Pascal Stenzel hat in dieser Saison noch keine Minute verpasst. Foto: Baumann - Baumann

Als kleiner Junge war Rechtsverteidiger Pascal Stenzel oft auf der „Alm“. Fast alle zwei Wochen. Bielefeld ist so was wie seine Heimat. Das Spiel dort mit dem VfB am Freitag ist für ihn deshalb etwas ganz besonderes.

Stuttgart Rick van Drongelen vom Hamburger SV und Jannik Müller von Dynamo Dresden waren in dieser Saison in der Zweiten Fußball-Bundesliga schon ganz schön oft am Ball. Der eine bringt es nach sieben Spieltagen auf 647 Ballkontakte, der andere auf 610. Damit belegen die beiden Innenverteidiger in dieser Statistik jedoch „nur“ die Plätze zwei und drei – mit Pascal Stenzel vom VfB Stuttgart können sie nicht mithalten. Stenzel kommt bereits auf 758 (!) Ballkontakte, also rund 108 pro Partie. Der rechte Verteidiger besetzt im Aufbauspiel eine zentrale Rolle, das läuft fast immer über ihn. Der viele Ballbesitz kommt ihm entgegen, die Leihe vom Bundesligisten SC Freiburg zum VfB hat sich für ihn als goldrichtige Entscheidung erwiesen. „Ich bin froh, dass die ersten Monate so gelaufen sind, wie sie gelaufen sind“, sagt der 23-Jährige. „Man spürt die Strahlkraft des VfB, das macht einfach Spaß.“

Der Krösus aus Stuttgart wird seiner Rolle als Topfavorit in der zweiten Liga bis jetzt gerecht, wenngleich zuletzt am Samstag in der Top-Partie des sechsten Spieltags zu Hause gegen Greuther Fürth (2:0) mächtig Sand im Getriebe war. Weiter geht es bereits am Freitag (18.30 Uhr) mit einem echten Spitzenspiel, der ungeschlagene Tabellenführer ist dann beim zwei Punkte dahinter lauernden Tabellendritten Arminia Bielefeld gefordert. „Ein Freitagabendspiel unter Flutlicht, diese Atmosphäre bringt immer noch ein bisschen mehr Brisanz in eine Begegnung. Das Stadion wird voll sein, die Bielefelder werden uns ein Bein stellen wollen“, sagt Stenzel.

Familie kommt zum Spiel

Er muss es wissen. Denn für den ehemaligen U-19, U-20- und U-21-Nationalspieler ist das Spiel auf der Bielefelder Alm ein Heimspiel – Ostwestfalen ist seine Heimat. Stenzel wurde in Bünde geboren und wuchs in Rödinghausen-Bruchmühlen auf – 24 Kilometer vom Arminia-Stadion entfernt. Seine ersten fußballerischen Schritte machte er bei der JSG Rödinghausen/Bruchmühlen, ehe er 2006 als Zehnjähriger zu Arminia Bielefeld ging. „Bielefeld – das ist für mich etwas Besonders. Als Kind war ich ganz oft auf der Alm, fast jedes zweite Wochenende. Ganz viele aus meiner Familie werden zum Spiel kommen“, sagt Stenzel.

Fünf Jahre blieb er als Jugendkicker bei der Arminia. Weitere Stationen waren unter anderem Borussia Dortmund. BVB-Coach Thomas Tuchel schulte ihn im Sommer 2015 vom defensiven Mittelfeldspieler zum rechten Verteidiger um, riet ihm im Januar 2016 dann aber auch zu einer Leihe nach Freiburg. Dort gelang ihm der Durchbruch samt dem Aufstieg von der zweiten in die erste Bundesliga. Vergangene Saison kam er allerdings nur auf neun Bundesliga-Spiele in der Startelf bei insgesamt 21 Einsätzen, weshalb er sich danach für die einjährige Leihe nach Stuttgart entschied.

Dort ist er Nachfolger von Andreas Beck sowie Pablo Maffeo und gut angekommen. Er ist ein aufgeräumter Typ ohne Allüren, er ist einfach normal – was im Fußballgeschäft nicht mehr unbedingt normal ist. Und sportlich hat er bis jetzt summa summarum auch überzeugt. Stenzel hat als einziger VfB-Profi neben dem Vizekapitän Daniel Didavi in dieser Zweitliga-Saison noch nicht eine Minute verpasst. Seine Nebenleute in der Viererabwehrkette haben immer wieder gewechselt, auf der rechten Verteidigerposition kam stets der 1,83-Meter-Mann zum Zug. Er ist gesetzt, wobei er als einziger Spieler keinen direkten Konkurrenten hat. Das ist auch ein Zeugnis des großen Vertrauens, das der Sportvorstand Thomas Hitzlsperger, der Sportdirektor Sven Mislintat und der Trainer Tim Walter beim VfB in ihn setzen. Stenzel zahlt es zurück. Selbst bei der Laufleistung liegt er mit 11,76 Kilometern im Durchschnitt ligaweit auf Rang vier.