Türkspor-Akteur Merih Yesilirmak (rechts) und TBU-Kapitän Yannick-Marc Munk kämpfen um den Ball. Foto: Robin Rudel - Robin Rudel

Der Fußball-Bezirksligist Türkspor Stuttgart besiegt den Aufsteiger TB Untertürkheim nach einem Spiel mit zahlreichen Tormöglichkeiten mit 6:0.

Bad CannstattEs wird der Tag kommen, da erhalten wir einen Dämpfer“, sagte Uwe Braun vor Wochen. Gestern war es soweit. Jedoch fuhr gleich ein mächtiger Dampfhammer über das TBU-Team: Der Aufsteiger kassierte eine deftige 0:6-Schlappe. Übungsleiter Braun war nach der Partie auch stinksauer. „Eine absolute Frechheit. So schlecht, wie wir verteidigt haben, kann man gar nicht verteidigen. So haben wir es absolut nicht verdient, in dieser Liga zu spielen“, polterte Braun. Die Mittelfeldspieler und Stürmer seien nach vorne marschiert und dann einfach stehen geblieben, sodass „wir Türkspor genügend Räume gelassen haben und die nutzen die eben dann auch“. Erstmals bereits nach zwei Minuten. Alper Arslan, nicht einmal im Eilzugtempo unterwegs, lief seelenruhig durch das Mittelfeld, ohne dass ein TBU-Akteur es für notwendig erachtete, ihn vom Kurs abzubringen. Dabei hatte Braun vor der Partie gewarnt: „Wir wollten das Zentrum dicht machen und ich habe ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Türkspor einige gute Distanzschützen in seinen Reihen hat.“ Unter anderem auch Arslan, der seinen Mittelfeld-Spaziergang 17 Meter vor dem Tor mit einem Schuss beendete und sich dann von seinen Mitspielern gratulieren ließ – 1:0. Türkspor vergaß in der Folgezeit, die Passivität des Aufsteigers weiter zu bestrafen. „Wir haben es nicht verstanden, nachzulegen, haben unser Engagement zurückgefahren“, so Türkspor-Spielertrainer Kerem Arslan. Durch das Herunterschrauben des Engagements – Türkspor kombinierte dennoch immer wieder ansehnlich durchs Zentrum und es entstand weiter Gefahr vor dem Gehäuse von Marcel Janik – fanden die Gäste allmählich ins Spiel und stellten ihre Offensivstärke unter Beweis. Zur Pause gab es sogar Lob von Arslan: „Der TBU hat ein enormes Tempo und spielt starke Konter.“ Braun konnte aber auch dem Spiel nach vorne nichts abgewinnen, denn das Entscheidende ging den Offensivbemühungen ab: Der Ball landete nicht im Tor, obwohl die Optionen durchaus vorhanden waren. „Unfassbar, wie viele Chancen wir im gesamten Spiel vergeigt haben. Besonders nach dem Rückstand.“ Mit dieser Einschätzung liegt der Coach goldrichtig. Klar, viele Möglichkeiten ergaben sich, als der Türkspor-Sieg schon in trockenen Tüchern war. Nachdem der TBU nach 15 Minuten aber im Spiel angekommen war, vergaben zwei Mal Vukic (15./31.) und Daniel Höschele Hochkaräter. „Da musst du den Ausgleich erzielen, dann läuft die Partie anders.“ Das ausgebuffte Team von Türkspor indes ging nicht so verschwenderisch mit seinen Möglichkeiten um und kam unmittelbar vor dem Pausenpfiff zum 2:0. Nach einem herrlichen Spielzug passte Haris Vrabac von der Grundlinie schön nach hinten und Hasan Isbert beförderte den Ball mühelos ins Netz. Die Umstellung auf Dreier-Kette zur zweiten Hälfte sollte wohl die Zentrale stärken, doch diese Maßnahme von TBU-Coach Braun lief komplett ins Leere. Auch deshalb, weil in der Defensive weiter auf Sicherheitsabstand verteidigt wurde. Der 40-jährige Admir Osmanovic kam zwei Mal frei zum Abschluss und stellte auf 4:0 (50./53) für die Hausherren. Jeweils war der Zulieferer Mustafa Yesildaglar per langem Pass von links. Die Partie war damit durch, Türkspor nahm es mit dem Verteidigen nicht mehr so ernst und das junge TBU-Team vergab noch gute Chancen. Abteilungsleiter Alexander Rieß fasste es treffend zusammen: „Wir können noch acht Stunden spielen und treffen die Hütte nicht.“ Anders die routinierten und spielstarken Hausherren. Der starke Erdal Koyuncu (82.) und erneut Arslan besorgten die Tore zum 6:0-Endstand. Zwar fiel das Ergebnis deutlich zu hoch aus, doch der TBU musste erstmals in dieser Saison Lehrgeld bezahlen.

Vor Wochen sagte Braun auch: „Es wird entscheidend sein, wie wir Dämpfer beziehungsweise Rückschläge verkraften werden.“ Am Sonntag, 6. Oktober (15 Uhr), wird sich das erstmals zeigen. Doch der Gegner hat es in sich. Im Heimspiel empfängt man den Tabellenzweiten MTV Stuttgart. Will man bestehen, muss der TBU die Bedeutung des Worts Verteidigen auch umsetzen und die ein oder andere Chance nutzen. So viele wie gestern wird der MTV sicherlich nicht anbieten.

Kerem Arslan war mit seinem Team indes zufrieden. „Wir sind zwar immer noch nicht bei 100 Prozent und machen im Kombinationsspiel phasenweise noch zu viele Fehler. Aber die Richtung stimmt.“ Am kommenden Sonntag (15 Uhr) empfängt Türkspor den verlustpunktfreien Tabellenführer TSV Plattenhardt. Arslan erwartet ein Spiel auf Augenhöhe, bei dem „die Tagesform entscheiden wird“.

Türkspor Stuttgart: Sener; Yesilirmak, Yilmaz, Sufaj (79. Helmy), Yesildaglar, Köse, Alper Arslan, Vrabac, Koyuncu (83. Kerem Arslan), Isbert (70. Tayar), Osmanovic (78. Kont).

TB Untertürkheim: Janik, Widmann (46. Ilijasevic), Michael Höschele, Daniel Höschele, Park (42. Wolf), Munk (75. Baumgärtner), Oseme Uruwah, Vukic, Koziol, Baxevanidis (73. Bitsch), Sholabomi.