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Der VfB Stuttgart sucht verzweifelt einen Weg aus der sportlichen Krise. Dabei sind die Probleme des Tabellenletzten der Bundesliga so vielschichtig, dass sie sich kurzfristig kaum lösen lassen. Gelingt dem neuen Trainer Markus Weinzierl noch die Wende?

Stuttgart (dpa) So enttäuscht hat man den Sportvorstand Michael Reschke beim VfB Stuttgart noch nie erlebt. Der ansonsten oft kecke Rheinländer sprach leise, kein flotter Spruch, stattdessen ungewohnte Einblicke in sein Gefühlsleben: «Das ist eine Phase, die Bauchschmerzen verursacht, die mich auch - muss ich offen zugeben - extrem belastet», sagte der 61-Jährige nach dem 0:3 gegen Eintracht Frankfurt.

Von seinen bald 15 Monaten beim VfB erlebt Reschke derzeit seine schwierigsten Tage. Weil er maßgeblich für den Kader verantwortlich ist, der auf den letzten Platz der Fußball-Bundesliga abgestürzt ist. Und weil ihm in dieser immer noch relativ jungen Spielzeit einfach nichts zu gelingen scheint. Selbst der Trainerwechsel hat den Schwaben nichts gebracht. Die Bilanz des von Reschke verpflichteten Markus Weinzierl liest sich nach drei Spielen ernüchternd: null Punkte, null Tore, elf Gegentore. «So hast du keine Chance, in der Liga zu bleiben», sagte Kapitän Christian Gentner.

Wer die Leistung des VfB gegen die Eintracht betrachtet, der kann sich tatsächlich Sorgen machen um die sportliche Zukunft dieses Clubs. Phasenweise spielten die Schwaben so, als wäre der erneute Abstieg in die 2. Liga die Lösung all ihrer Probleme. Das Abwehrverhalten? Desolat. Die Einsatzbereitschaft? Teilweise nicht vorhanden. Die Bilanz: fünf Punkte aus den ersten zehn Spielen, was den schlechtesten Saisonstart in der Vereinsgeschichte bedeutet. «Absolut enttäuschend», meinte Weinzierl, der vom Auftritt seiner Mannschaft auch lange nach dem Abpfiff noch erschüttert wirkte.

Der 43-Jährige hat mit so vielen Problemen zu kämpfen, wie er sie bis zum nächsten Bundesliga-Spiel am kommenden Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim 1. FC Nürnberg unmöglich alle lösen kann. Der ohnehin schon dünne Kader wird bis zur Partie beim Aufsteiger aller Voraussicht nach noch dünner, weil sich gegen Frankfurt Pablo Maffeo und Berkay Özcan verletzt haben. Auch das nicht vorhandene Selbstvertrauen seines Teams dürfte sich innerhalb einer Woche kaum entwickeln. Aber immerhin scheinen die Verantwortungsträger des VfB nun eine mögliche Ursache ihrer sportlichen Misere entdeckt zu haben.

«Wir sind körperlich sicherlich nicht in einer Top-Verfassung», analysierte Reschke. Der Eurosport-Experte Matthias Sammer hatte dieses Thema in seiner Bewertung der Stuttgarter Leistung zuvor angestoßen. «Unterirdisch» erscheine der VfB, meinte Sammer. Das Körperliche sei, glaube er, nicht da. «Wir haben ja in dieser Saison eigentlich schon nahezu in allen Spielen läuferisch nicht gerade Bestwerte erzielt», erkannte anschließend auch Reschke. Eine Kritik, die klar auf die aus seiner Sicht offenbar mangelhafte Vorbereitung unter Weinzierls Vorgänger Tayfun Korkut abzielte.

Weinzierl hat also einen Kader übernommen, der nicht fit ist. Und der anscheinend auch zu klein ist. Neue Spieler könnten jedoch frühestens in der Winterpause verpflichtet werden. An der Fitness seiner Profis kann der neue Coach während des Spielbetriebs ebenfalls nicht zielgerichtet arbeiten. «Das ist während der Saison immer ein bisschen schwierig», antwortete Kapitän Gentner auf die Frage nach einer Verbesserung der körperlichen Verfassung der Mannschaft. Er könne auch nicht bestätigen, dass es ein «gravierendes Fitnessproblem» gebe. «Wenn man da aber noch zulegen kann, dann schadet das nie.»

Von Nils Bastek, Maximilian Haupt und Simon Sachseder, dpa