Die Einnahmen, die der VfB durch neue Sponsoren erreicht, sollen einen sportlichen Umschwung bewirken. In den folgenden zwei Jahren hofft der Bundesliga-Aufsteiger auf 100 Millionen Euro. Foto: Rudel Quelle: Unbekannt

Von Nathalie Kauder

Stuttgart - Um sich wieder in die Riege der deutschen Topvereine eingliedern zu können, hat der VfB Stuttgart seine Fußballabteilung in eine Aktiengesellschaft (AG) ausgegliedert. Eine außerordentliche Entscheidung für den schwäbischen Traditionsverein, die auf einer außerordentlichen Versammlung getroffen wurde. Damit ist der Weg frei für Investoren, der VfB kann seine Kapitalkraft vergrößern.

Der erste Investor ist der Autobauer Daimler, der sich 11,75 Prozent der Anteile gesichert hat. Die 41,5 Millionen Euro, die er dafür investiert, wandern in den nächsten Wochen auf das Konto des Fußballvereins. Weitere Investoren und damit mehr Geld für den Verein sollen folgen.

In den kommenden zwei Jahren hofft der VfB auf Einnahmen in Höhe von 100 Millionen Euro. Mittelfristig rechnet der Bundesliga-Aufsteiger sogar mit bis zu 250 Millionen Euro.

Doch es gibt Grenzen, zumindest, was die Veräußerung von Anteilen an der AG angeht: Der Verein behält 75,1 Prozent der Anteile an der AG selbst, höchstens 24,9 Prozent werden an Investoren verkauft.

Das Geld, das dadurch in die Kasse gespült wird, kann der VfB wahrscheinlich mehr als gut gebrauchen. Immerhin hat der Abstieg von der Ersten in die Zweite Liga die Stuttgarter rund 50 Millionen Euro gekostet.

Mit dem neu gewonnenen Kapital soll der VfB wettbewerbsfähiger gemacht werden. Je mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, desto schneller könne man an frühere sportliche Erfolge anknüpfen, hoffen die Verantwortlichen. „Wir wollen vor allem im Jugendbereich wieder zu den Topvereinen Deutschlands gehören und uns in der Bundesliga im oberen Drittel festsetzen“, nennt VfB-Präsident Wolfgang Dietrich zwei elementare Ziele. Die 41,5 Millionen Euro von Autobauer Daimler sollen dabei aber nicht komplett in neue Spieler investiert werden. Die Sanierung der Trainingsplätze und die Verbesserung der Infrastruktur hätten zunächst Vorrang. „Die Infrastruktur ist einfach nicht zeitgemäß, sie ist nicht auf Top-Level“, so Trainer Hannes Wolf. Die Ansprüche an den VfB seien „riesig“, würden aber derzeit „nicht zu den Rahmenbedingungen“ passen. Die Entscheidung, die Fußballabteilung des VfB auszugliedern, passte einigen Mitgliedern dennoch nicht. Groß war oder ist das Misstrauen gegenüber den Investoren. Der Spruch „Der Geist denkt, das Geld lenkt“ spiegelt die Sorge einiger Mitglieder wider. Dass die Investoren die Geschicke des Vereins bestimmen könnten. Doch die wichtigen Entscheidungen werden in Zukunft vom künftigen AG-Vorstand getroffen: Jochen Röttgermann (Marketing), Stefan Heim (Finanzen) und ab Ende August Michael Reschke (Sportvorstand) als Nachfolger für Jan Schindelmeiser.

Dieser wiederum wird von einem Aufsichtsrat überwacht, bestehend aus neun Mitgliedern. Daimler ist als Investor und Hauptsponsor (Mercedes-Benz-Bank) mit zwei Leuten vertreten. Vereinspräsident Wolfgang Dietrich und eine von ihm ausgewählt Person sitzen ebenfalls im Aufsichtsrat.

Immerhin stehen 7664 Mitglieder hinter der Entscheidung für die Aktiengesellschaft. 1455 Mitglieder waren dagegen. 34 enthielten sich bei der Abstimmung, die auf der außerordentlichen Versammlung in der Mercedes-Benz-Arena abgehalten wurde.

Mit der Entscheidung, die Fußballabteilung in eine AG auszugliedern, geht der VfB zwar einen neuen Weg in der Vereinsgeschichte. Dennoch sind heute fast alle Bundesligisten in AGs oder ähnlichen Gesellschaftsformen strukturiert. Dadurch soll möglichst viel Geld aufgetrieben werden. Kapital macht konkurrenzfähig. „Die Ausgliederung in eine AG ist keine Erfolgsgarantie, aber das ist Tradition alleine auch nicht“, so VfB-Chef Dietrich. Vor allem gehe es nun darum, eine entwicklungsfähige Mannschaft zusammenzustellen.

Die Weichen dafür hat Trainer Hannes Wolf mit den bis zum heutigen Zeitpunkt acht Neuzugängen im Kader bereits gestellt. Wer sonst noch kommt, wird sich bis zum 31. August weisen, wenn die Transferperiode offiziell beendet ist. Stand heute ist jedenfalls eines schon klar: Dem VfB Stuttgart werden in den nächsten Wochen und Monaten einige Änderungen ins Haus stehen. In dieser Situation wird es darauf ankommen, wie die Verantwortlichen des Traditionsvereins das neue Kapital und die neuen Entwicklungen in Zukunft umsetzen.