Heidenheims Kapitän Marc Schnatterer. Foto: dpa - dpa

Heidenheim – Kein Spieler der 2. Fußball-Bundesliga hat in dieser Spielzeit mehr Scorerpunkte gesammelt als Marc Schnatterer. Der 31-Jährige hat in 20 Saisonspielen für den 1. FC Heidenheim sieben Tore selbst erzielt und neun Vorlagen geliefert. Am Freitag (18.30 Uhr) erwartet das Team um den Heidenheimer Kapitän den Spitzenreiter VfB Stuttgart – und will dabei nicht defensiv agieren. „Wir werden versuchen, offensiv zu spielen, um dem VfB beim Spielaufbau Probleme zu bereiten“, sagt der Mittelfeldspieler.

Waren Sie heute schon einkaufen?

Schnatterer: Das werde ich nachher noch machen.

Vor jedem Heimspiel kochen Sie Spaghetti Bolognese. Warum?

Schnatterer: Das ist seit drei Jahren irgendwie zur Gewohnheit geworden, damit der Ablauf vor jedem Heimspiel der gleiche ist. Ein bisschen Aberglaube ist schon dabei.

Müssen Sie denn beim Metzger überhaupt noch Hackfleisch verlangen, oder reicht der das wortlos über die Theke?

Schnatterer: (lacht) Ich hole das Fleisch immer woanders, damit genau das nicht passiert.

Was machen denn die Nudeln à la Schnatterer aus?

Schnatterer: Da ist nichts Besonderes: Zwiebeln, Tomatensoße, Hackfleisch und dann alles ordentlich würzen. Immer ein bisschen anders. Wenn es ein Gewinnerrezept gäbe, dann würde ich alles immer genau gleich machen.

Kommt vor dem VfB-Spiel die ganze Mannschaft vorbei?

Schnatterer: Stand jetzt wird es ein Dinner for one. Ich mache das für mich, hungrige Kollegen sind immer willkommen. Es hat sich hinterher noch niemand über meine Kochkünste beschwert.

Mit welchem Rezept geht denn der 1. FC Heidenheim ins Spiel gegen den Tabellenführer VfB Stuttgart?

Schnatterer: Wir wissen alle, dass es ein ganz anderes Spiel wird als bei unserem 2:1-Sieg in der Hinrunde in Stuttgart. Unser Spiel daheim ist es, zu agieren und nicht zu reagieren. Wir werden versuchen, offensiv zu spielen, um dem VfB beim Spielaufbau Probleme zu bereiten. Hinten reinstellen, das ist nicht unser Ding.

Nach dem Heidenheimer 2:1-Hinspielsieg warf beim VfB Trainer Jos Luhukay hin.

Schnatterer: Ich bin mir sicher, dass der VfB Stuttgart auch mit dem alten Trainer oben dran wäre. Die Stuttgarter werden aufsteigen. Wenn du lange erste Liga gespielt hast, dann musst du dich erst auf diese 2. Liga einstellen, das hat der VfB mittlerweile sehr gut hinbekommen.

Auf was muss sich der VfB in Heidenheim gefasst machen?

Schnatterer: Unsere Voith-Arena wird ein Hexenkessel, ganz klar. Hier ist alles einen Tick kleiner als in Stuttgart, aber deshalb wird hier nicht schlechterer Fußball gespielt.

Sie haben einst in der Jugend des VfB Stuttgart gespielt. Warum war dort als C-Jugendlicher Schluss?

Schnatterer: Der VfB hat damals auf große, körperliche Spieler gesetzt. Ich war einfach zu klein und zu schmächtig, also bin ich durchs Raster gefallen. Ich war körperlich einfach noch nicht so weit.

Wie geht man als Jugendlicher mit dem Rückschritt um, wieder beim Heimatclub TSV Bönnigheim zu kicken?

Schnatterer: Im ersten Moment bist du natürlich am Boden zerstört. Aber ich habe mich nicht komplett runterziehen lassen und bei meinen Kumpels in Bönnigheim wieder den Spaß am Fußball gefunden.

Gab es dann später noch einmal ein Angebot des VfB Stuttgart zur Rückkehr?

Schnatterer: Als ich noch in Freiberg spielte, gab es Kontakt zur zweiten Mannschaft des VfB. Aber ich wollte damals erst die Schule daheim fertig machen, und so hat sich das damals einfach nicht ergeben.

Sie sind in Ihrer neunten Spielzeit beim 1. FC Heidenheim. Mit dem Club ging es aus Liga vier an die Zweitligaspitze. Sind Sie eine treue Seele?

Schnatterer: Ich glaube schon. Ich habe mich hier immer wohl gefühlt und habe immer das Gefühl gehabt, dass der Weg hier weitergeht und ich mich hier auch weiterentwickeln kann. Ich fühle mich wohl in so einer kleinen Stadt wie Heidenheim. Mir fehlt nichts. Das hier ist meine zweite Heimat.

Fehlt nur noch der nächste Schritt, der in die Bundesliga.

Schnatterer: Wer hätte vor acht Jahren gedacht, dass ich mal drei Jahre 2. Liga spiele? Ich bin glücklich, so wie es ist.

Sonntagabends im SWR-Fernsehen ist der VfB immer ein Thema, was man vom Heidenheim nicht behaupten kann. Ärgert das einen?

Schnatterer: Das ist schwierig. Einerseits hätten wir es schon verdient, mehr im Mittelpunkt zu stehen. Aber andererseits hat es auch seine Vorteile, in aller Ruhe arbeiten zu können.

Trainer Frank Schmidt bezeichnet Sie als seinen verlängerten Arm auf dem Spielfeld. Wollen Sie nach dem Ende der aktiven Karriere auch Trainer werden?

Schnatterer: Ich habe schon vor, den Trainerschein zu machen. Das heißt aber nicht, dass mein Weg unbedingt in den Profifußball führen muss. Vielleicht mache ich das auch als Hobby, irgendwo unterklassig.

Das Interview führte Florian Huber.