Obertürkheims Patrick Teuber (links) kommt vor Cannstatts Domenic Guagenti an den Ball. Beide erzielten per Kopf ein Tor. Am Ende jubelten aber nur Guagenti und die Spvgg Cannstatt. Foto: Rudel Quelle: Unbekannt

Obertürkheim - „In der Vorwoche sind wir unverdient als Verlierer vom Platz gegangen, dieses Mal hatten wir das Glück auf unserer Seite und haben nicht verdient gewonnen“, kommentierte Stefan Schuon, der Trainer der Spvgg Cannstatt, den 3:2 (1:1)-Erfolg seiner Mannschaft im Auswärtsspiel der Fußball-Bezirksliga beim VfB Obertürkheim. Bis Sekunden vor dem Abpfiff deutete im Duell der Tabellennachbarn alles auf ein gerechtes 2:2 hin, dann jubelten die Gäste doch noch.

Von Torsten Streib

Der Siegtreffer fiel - wie am gestrigen Tag typisch für die Cannstatter - im Anschluss an eine Standardsituation. Fabian Ipowitz brachte den Freistoß von der Mittellinie aus in den Obertürkheimer Strafraum. Mehrere Spieler beider Parteien streckten sich nach dem Spielobjekt und plötzlich lag es im Obertürkheimer Netz. Es war schwer erkennbar, wer letztlich seine Haarspitzen am Ball hatte. Cannstatts Kapitän Domenic Guagenti meinte: „Ich war noch dran, weiß aber nicht, ob ein Obertürkheimer den Ball danach noch selbst reingemacht hat.“ Den Cannstattern war‘s schnurz, sie feierten wenig später den Dreier. „Spielerisch lief dieses Mal bei uns wenig zusammen, dafür hat das Team kämpferisch überzeugt“, freute sich Schuon, während die Obertürkheimer nach dem Schlusspfiff zu Boden sanken und die Niederlage nicht fassen konnten. Denn die anderen Gegentore resultierten ebenfalls aus Standardsituationen. Beim 1:0 für Cannstatt in der zwölften Minute - übrigens das erste Auftauchen der Gäste im gegnerischen Strafraum - brachte Oliver Olenschuk einen Eckball schön nach innen und Pascal Geidies köpfte aus sieben Minuten ein. Vorlagengeber Olenschuk ließ sich Sekunden nach Beginn der zweiten Hälfte zum zwischenzeitlichen 2:1 für die Gäste gratulieren. Bei einem langen Einwurf war die komplette VfB-Abwehr samt Torhüter Carlo Babo nicht im Bilde und Cannstatts Stürmer drückte den Ball am langen Pfosten mit irgendeinem Körperteil über die Linie. „Drei Tore nach Standardsituationen, das darf einfach nicht passieren“, konnte es VfB-Spielertrainer Stefan Schullehner nicht glauben. Zumal man auf Obertürkheimer Seite dachte, die Mängel bei ruhenden Bällen behoben zu haben. „Da haben wir uns im Vergleich zur Vorsaison deutlich verbessert und meinten, das Problem sei Geschichte. Cannstatts Gefahr bei solchen Aktionen ist uns bekannt, deshalb hätten wir konzentrierter und geordneter zu Werke gehen müssen.“ Ansonsten sei die Defensive eigentlich gut gestanden und man habe kaum etwas zugelassen.

Schullehners Mannschaft hinterließ gestern spielerisch den besseren Eindruck. Vor allem die Mittelfeldakteure Michael Schmid, Christoph Stegbauer und Tim Wagner überzeugten, und waren von den Cannstattern nur schwer in den Griff zu bekommen. Doch das Problem bei den Gastgebern war: Sie kombinierten bis 25 Meter vor dem Tor gut, dann waren sie mit ihrem Latein aber meistens am Ende.

In der 23. Minute war ein langer Ball von Schmid aus der eigenen Hälfte der Ursprung des Ausgleichs. Die Spvgg-Abwehr spekulierte auf Abseits und schaltete ab. Steffen Fenchel schnappte sich das Leder, umkurvte Torhüter Guiseppe Pellegrino und traf zum 1:1. Glück hatten die Hausherren in der 30. Minute, als der teilweise unsicher wirkende Schiedsrichter nach einem klaren Foul im Strafraum von Patrick Teuber an Michael Ziegler weiterspielen ließ.

Die Führung der Gäste unmittelbar nach Wiederanpfiff hinterließ Spuren bei den Hausherren. Der VfB benötigte zehn Minuten, um wieder in die Partie zurück zu finden und hatte Glück, kein drittes Tor zu kassieren. Dann häuften sich die Aktionen vor dem Cannstatter Tor. Dem Ausgleichstor der Gastgeber ging ebenfalls ein Freistoß von der Mittellinie voraus. Jedoch kam der Ball auf den Flügel und wurde weiter nach innen gespielt. Aus zwei Metern brachte es Torjäger Patrick Weigl, der ansonsten blass blieb, fertig, den Ball an die Latte zu befördern. Dort landete auch der Nachschuss von Teuber, der aber gedankenschnell nachsetzte und schließlich mit dem Kopf zum 2:2 (74.) vollendete.

Die Gastgeber drängten nun auf den Siegtreffer und waren zudem noch nummerisch überlegen - Olenschuk holte sich in der 81. Minute nach einem Foul und Gemeckere nicht nur eine, sondern gleich zwei Gelbe Karten ab und musste zurecht mit Gelb-Rot vom Platz. Daraus schlugen die Obertürkheimer aber kein Kapital mehr - im Gegenteil.

VfB Obertürkheim: Babo; Philipp Stegbauer, Schullehner, Kaiser (75. Ajolbek), Schmid, Teuber, Wagner, Christoph Stegbauer, Pozorski (35. Fröschle), Weigl (78. Tzalidis), Fenchel (73. Rottmeier).

Spvgg Cannstatt: Pellegrino; Ipowitz, Lurz, Dreher, Ziegler, Grigoras (58. Matos), Geidies (86. Tzianas), Guagenti, Gullmann (83. Pinheiro), Akinci (64. Fichte), Olenschuk.

Tore: 0:1 Geidies (12.), 1:1 Fenchel (23.), 1:2 Olenschuk (46.), 2:2 Teuber (74.), Guagenti (90+1).

Besondere Vorkommnisse: Cannstatts Olenschuk sieht in der 81. Minute Gelb-Rot wegen Meckerns.