Erst Unterschrift unter den neuen Vertrag, dann Gäste bei der Mitgliederversammlung: Timo Baumgartl (links) und Berkay Özcan. Foto: Rudel - Rudel

Von Nils Bastek und Sigor Paesler

Stuttgart – Gewinn gesteigert, Talente gebunden, kaum Widerspruch geerntet: Harmonisch wie selten hat der VfB Stuttgart gestern seine erste Mitgliederversammlung seit der Ausgliederung der Profifußball-Abteilung über die Bühne gebracht. Trotz des Abstiegs in die 2. Bundesliga am Ende der Saison 2015/2016 steigerten die Schwaben ihren Gewinn 2016 deutlich auf 14,8 Millionen Euro. Sehr gute Nachrichten gab es auch von Sportvorstand Michael Reschke: U-21-Nationalspieler Timo Baumgartl verlängerte seinen Vertrag bis 2022, Offensivspieler Berkay Özcan bis 2021 – beide ohne Ausstiegsklausel. Zudem wurde Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger von 94,2 Prozent der anwesenden Mitglieder ins VfB-Präsidium gewählt. Auch Bernd Gaiser, der wie Hitzlsperger im Sommer vom Aufsichtsrat in den Vorstand berufen wurden, wurde mit 82,4 Prozent im Amt bestätigt.

„Nach schweren Jahren, die wir hinter uns haben, können wir heute sagen: Der VfB ist wieder da“, sagte Präsident Wolfgang Dietrich unter dem Beifall der weniger als 1500 anwesenden Mitglieder. Trotz der 0:1-Niederlage am Vortag bei Werder Bremen war auch die Mannschaft von Trainer Hannes Wolf mit Applaus in der Messehalle empfangen worden. Dass der Coach Gerüchten zufolge zu seinem kriselnden Ex-Club Borussia Dortmund zurückkehren könnte, dementierte Reschke. „Für ihn stellt sich im Moment weder das Thema Borussia Dortmund noch ein anderes Thema“, betonte der Sportvorstand. Dietrich kündigte zudem an, über Wolfs Vertragsende im Sommer 2019 hinaus mit dem 36-Jährigen zusammenarbeiten zu wollen.

Der Verein arbeitet daran, Wolfs Wünsche nach besseren Trainingsbedingungen zu erfüllen. Der VfB will den Standort an der Mercedes-straße zwar nicht aufgeben, wird dem dortigen Robert-Schlienz-Stadion im kommenden Jahr jedoch eine Rasenheizung und einen Sichtschutz für geheime Einheiten verpassen.

Für Transfers in der Winterpause hätte der VfB ebenfalls die finanziellen Mittel. Dass der Gewinn deutlich höher als 2015 (1,972 Millionen Euro) ausfiel, lag vor allem an den Verkäufen von Toptalent Timo Werner oder Filip Kostic sowie des zuvor verliehenen Nationalspielers Antonio Rüdiger nach dem Abstieg im vergangenen Jahr.

Finanzvorstand Stefan Heim warnte aber, dass sich die Folgen des Abstiegs erst im Geschäftsbericht 2017 bemerkbar machen würden. „Dieses Ergebnis wird es im Jahr 2017 so nicht geben“, sagte Heim. Die aktuellen Zahlen beziehen sich auf die Rückrunde der Abstiegssaison aus der Bundesliga und die erste Halbserie in der 2. Bundesliga.

Neben den Zahlen war den Mitgliedern auch die künftige Ausrichtung der Nachwuchsarbeit ein wichtiges Anliegen. Dass künftig Talente an die Profimannschaft herangeführt werden, ist auch Hitzlspergers Aufgabe. Der VfB-Meisterspieler von 2007 möchte vielversprechende Nachwuchsspieler für den Verein gewinnen – wofür er für vier Jahre die deutliche Rückendeckung der anwesenden Mitglieder bekam. „Es ist etwas ganz Besonderes für mich“, sagte der 35-Jährige, der seinen Club in der Nachwuchsarbeit gefordert sieht.

Schließlich wählten die Mitglieder den neuen Vereinsbeirat, der sowohl den Ehren- als auch den (von der Versammlung diesmal mit 80,7 Prozent entlasteten) Aufsichtsrat des Vereins ablöst und als Bindeglied zwischen Basis und Clubführung agieren soll. Die neun Mitglieder wurden zu je einem Drittel aus den Bereichen „Mitglieder und Fans“, „Wirtschaft und Gesellschaft“ sowie „Sport und Verein“ gewählt. Unternehmer Murat Altuntas aus Ostfildern und Joachim Schmid, der Vorsitzende des Fanclubs „Rot-Weiße Schwaben Berkheim“, verpassten dabei den Sprung in das Gremium.