt mancherorts als Stilmittel, um zum Torerfolg zu kommen.

Markus Weinzierl sind derlei Fakten längst bekannt. „Den Standards kommt eine sehr große Bedeutung zu“, sagt der Stuttgarter Chefcoach, der in diesem Bereich den Hebel angesetzt hat. Immerhin wurde in dem Ex-Profi Halil Altintop ein Neuling im Trainergeschäft verpflichtet, der den VfB auch in der Abteilung ruhender Ball auf Vordermann bringen soll. „Ich schätze Halil sehr. Er hat schon als Spieler wie ein Trainer gedacht – und er bringt die Erfahrung von 351 Bundesliga- sowie mehr als 80 internationalen Spielen mit“, sagt Weinzierl, der mit Altintop bereits während seiner ersten Bundesligastation beim FC Augsburg gut harmonierte.

Unstrittig ist, dass der VfB in Sachen Standards einiges an Nachholbedarf besitzt. Denn im ligainternen Standard-Ranking liegen die Stuttgarter – wie auch in der Tabelle – auf dem letzten Platz. Noch überhaupt kein Tor ist den Mannen um Kapitän Christian Gentner in dieser Spielzeit im Anschluss an eine Ecke oder einen Freistoß gelungen. Und nur Zyniker werden jetzt einwenden, dass es der in sieben von zehn Bundesligapartien sogar komplett torlose VfB ja nur auf sechs Treffer gebracht hat. Statistisch gesehen müssten immerhin zwei der sechs Tore nach Standards gefallen sein. Einen Elfmeter hat der VfB auch noch nicht zugesprochen bekommen.

„Die Standards sind ein wichtiges Element, um Spiele zu entscheiden. Mir war erst mal wichtig, dass die Zahl der Standards höher wird als etwa gegen Bayern München, wo der VfB ja gar keine hatte“, erklärt Weinzierl: „Gegen Dortmund hatten wir dann schon zwölf Standardsituationen. Ich wünsche der Mannschaft, dass sie mal das Momentum für sich hat, um etwa nach einem ruhenden Ball in Führung zu gehen.“ Hierbei sind zunächst die Freistoß- und Eckballspezialisten beim VfB gefragt: Dazu zählt neben Erik Thommy und Dennis Aogo auch der seit Wochen an Achillessehnenproblemen laborierende Daniel Didavi, den Weinzierl mit Blick auf das Gastspiel bei seinem Ex-Club 1. FC Nürnberg am Samstag (15.30 Uhr) noch nicht ganz aufgegeben hat. „Wir werden mit aller Vernunft entscheiden, wie wir mit ihm umgehen.“

Klar ist schon jetzt, dass der VfB bei den Standards schnellstmöglich Boden gutmachen muss. Elf der 18 Clubs haben bisher mehr als ein Drittel ihrer Tore nach ruhenden Bällen erzielt. Spitzenreiter ist Borussia Mönchengladbach. Die Fohlen erzielten bisher zehn Tore nach Standards. Mehr eigene Finesse bei Standards ist nun das Hauptthema, dem sich Altintop beim VfB annehmen soll. Und das Fernschuss-Problem gleich noch dazu.