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Stuttgart - Nun ist es passiert: Der VfB Stuttgart hat die erste Heimniederlage im Jahr 2017 kassiert. Beim 0:2 (0:1) gegen Bayer Leverkusen war die Mannschaft in der ersten Hälfte klar unterlegen und zeigte erst nach dem Wechsel, was in ihr steckt. Unterm Strich war das zu wenig, zumal in der kommenden Woche zwei schwere Aufgaben anstehen.

Von Sigor Paesler

Der VfB hat nicht nur das erste Spiel im eigenen Stadion, sondern auch zum ersten Mal in der laufenden Saison zwei Partien in Folge verloren. Und bis zur Winterpause tritt die Mannschaft noch in Hoffenheim und gegen die Bayern an. Von der Euphorie des ordentlichen Rundenstarts könnte an Weihnachten nicht mehr viel übrig sein.

„Wir hätten diese Serie gerne gehalten“, sagte VfB-Trainer Hannes Wolf. „In der ersten Hälfte hat uns ein Ticken Aggressivität gefehlt. In der zweiten Hälfte wollten wir mutiger nach vorne spielen, das ist uns 20 Minuten lang gut gelungen. Insgesamt war es ein verdienter Sieg für Leverkusen.“ Auch Kapitän Christian Gentner war enttäuscht: „Es war nicht zufriedenstellend. Die erste Hälfte war nicht gut. Da haben wir den Mittelweg zwischen Mut und Sicherheit nicht gefunden.“

Das erste Aha auf den Rängen gab es, als Stadionsprecher Holger Laser die Mannschaftsaufstellung des VfB verlas. Angreifer Simon Terodde stand zum ersten Mal seit dem 9. Spieltag (0:1 in Leipzig) in der Startelf. Gegenüber dem jüngsten 0:1 bei Werder Bremen nahm Wolf zwei weitere Änderungen vor: Marcin Kaminski lief in der Innenverteidigung auf, Anastasios Donis stürmte auf dem Flügel. Andreas Beck und Takuma Asano saßen auf der Bank, Josip Brekalo fehlte verletzt. Benjamin Pavard rückte von Innen auf die Beck-Position auf der rechten Defensivseite.

Die Leverkusener erspielten sich ein Übergewicht und kombinierten flott nach vorne. Das Stuttgarter Offensivspiel entwickelte sich wie in den ersten Saisonbegegnungen mit Terodde: Der Stoßstürmer rackerte, bekam aber kaum Zuspiele. Der VfB geriet unter Druck. Nachdem die Mannschaft Chancen von Julian Brandt (17.) und Kevin Volland (18.) überstanden hatte, geriet sie in der 20. Minute vollends in die Statistenrolle: Der 18-jährige Kai Havertz schloss einen sehenswerten Spielzug nach Hereingabe des starken Leon Patrick Bailey aus kurzer Distanz ab. 1:0 für Leverkusen und der VfB hatte noch nicht eine nennenswerte Strafraumsituation gehabt. Der Tempofußball, der die Mannschaft in den vergangenen Wochen ausgezeichnet hatte, ging den Stuttgartern zunächst völlig ab. Das Spiel der langen Bälle ist nicht das des VfB.

Nur eine Chance von Terodde


Die Stuttgarter Defensive ermöglichte den Leverkusenern in der Folge jedoch weniger Räume, bis zur Pause blieb die Begegnung arm an Höhepunkten.

Das änderte sich nach dem Wechsel: Keine Minute nach dem Wiederanpfiff kam Terodde nach einer Hereingabe von Donis nur einen Schritt zu spät, es war die beste Aktion des Torschützenkönigs der vergangenen Zweitliga-Saison. Die Stuttgarter waren sichtlich bemüht, zielstrebiger nach vorne zu arbeiten. Emiliano Insua zwang Bayer-Torhüter Bernd Leno mit einem Gewaltschuss zu einer Parade (52.). Einen Schuss von Berkay Özcan aus spitzem Winkel lenkte Leno ebenfalls zur Ecke (55.). Wie einen weiteren Knaller von Insua (61.). Plötzlich war der VfB am Drücker. „Auf geht’s Stuttgart, schieß ein Tor“, sangen die Fans in der Cannstatter Kurve hinter dem Leverkusener Tor. Verdient wäre ein Treffer mittlerweile gewesen. Doch er fiel nicht.

Die Leverkusener lösten sich zunehmend aus der Umklammerung und lauerten auf ihre Chance. In der 66. Minute strich ein Kopfball von Lars Bender nur knapp am Stuttgarter Tor vorbei, Benjamin Henrichs traf in der 72. den Pfosten. Die Begegnung war nun deutlich unterhaltsamer als in der ersten Hälfte.

Trainer Wolf wechselte offensiv und brachte Stürmer Chadrac Akolo für Verteidiger Kaminski. Der VfB mühte sich, doch Lars Bender sorgte per Kopf nach einer Bailey-Ecke für klare Verhältnisse (80.).