Da war die Welt für den VfB Obertürkheim noch in Ordnung: Tim Wagner (links) kommt vor Türkspor-Akteur Yavuz Tepegöz zum Abschluss und trifft zum 1:0. Foto: Strehlow - Strehlow

Fußball-Bezirksligist VfB Obertürkheim verliert gegen Türkspor Stuttgart nach einer 2:0-Pausenführung noch mit 2:4. Zwei Freistoßtore von Koyuncu.

ObertürkheimJetzt schießt er ihn flach aufs Torwarteck“, sagte Abdullah Sener in der 80. Minute. Der Kapitän von Türkspor gehörte zu diesem Zeitpunkt aber nicht mehr zum aktiven Teil seiner Mannschaft. Er wurde zur Pause ausgewechselt und betätigte sich fortan als Linienrichter an der Seitenauslinie. Mit „er“ war sein Mitspieler Erdal Koyuncu gemeint und dieser führte tatsächlich aus 18 Metern zentral vor dem Tor einen Freistoß so aus wie Sener orakelte. Die Folge: Der Ball zappelte im Netz, Türkspor führte mit 3:2. Noch vor der Pause hätte kaum jemand auf der Anlage des VfB Obertürkheim geglaubt, dass die Gäste in Führung gehen könnten. Sie waren nämlich so gut wie nicht anwesend, die Gastgeber engagierter, spielerisch besser, und sie erarbeiteten sich einige Hochkaräter.

VfB verpasst höhere Pausenführung

Doch wie VfB-Spielertrainer Christoph Stegbauer im Kabinengang zurecht bemerkte: „Wir hätten zur Pause nicht nur 2:0, sondern 3:0 oder 4:0 führen müssen, und die Partie wäre bereits entschieden. So ist alles noch möglich.“ Dem 1:0 (15.) von Tim Wagner, der freistehend vor Schlussmann Alican Erdem einschob, ging eine schöne Kombination über Florian Pachner und Stegbauer voraus. In der 44. Minute luchste Nikolai Pozorski dem späteren Fahnenschwenker und Orakel Sener an der Mittellinie den Ball ab. Obertürkheim war in Überzahl und Pozorski passte schön auf Stegbauer, der das 2:0 perfekt machte. Stegbauer bereits in der 29. Minute und zweimal Wagner (3./31.) vergaben aber weitere Großchancen.

In der Kabine wurde es laut, „aber ich habe die Fehler auch nüchtern angesprochen und gefordert, dass wir nun Mentalität zeigen und dagegenhalten“, so Türkspor-Trainer Ali Cetin, der nach Wiederanpfiff zum Spielertrainer wurde – und das prompt mit Erfolg. 20 Sekunden waren in der zweiten Hälfte absolviert und Cetin kam nach einem Freistoß frei zum Kopfball, scheiterte zuerst noch an VfB-Schlussmann Carlo Babo, um den Abpraller dann in die Maschen zu donnern. „Der frühe Gegentreffer hat uns total verunsichert“, so Stegbauer. Auf der anderen Seite „hat das Tor uns natürlich mächtig Auftrieb gegeben und anders als in den ersten 45 Minuten waren wir nun voll da“. Obertürkheim wurde nun regelrecht in die eigene Hälfte geschnürt, positionierte sich teilweise mit neun Mann um den 16-Meter-Raum und bekam kaum noch Entlastung. Es hatte den Anschein, als ob es um die Kondition der VfB-Spieler nicht so gut bestellt ist.

Zwei Freistoßtore von Koyuncu

Und so musste Stegbauer nach der Partie auch einräumen: „Die schwache Trainingsbeteiligung machte sich in der zweiten Hälfte deutlich bemerkbar.“ Bis zur 64. Minute hielten die Gastgeber dem Dauerdruck stand. Dann legte sich der Meister der ruhenden Bälle – Erdal Koyuncu – das Spielgerät aus 20 Metern halblinker Position zurecht und lupfte es unhaltbar über die Mauer zum 2:2 ins Netz. Koyuncu besorgte – wie bereits erwähnt – auch das 3:2 (80.) Sechs Minuten vor dem Ende dribbelte sich Sinan Altay durch die VfB-Defensivabteilung und vollendete zum 4:2.

Türkspor Stuttgart feierte aufgrund einer enormen Leistungssteigerung im zweiten Abschnitt nach vier Niederlagen in Serie wieder einen Dreier und hat sich auf den 11. Platz vorgearbeitet. Der VfB Obertürkheim verließ zum dritten Mal hintereinander den Platz als Verlierer und ist auf den vorletzten Platz abgerutscht.

VfB Obertürkheim: Babo; Pachner, Teuber, Kaiser (59. Zumpano), Baugärtner (56. Ortmanns), Pozorski (85. Philipp Stegbauer), Güner, Kind, Wagner, Ribeiro Coelho (76. Jörg), Stegbauer.

Türkspor Stuttgart: Erdem; Özcelik, Chirivi, Tepegöz, Nevzat Dursun, Halilovic (85. Pllana), Sener (46. Cetin), Masoumifar, Akin (46. Yesilirmak), Koyuncu, Kuczynski (72. Altay).