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Der 30-jährige Routinier Holger Badstuber vom VfB Stuttgart spricht über sich, die Wahrnehmung seiner Person auf dem Platz und in der Öffentlichkeit sowie sein Elektroauto.

StuttgartHolger Badstuber vom Fußball-Zweitligisten VfB Stuttgart wählt die Momente, in denen er öffentlich spricht, bedacht aus. Vor dem Heimspiel gegen Greuther Fürth am Samstag (13 Uhr) hat der 30-jährige Ex-Nationalspieler sich nun erstmals in dieser Saison außerhalb der Spieltage gegenüber den Journalisten in Stuttgart geäußert und ausführlich seine Sicht der Dinge dargelegt. Dabei sprach er über . . .

. . . seinen Verbleib in Stuttgart nach dem Abstieg: „Man muss die Vergangenheit abhaken und muss es als Herausforderung sehen, dass wir als Mannschaft den Wiederaufstieg schaffen. Ich habe im Sommer erst einmal die Gespräche abgewartet. Für mich war es wichtig, mich selbst wieder in Form zu bringen. Das habe ich sukzessive geschafft und will meinen Teil dazu beitragen, dass wir die Aufgabe, die wir uns vorgenommen haben, bewältigen.“

. . . die vergangene Saison mit nur wenig Einsatzzeit: „Leider habe ich die Möglichkeit nicht bekommen, der Mannschaft auf dem Platz zu helfen. Es war nie die Frage der Fitness, sondern die Frage von persönlichen Differenzen (mit Trainer Markus Weinzierl, Anm. d. Red). Die hatte ich schon auf Schalke, und die habe ich auch hier gehabt. Zwischen mir und dem Trainer hat es einfach nicht funktioniert.“

. . . über die viele Kritik an ihm in der Abstiegssaison: „Dass ich als Sündenbock in der Hinrunde hingestellt wurde, verstehe ich nicht ganz. Ich hatte zu dem Zeitpunkt nur vier von 18 Pflichtspielen über 90 Minuten bestritten. Ich bin Profi und habe trotz allem versucht, mich in der Rückrunde anzubieten. Obwohl ich schlau genug bin, um zu wissen, dass meine Chancen nach dem Trainerwechsel gering waren. Ich habe mir dahingehend nichts vorzuwerfen. Am Schluss, als der zweite Trainerwechsel zu Nico Willig kam, war ich da. Leider hat es summa summarum nicht gereicht.“

. . . sein Verhältnis zum neuen VfB-Coach Tim Walter: „Wir gehen respektvoll miteinander um, es ist auch zwischenmenschlich alles gut. Wir tauschen uns aus – und am Ende macht er die Vorgaben.“

. . . seine Rolle im Team: „Ich sehe mich immer als Person, die durch ihre Erfahrung viele Dinge sieht und erkennt, und will mich so einbringen, dass ich die Mannschaft weiterbringe. Natürlich zuallererst mit meiner Leistung, die muss stimmen. Aber auch, indem ich Dinge anspreche.“

. . . über seine Wirkung als lautstarker Chefkritiker auf dem Platz: „Ich weiß, ich bin mit Kritik behaftet. Weil ich explosiv bin, weil ich lautstark bin. Ich meine das aber nie persönlich. Ich will uns besser machen, darum geht es mir. Wenn ich Dinge sehe, die falsch laufen, spreche ich sie an. Gerade die jungen Spieler brauchen Hinweise. Ich weiß, was funktioniert und was sie besser machen müssen, damit sie nicht fünfmal den gleichen Fehler machen. Ich nehme mir das raus, den Mund aufzumachen, als erfahrener Spieler – und ich sage bewusst nicht alter Spieler, weil ich mich nicht so fühle (lacht). Aber das ist doch keine Kritik, ich will nur, dass wir besser werden. Ich rege mich doch auch über mich selbst auf, wenn ich einen Fehler mache.“

. . . die Wahrnehmung seiner Person in der Öffentlichkeit: „Da sind ja immer viele Faktoren im Spiel. Wenn man spielt, steht man allgemein mehr im Fokus. Wenn man dann noch ein Tor schießt, steht man noch mehr im Fokus. Spiele ich zu null, habe ich meinen Job gemacht. Das ist ja ein Spielchen mit den Medien. Das wird heutzutage immer schneller. Die Diskrepanz in der Kritik ist größer als vor einigen Jahren, aber genauso schnell kann man das wieder ändern. Das Wichtigste ist für mich immer, Leistung zu bringen. Dafür sollte ich bewertet werden, Punkt. Was drumherum passiert – ob ich im Training einen Schrei loslasse oder einen Ball wegkicke und damit Emotionen zeige – das bin eben ich. Es ist immer Auslegungssache. Ich gehe damit sehr gelassen um, weil ich weiß, wie die Mechanismen sind.“

. . . seine herausragende Passquote (96,31 Prozent) in dieser Zweitliga-Saison: „Ich bin jetzt im Rhythmus durch die Spiele, dadurch bekommt man ein Gefühl für die Räume und das richtige Timing. Ich fühle mich gut. Das bestätigen die Daten. Das gibt mir das Feedback, auf dem richtigen Weg zu sein. Ich weiß, ich kann noch zulegen, aber das ist auch ein Prozess.“

. . . Sprintduelle im Spiel: „Meinen Antritt kann und will ich definitiv noch verbessern. Ein schneller Stürmer ist in so Situationen immer im Vorteil. Er geht nur tief. Ich muss ihn sehen und mich noch drehen. Ich sehe das aber nicht als Problem für mich an, sondern als Herausforderung. Das kann man sich erarbeiten, das ist trainierbar. Das hat nichts damit zu tun, ob ich 30 bin oder 25, denn ich fühle mich gut. Jetzt haben wir den Spielstil intus, dann kann man auch individuell wieder mehr an sich arbeiten.“

. . . seine Entscheidung für einen Elektro-Smart als Auto im Alltag: „Das ist einfach praktisch, da ist man in Stuttgart im Vorteil. Da ich auch ein Strafzettelsammler bin, ist es für mich die größte Genugtuung, frei zu sein beim Parken. Ich bin in Stuttgart während der Woche nur mit dem Smart unterwegs und totaler Fan davon. Für längere Strecken habe ich noch eine andere Option, weil der Akku nicht so weit geht. Elektroautos sind für mich aber die Zukunft. Wenn da mal die Reichweite da ist und man nicht mehr so lange zum Tanken braucht, werde ich mir da auch als Zweitoption eins zulegen.“