Christian Gentner Foto: Bongarts - Bongarts

„Ich will noch eine ganze Weile auf diesem Niveau spielen“, sagt der Fußballprofi trotz seines für das laufintensive Spiel im Mittelfeld stolzen Alters von 32 Jahren.

StuttgartDer Kapitän ist auf dem Vormarsch: Mit inzwischen 238 Einsätzen in der Fußball-Bundesliga hat sich Christian Gentner bereits auf Platz zehn in der Liste der Rekordspieler des VfB Stuttgart vorgedribbelt, einem Stelldichein der Besten, das bereits seit 1991 von Karl Allgöwer (338 Spiele) angeführt wird.

25 Partien fehlen noch, dann hat der wackere Gentner, der zwischen 2007 und 2010 im Exil für den VfL Wolfsburg aktiv war, seinen ehemaligen VfB-Kollegen Cacau auf Rang neun eingeholt. Und wer den Kapitän des Aufsteigers, der in den sozialen Netzwerken unter dem Künstlernamen „Legente20“ firmiert, beim 1:0-Sieg in Augsburg im rechten Mittelfeld auftrumpfen sah, der ahnt, dass selbst Zvonimir Soldo auf Platz fünf der Bestenliste mit 301 Spielen vor ihm nicht sicher ist.

„Es ist möglich, dass es diesmal keine Überraschungen in der Aufstellung gibt“, sagt Tayfun Korkut vor der Heimpartie des VfB am Samstag (15.30 Uhr) gegen Eintracht Frankfurt. Bisher hatte der Stuttgarter Cheftrainer seine Startelf ja nach ziemlich simplen Grundregeln konfiguriert: Lasse die Spieler im 4-4-2-System möglichst auf ihren vertrauten Positionen spielen, lautet ein Korkut’scher Grundsatz. Zudem bilden sämtliche zur Verfügung stehende Routiniers das Gerüst des Teams.

Durchblick unter der Maske

Lediglich Gentner ist inzwischen die konstante Inkonstante im taktischen Gefüge des Aufsteigers. In Wolfsburg zunächst als hängende Spitze eingesetzt, durfte Gentner, der unter Hannes Wolf lange Zeit im zentralen Mittelfeld Dienst tat, zuletzt mal links, vor allem aber auf der rechten Seite ran.

Dabei blüht der Kapitän dermaßen auf, dass der alte neue Mitstreiter Mario Gomez den Hut zieht: „Ich wusste nicht, dass der Gente unter der Maske so den Durchblick hat“, scherzte der Torjäger. „Ich hatte hervorragende Fitnesswerte und sehe keinen Grund, über das Karriereende nachzudenken. Ich will noch eine ganze Weile auf diesem Niveau spielen“, sagt Gentner trotz seines für das laufintensive Spiel im Mittelfeld stolzen Alters von 32 Jahren. Der Trainer Korkut weiß, was er an dem Altmeister hat, setzt voll auf seinen Spielführer, dessen Vertrag noch bis 2019 läuft. „Christian ist für uns während des Spiels der Joker. Wenn wir etwas verändern müssen, wissen wir, dass wir auf ihn zählen können.“ Schließlich ist der Nürtinger nach zwölf Profijahren, zwei deutschen Meisterschaften (2007 mit dem VfB sowie 2009 mit Wolfsburg) mit insgesamt 338 Bundesligaspielen ein erfahrener Haudegen – und ein smarter Kopf obendrein.

„Von mir bekommt Christian eine Eins mit Sternchen“, lobte Manager Michael Reschke in Augsburg den 1,89 Meter großen Gentner, der für Korkut längst „das Gesicht des VfB“ ist. Trotz der Maske. Tatsächlich hat sich der Mittelfeldmann nicht nur wegen der Anzahl seiner Spiele in den Kreis der ganz Großen mit dem Brustring hochgespielt: Schon jetzt hat Gentner, der es ähnlich wie Allgöwer nur auf wenige Länderspiele (5 Einsätze) gebracht hat, seinen Platz in der VfB-Historie auf Augenhöhe mit den Clublegenden wie Robert Schlienz, Karlheinz Förster, Guido Buchwald, Jürgen Klinsmann, Krassimir Balakov, Fritz Walter oder Hermann Ohlicher.

Da ist es nicht selbstverständlich, dass die Nummer 20 des VfB, die dem Brustring auch vor zwei Jahren trotz des Abstiegs die Treue hielt, in der aktuellen Lage sagt: „Ich spiele da, wo mich der Trainer hinbeordert und ich der Mannschaft am besten helfen kann.“ Ein Rebell ist Gentner ohnehin nie gewesen, sondern eher ein Vermittler, der sich auch von den Rückschlägen in dieser Saison nicht stoppen ließ.

Da war erst der Nackenschlag zu Saisonbeginn, als Trainer Hannes Wolf erklärte, der Kapitän habe keinen Stammplatz. Dann kam der 16. September und die Horror-Karambolage mit dem Wolfsburger Schlussmann Koen Casteels. Gentner hat sich nach diversen Knochenbrüchen im Gesicht bemerkenswert schnell aufgerappelt. Nach nur sieben Spielen Pause stand er wieder auf dem Platz – und will dort noch eine ganze Weile bleiben.