VfB-Präsident Wolfgang Dietrich konnte 2017 Daimler als ersten Investor für den VfB gewinnen. Foto: dpa - dpa

Quo vadis, VfB? In den nächsten beiden Partien gegen Freiburg und in Düsseldorf muss mehr als gepunktet werden, sonst wird es sehr ungemütlich.

StuttgartQuo vadis, VfB Stuttgart? Zuletzt trat der Tabellen-16. in der Fußball-Bundesliga auf der Stelle. Das muss sich an den nächsten zwei Sonntagen (jeweils 18 Uhr) gegen den Tabellen-13. SC Freiburg und beim Tabellen-14. Fortuna Düsseldorf ändern – sonst wird es ungemütlich. Für die Mannschaft. Für den Trainer. Und für die Vereinsführung.

Mannschaft

Die Narbe auf der Nase von Alexander Esswein zeichnet sich noch deutlich ab. Zwei Stiche zum Nähen hat es gebraucht, nachdem der VfB-Winterzugang im Trainingslager im spanischen La Manga einen Ellenbogen abbekommen hatte. Doch was ist schon so eine kleine Schramme? Beim FC Bayern München (1:4) hat Esswein am Sonntag viel mehr einstecken müssen, ist öfter gefoult worden als jeder andere auf dem Platz (viermal). Robust, wie er ist, hat er das jedoch gut weggesteckt und war ein Aktivposten, besonders in der guten ersten Hälfte des VfB.

Esswein lebte zweikampffreudig vor, worauf es auch in den wegweisenden nächsten Partien gegen den SC Freiburg und bei Fortuna Düsseldorf ankommt. Dass die Stuttgarter sich nicht auf ihre Qualität berufen dürfen, sondern auf dem Platz Mentalität zeigen müssen – vollen Einsatz bis an die Schmerzgrenze, anders als etwa gegen Mainz 05. „Wenn wir das Spiel gegen den SC Freiburg so angehen wie die erste Halbzeit in München, dann ist mir nicht angst und bange – dann wird es am Sonntag nur einen Sieger geben“, sagt Esswein. Allerdings wird es eine andere Partie, weil sich der VfB gegen die Freiburger nicht komplett aufs Konterspiel zurückziehen wird können. „Wir haben jetzt gesehen, wie es geht. Diese Mentalität brauchen wir einfach immer“, sagt Esswein.

Trainer

An Coach Markus Weinzierl liegt es, die Mannschaft so auf- und einzustellen, dass sie mit Mumm und Entschlossenheit auftritt – von Anfang bis Ende. In München bewies er Mut zur Veränderung mit seiner Anfangsformation. Auf fünf Positionen besetzte er um und machte auch vor Stürmerstar Mario Gomez nicht halt. An den nächsten beiden Sonntagen muss nun aber auch wieder Zählbares her. Weinzierls Bilanz ist bis jetzt mau mit drei Siegen und neun Niederlagen in zwölf Begegnungen. Kein Stuttgarter Trainer legte je einen schlechteren Start in der Bundesliga hin. Mit einem Punkteschnitt von nur 0,75 liegt er gleichauf mit dem früheren Meistertrainer Armin Veh, der im November 2014 seine zweite Stuttgarter Amtszeit mit dieser Bilanz nach zwölf Spielen per Rücktritt beendete. Alexander Zorniger (0,77) war in 13 Partien bis zu seinem Aus im November 2015 nur wenig besser.

Der Stuttgarter Sportvorstand Michael Reschke hat dem Coach zwar erst am Sonntag nach der Schlappe in München sein Vertrauen ausgesprochen. Doch wie lange die Rückendeckung bei weiteren Misserfolgen hält, ist fraglich. Kurzum: In den nächsten Begegnungen geht es auch um die Zukunft des VfB-Trainers.

Vereinsführung

Der Präsident Wolfgang Dietrich ist voll überzeugt von seinem Tun, Teilen der VfB-Fans geht es genau andersherum. Wie schon während des Heimspiels am Wochenende zuvor gegen den FSV Mainz 05 (2:3) gab es auch am Sonntag in München „Dietrich raus“-Rufe im Stadion, diesmal in den letzten zehn Minuten. Die Furcht vor einem zweiten Abstieg in drei Jahren wächst, nur Erfolge in den nächsten Wochen können ein weiteres Kippen der Stimmung abwenden. Bemerkenswert ist, dass Wolfgang Dietrich trotz des rauer werdenden Winds voller Überzeugung auf seinem Kurs bleibt, das zeugt von Führungsstärke. Bedenklich ist, dass er mit seiner Art des Auftretens bei den Fans immer mehr Rückhalt verliert (den er im Club weiterhin hat). Angesichts von nur 14 Punkten in 19 Partien können die unter seiner Regie geschaffenen Rahmenbedingungen eben noch so gut sein, sie verkommen zu Randerscheinungen. Dass Dietrich in Krisenzeiten wie diesen dennoch stets darauf verweist, kommt bei den Fans gar nicht gut an. Sie werten das nicht als Selbstvertrauen, sondern als Selbstdarstellung. Denn da, wo es am Ende des Tages im Fußball zählt, weist der VfB deutliche Defizite auf – auf dem Platz.

Das wiederum betrifft das Ressort von Sportvorstand Michael Reschke. Seine Kaderplanung ist nicht aufgegangen, weshalb er stark in der Kritik steht. In Esswein, Steven Zuber und Ozan Kabak hat er in diesem Winter bereits drei Zugänge verpflichtet, die in München allesamt in der Startelf zu finden waren und ihre Qualität angedeutet haben. Ein defensiver Mittelfeldspieler steht noch auf der Liste, auch ein Zugang für den Sturm ist denkbar bis zum Ende des Transferfenster. Dann wird feststehen, mit welchem Kader der VfB in die Wochen der Wahrheit geht.