Ein Teil der vielen neuen Akteure bei Türkspor (hinten von links): Spielertrainer Damir Bosnjak Foto: Torsten Streib - Torsten Streib

Mit finanziellen Zuwendungen soll bei Türkspor Stuttgart Schluss sein – Das neue Trainerduo Bosnjak/Arslan will unter die ersten Fünf.

Bad CannstattAlle Jahre wieder ändert sich das Gesicht der Mannschaft bei Türkspor Stuttgart erheblich. Auch dieses Mal gab es massenhaft Verabschiedungen und Begrüßungen im Kader. Sechs der insgesamt zwölf neuen Gesichter am Neckarpark sind aus der Konkursmasse des abgemeldeten Landesligisten N.A.F.I. Stuttgart. Darunter auch dessen bisheriger spielender Übungsleiter Damir Bosnjak. Der 35-Jährige, der zusammen mit Heimkehrer Kerem Arslan als Spielertrainer fungiert, schaut etwas wehmütig zurück. „Wir hatten fünfeinhalb tolle Jahre bei N.A.F.I., bis dann kein Geld mehr da war und alles zusammenbrach.“ Auch Bosnjaks neuer Club wurde in der Vergangenheit stets mit hohen finanziellen Aufwendungen in Verbindung gebracht, was aber meist zu gehörigen Unstimmigkeiten führte. Das soll nun Geschichte sein. „Bei Türkspor wurden Fehler gemacht, Gelder versprochen und nicht bezahlt“, weiß Bosnjak. Deshalb soll damit nun Schluss, fußballerische Söldner künftig am Neckarpark an der falschen Adresse sein. „Hier wird alles auf null gestellt, nicht des Geldes wegen wird gekickt, sondern weil die Spieler gerne gemeinsam Fußball spielen und gemeinsam erfolgreich sein wollen.“ Worte, die man von verschiedenen Personen im Dunstkreis der türkischen Clubs schon oft vernehmen konnte und es dann doch wieder anders lief. Doch auch Arslan, der ein Jahr pausierte, zuvor drei Jahre lang erfolgreich Türkspor trainierte, beteuert: „Es fehlen die wirtschaftlichen Mittel, deshalb gibt es für niemanden Geld. Einzig mit Trainingsklamotten und -anzügen werden die Jungs ausgestattet.“ Selbst eine Punkte-Prämie sei (noch) kein Thema. Nach der verkorksten Vorsaison müsse man sich durch attraktiven Fußball erst wieder interessant für Sponsoren machen. Klappe das, sehe man weiter, so der 24-jährige Arslan.

Die Vorzeichen stehen nicht schlecht. Schließlich ist der Kader – auch durch die sechs Ex-Landesliga-Kicker von N.A.F.I. – sehr gut besetzt. „Wir haben bei N.A.F.I. durch Kurzpassspiel, viel Ballbesitz und ansehnlichen Offensivfußball begeistert. Diese Spielidee werden wir auch bei Türkspor umsetzen, die passenden Akteure dafür sind vorhanden“, so Bosnjak. Dementsprechend rechnet er mit einem Abschneiden unter „den ersten Fünf“. Wie weit es letztlich nach vorne gehe, hänge vom Saisonstart ab, zumal die Vorbereitung schleppend verlief. Aufgrund der Urlaubszeit „hatten wir wenige Akteure im Training, sind zu den Testspielen teilweise mit nur elf Kräften angetreten“. Doch der 35-jährige Bosnjak ist ein alter Hase und weiß: Gewinnen wir die Auftaktpartie, dann kann das mit einem Schlag die durchwachsene Vorbereitung vergessen machen und eine Euphorie auslösen.“ Besagte Saisonpremiere ist morgen, 15 Uhr, beim SV Sillenbuch. Gut möglich, dass dann beide Trainer auch als Spieler fungieren. Arslan, der zuletzt Zeit bei einer Spielerberateragentur hospitierte, seinen B-Schein machte und die A-Lizenz anstrebt, hat zwar die bisherigen Trainingseinheiten schweißreich absolviert, will aber eigentlich „nur in Notfällen eingreifen und ansonsten am Spielfeldrand agieren“. Morgen könnte bei Türkspor jedoch solch ein Notfall eintreten.