Die Stuttgarter Daniel Ginczek, Ebenzer Ofori und Anastasios Donis (von links) können es nicht fassen, die Frankfurter bejubeln Torschütze Sebastien Haller. Foto: dpa - dpa

Von Christoph Fischer

Frankfurt – Am Ende rang Trainer Hannes Wolf um Fassung. Das erlebt man bei ihm selten, obwohl Wolf den Fußball lebt. Ein Spiel, dass der Fußball-Bundesligist VfB Stuttgart klar beherrschte, nach 90 und drei weiteren Minuten in allerletzter Sekunde mit 1:2 (0:1) bei Eintracht Frankfurt zu verlieren, das ging Wolf sichtlich an die Nieren. „Durch so ein Tor.“ Dass auch der Millioneneinkauf Sebastien Haller nicht alle Tage erzielt. Kurz nach dem Traumtor pfiff Schiedsrichter Felix Brych die Begegnung ab. Frankfurts Trainer Niko Kovac schlug die Hände vor sein Gesicht. Er konnte es einfach nicht glauben, dieses Spiel gegen den Aufsteiger gewonnen zu haben.

Wolf suchte nach Gründen. Und der Cheftrainer des VfB analysierte ehrlich und rücksichtslos. „Nach 75 Minuten sah es so aus, als würden wir das Spiel gewinnen. Und es wäre verdient gewesen. Nach 90 Minuten muss ich sagen, dass der Sieg der Eintracht verdient ist.“ Das nötigte Kovac Respekt ab. Und Wolf ging noch weiter. „Wir dürfen nicht so viele Fehler machen, wir haben in den letzten 15 Minuten über 20 Zweikämpfe verloren. Wir hatten überhaupt keinen Zugriff mehr. Und was mich am meisten ärgert, für unsere Offensivaktionen gab es überhaupt keine Absicherung mehr.“ Wolf gestikulierte am Spielfeldrand ohne Unterbrechung, weil er voraussah, was sich dann in den letzten Sekunden abspielte.

„Ich muss den Ball nur nach außen wegköpfen, dann nehmen wir aus Frankfurt einen verdienten Punkt mit“, sagte Daniel Ginczek, dabei war sein Fehler nur der letzte in einer ganzen Kette. Ginczek verlängerte den ziemlich ambitionslos getretenen Freistoß von Jetro Willems unfreiwillig in Richtung Haller. Die gravierenden Fehler passierten vorher, als der eingewechselte Ebenezer Ofori den Ball unbedrängt ins Aus gespielt und nach dem folgenden Einwurf Haller gefoult hatte. Torwart Ron-Robert Zieler war nach dem Frankfurter Siegtreffer außer sich vor Wut. Haller, der vor der Saison für sieben Millionen Euro als teuerster Einkauf in der Geschichte der Eintracht aus Utrecht gekommen war, sprintete in die Fankurve, riss sich das Trikot vom Leibe und nahm lächelnd die Gelbe Karte in Kauf. Kovac sagte bewundernd: „Das ist Körpergefühl, Akrobatik, ein wunderschönes Tor. Wir haben in Haller investiert, weil wir der Meinung sind, dass er ein außergewöhnlicher Spieler ist.“

Zu diesem Zeitpunkt war längst in Vergessenheit geraten, dass Simon Terodde erstmals in der Saison nicht in der Startelf der Stuttgarter stand. Und als er eingewechselt wurde, lief er in den Strafraum und verwertete nach 32 Sekunden eine präzise Ecke von Dennis Aogo per Kopf zu seinem ersten Bundesligator zum 1:1-Ausgleich, nachdem Ante Rebic den einzigen Fehler von Holger Badstuber in der 42. Minute zur Frankfurter Führung verwertetet hatte. Der Ausgleich von Terodde hätte die Geschichte des Spiels werden können, am Ende verkam sie zur Anekdote.
„Es ist schön, dass Simon getroffen hat, aber wir haben das Spiel trotzdem verloren. Und wir haben es verloren, weil wir die Orientierung verloren haben. Das ist sehr, sehr schade. Gute Rückfahrt und schönen Abend.“ Wolf verschwand enttäuscht in den Katakomben.