Volkan Okumus (rechts) steigt hoch zum Kopfball. Nachdem er in der Vorsaison mit der SG Untertürkheim auf Rang drei landete, soll es nun mindestens einen Platz besser werden.Archivfotos (2): Pixelfrog Quelle: Unbekannt

Bad Cannstatt - Bei der Frage nach dem Meisterschaftstipp tauchen alle Jahre wieder die üblichen Verdächtigen auf: Die SG Untertürkheim, der VfL Stuttgart, Ermis Metanastis Stuttgart und der TV Zuffenhausen haben entweder selbst den Anspruch, in die Bezirksliga aufzusteigen oder die Konkurrenz traut ihnen das am ehesten zu.

Von Torsten Streib

Obwohl gleich mehrere Mannschaften in dieser Saison für die Meisterschaft in Frage kommen oder sich das selbst zutrauen, gibt es natürlich auch Teams, die wissen, dass es einzig und alleine darum geht, den Abstieg abzuwenden. Diese Clubs müssen - je nachdem, wie die Abstiegssituation in der Bezirksliga aussieht - maximal vier Teams hinter sich lassen. Der Platz davor bedeutet die Relegation.

TSV Mühlhausen

Beim TSV begann mit der Vorbereitung auf die Saison 2017/18 auch eine neue Ära. Samir Avdic - zuletzt TSC Kornwestheim - löste Andreas Kulow (PSV Stuttgart), der neun Spielzeiten lang tätig war, als Trainer ab. Und Avdic ist von seinen neuen Schützlingen angetan. „Eine junge, agile Mannschaft, die sehr aufnahmefähig ist“, hat der 50-Jährige erkannt. Das sei in der Kreisliga A nicht immer der Fall. Und weil die Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln also anscheinend gegeben ist, habe man viel im taktischen Bereich gearbeitet und jede Menge ausprobiert. Soll heißen: „Ich habe geschaut und getestet, für welche Positionen jeder einzelne Spieler geeignet ist, damit wir bei personellen Engpässen problemlos rochieren können.“ Jedoch: Eigentlich sei der Kader groß genug. Dieser ist nämlich nahezu zusammengeblieben, wurde sogar noch erweitert beziehungsweise laut Avdic gar „aufgewertet“. In Al Baraa Al Hariri (FC Stuttgart-Cannstatt), den Avdic noch aus seiner Trainerzeit beim FC kennt, und Kevin Krewenka (TV Zazenhausen) habe man zwei ganz starke Stürmer dazubekommen, die Rutger Vonk nicht nur ersetzen würden, sondern „die Qualität sicherlich noch steigern“. Der kantige Stürmer Vonk ist der einzige Abgang - er hat mit Fußball Schluss gemacht. Zudem kam aus der A-Jugend des SC Stammheim Abwehrspieler Adrian Grimm zur Eschbachwald-Truppe. Aufgrund der vielversprechenden Vorbereitung sieht Avdic seine Mannschaft „im oberen Tabellendrittel“, während Abteilungsleiter Daniel Schmalzriedt auf die Euphoriebremse tritt. Dieser hat als Saisonziel den Klassenverbleib ausgegeben. Zum Saisonauftakt empfängt der TSV Mühlhausen morgen (15 Uhr) den TV Zazenhausen.

VfL Stuttgart

Neue Spielzeit, gleiche Ziele: Wie in den Jahren zuvor zählt für den VfL erneut nur der Aufstieg. „Am besten als Meister“, wie es Trainer Sasa Djakovic sagt. Doch was ist im Vergleich zu den Vorjahren, als man dann enttäuschte, anders. „Wir haben 14 neue Spieler verpflichtet, die eine enorme Klasse mitbringen“, weiß Djakovic. Auch darin gibt es keinen Unterschied zu den Vorsaisons, gute Verstärkungen wurden auch zuletzt geholt. Djakovic klärt auf. „Bislang waren es zwar gute Akteure, die auch häufig höherklassig am Ball waren, aber einige Zeit pausiert hatten. Dieses Mal habe ich bereits nach der Vorrunde die Saison abgehakt und begonnen, mich gezielt nach Verstärkungen umzuschauen, die zu uns passen.“ Und mit der Auswahl ist der VfL-Coach denn auch zufrieden, alle neuen Kräfte würden das Team bereichern. Vor allem die Stürmer Lokman Koc (PSV Stuttgart) und Sideris Papadopoulos (SG Untertürkheim). „Sie haben seit Jahren bewiesen, dass sie zu den besten Offensivkräften der Liga gehören.“ Ganz große Stücke hält der Coach auch auf den 1,95 Meter großen Alexandros Kourlos, gekommen vom Bezirksligisten TSV Rohr. Der Stürmer sei kopfballstark, technisch versiert und torgefährlich. Damit die Stürmer ihr Handwerk noch perfektionieren, dafür sorgt Gökhan Kücükcolak (TSV Weilimdorf). Der 34-Jährige mit Landesliga-Erfahrung ist zwar wohl noch bis Anfang Oktober verletzt, gibt „den Stürmern aber wichtige Tipps und hat angekündigt, dass er auf jeden Fall in die Startelf kommen will.“ Somit hat der Coach im Angriff die Qual der Wahl, so dass Kosta Baxevanidis, im Vorjahr Ligabester mit 34 Treffern, wieder in der Viererkette spielen könne. Begeistert ist Djakovic auch von den beiden „Zehnern“, Melvin Alavac (ASV Botnang) und Aykut Can (N.A.F.I. Stuttgart II). „Sie treiben das Spiel an und harmonieren hervorragend.“ Apropos Harmonie. Diese ist für den Coach der Schlüssel zum Aufstieg. In den Vorjahren machte sich die Mannschaft durch Disziplinlosigkeiten das Leben selbst schwer. Djakovic - wie er zugibt - bekam das Problem auch nicht in den Griff, doch durch „die zahlreichen Neuzugänge, die sehr gut zu uns passen, ist Besserung in Sicht. Dementsprechend stehen unsere Chancen auf den Titel gut.“ Dafür soll im Tor auch Abdullah Bakir sorgen - der Allrounder wechselt vom Mittelfeld ins Tor und „ist die Nummer eins“. Morgen (15 Uhr) empfängt der VfL den Aufsteiger MTV Stuttgart II.

Grün-Weiss Sommerrain

Manche Clubs sprechen vom Titel, andere vom Klassenerhalt und andere von 40 Punkten. Letzteres trifft auf die Sommerrainer zu. In der Bundesliga sind diese 40 Punkte in etwa gleichbedeutend mit dem Klassenverbleib, in der Kreisliga A bedeutete diese Marke in den vergangenen beiden Spielzeiten einen beruhigenden Mittelfeldplatz. Grün-Weiss-Trainer Andreas Würthner stapelt mit dieser Prognose nicht tief, kennt er doch seine Mannschaft am besten. Diese sei zwar gut, aber so manchem fehle es an der nötigen Einstellung. Vor allem, wenn es um nichts mehr gehen würde. Dann kämen die Akteure zwar weiterhin ins Training, aber so mancher gebe in den Spielen nicht mehr alles, weshalb man dann abfallen würde. Die mangelnde Einstellung sei schon häufig intern Thema gewesen, aber das Problem nur schwer abzustellen. „Es fehlen einfach die personellen Alternativen, um den Spielern Beine zu machen“, bedauert Würthner, der aber mit dieser Vorbereitung sehr zufrieden war. „Die beste, seit ich hier tätig bin.“ Jedoch ärgert den Coach, dass er ausgerechnet zum morgigen Saisonstart (15 Uhr) bei der Spvgg Ost fast auf seine komplette Verteidigung verzichten muss - Mathias Nützler, Jan Stefan und Neuzugang Lorenz Fohmann (TSV Wäldenbronn) sind mehrere Wochen im Urlaub. Ebenfalls auf Achse sind am ersten Spieltag die Torhüter Amir Sassi und Hannes Eisenmann (TSV Althütte). Deshalb lässt Würthner auch offen, wer die Nummer eins sein wird. Während der Vorbereitung haben die Sommerrainer neben der Fitness vor allem an Standardsituationen und der Effektivität vor dem Tor gearbeitet. „Nach ruhenden Bällen kassieren wir immer noch zu viele Tore. Das muss besser werden.“ Auf der anderen Seite lassen die Grün-Weissen noch viele Chancen ungenutzt. „In der Vergangenheit haben wir uns häufig mehr Möglichkeiten als der Gegner herausgearbeitet, aber oft verloren, weil wir sie einfach nicht reingemacht haben.“ Vielleicht kann in Sachen Toreschießen Neuzugang Marc Imme (TV Oeffingen) die Sommerrainer glücklicher machen. „Er muss nach einigen Verletzungen zwar erst wieder richtig fit werden, verfügt aber über großes Potenzial.“ Begeistert ist der Coach auch von Heimkehrer Halil Ibrahim Us. Der Mittelfeldspieler wisse wie die Uhren bei Grün-Weiss ticken würden und bringe die richtige Einstellung mit.

SG Untertürkheim

Vor zwei Spielzeiten in der Relegation am Aufstieg gescheitert, in der Vorsaison Platz drei - das Ziel bei den Kickern vom Bruckwiesenweg ist klar: „Wir wollen uns verbessern, also mindestens Zweiter werden und alles versuchen, den Aufstieg dieses Mal zu packen“, sagt Trainer Ismail Gülec. Dafür hat man den Kader mit sechs Akteuren - Marcel Schmied (Torwart/PSV Stuttgart), Omar Birawi (Abwehr/ASV Botnang), Marvin Weber (Abwehr/SV Hegnach), Haci Caliskan (Mittelfeld/GFV Ermis-Metanastis), Christoph Amann (Mittelfeld/SG Baienfurt) und Dominik Lämmle (Mittelfeld/TSV Steinhaldenfeld) - verbreitert. „Eine wichtige Maßnahme“, so Gülec, denn in „der Vorsaison konnten Ausfälle nicht immer kompensiert werden, so dass uns letztlich auch deshalb entscheidende Punkte im Kampf um den Aufstieg gefehlt haben. Nun sind wir in allen Mannschaftsteilen gut und umfangreich besetzt, Ausfälle dürften dementsprechend nicht ins Gewicht fallen“. So kamen in den Testspielen mehr als 30 Spieler zum Einsatz. Aufgrund der größeren und qualitativ besseren Auswahl hofft der Coach auch auf mehr Konstanz. Mit ein entscheidender Punkt, warum man nur Dritter geworden sei. „Ich gehe davon aus, dass wegen des Konkurrenzdrucks nun die Leistungen dauerhaft besser werden und sich niemand hängenlassen kann und wird.“ Jedoch galt es während der Vorbereitung, die vielen Neuankömmlinge zu integrieren und vor allem das Zusammenspiel zu fördern. „Daran haben wir viel gearbeitet und werden es auch weiter tun, damit auch die Automatismen in Angriff und Abwehr greifen.“ Als hartnäckigste Konkurrenten um den Aufstieg sieht der Coach Ermis Metanastis, den TV Zuffenhausen und den VfL Stuttgart an.

Mit einem Heimsieg morgen um 15 Uhr gegen den Aufsteiger Stuttgarter Sportclub will sich die SG Untertürkheim jedoch gleich im oberen Tabellenfeld festsetzen und zeigen, dass „wir zu den Topteams der Liga zählen“.

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