Svenja Merten (links) wird auch in der Regionalliga die Spielführerin des VfB Obertürkheim sein. Foto: Robin Rudel Quelle: Unbekannt

Die Fußballerinnen des VfB Obertürkheim müssen nach dem Aufstieg in die Regionalliga weite Strecken zurücklegen.

ObertürkheimAm vergangenen Wochenende haben die Fußballerinnen des VfB Obertürkheim einen ersten Vorgeschmack bekommen, was ihnen in der bevorstehenden Regionalliga-Saison ab und an blühen könnte. Nach einer mehr als einstündigen Fahrt zu einem Sportfest in der Nähe von Karlsruhe haben sie von der TSG Hoffenheim kurz mal acht Tore eingeschenkt bekommen, ehe sie sich wieder auf die Heimreise machten.

VfB-Trainer Alexander Weiland ist dennoch voll des Lobes für seine Spielerinnen. „Sie haben das mehr als gut gemacht.“ Man dürfe nicht vergessen, dass Amateure auf Halbprofis getroffen seien. Zudem gehen die Hoffenheimerinnen in der Bundesliga auf Torejagd. „Ganz so schlimm, wird es in der kommenden Spielzeit also nicht werden.“ Selbst von den Gegnerinnen habe es für den couragierten Auftritt und die starke Defensive viel Lob gegeben. „Sie ist unser Prunkstück und 100 Prozent regionalligatauglich“, so der Coach.

Dennoch macht Weiland keinen Hehl daraus, dass der VfB Obertürkheim vor einer Herkulesaufgabe steht. Allein die Distanzen stellen ein großes Problem dar. Insgesamt 5500 Kilometer muss das Team in der Regionalliga zu den verschiedenen Spielorten abspulen – mehr als doppelt so viele wie in der Vorsaison. Unter anderem geht es zum 380 Kilometer entfernten TSV Jahn Calden, oberhalb von Kassel. „Wir reisen einen Tag vorher an und übernachten dort.“ Bereits am Samstag, 21. September, treten die Fußballerinnen in Wetzlar an – hin und zurück auch rund 600 Kilometer. Dass die Hessinnen neben Weinsberg, Sand 2, Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Nürnberg zum Favoritenkreis zählen, macht die Aufgabe nicht leichter. „In der vergangenen Saison waren wir erfolgsverwöhnt, haben nur ein Spiel verloren.“ Das werde sich in der Regionalliga ändern. „Wir dürfen trotz manchem Rückschlag den Spaß nicht verlieren.“

Gegen die fünf Topteams werde es sehr schwierig, zu punkten, ansonsten müsse man sich aber vor niemandem verstecken. Wichtig sei, dass man Spiele, die man gewinnen kann, auch gewinnt. „Wir müssen nur an uns glauben und schnell den Respekt vor den Gegnern ablegen.“ Vor der ersten, grundsätzlich lösbaren Aufgabe stehen die VfB-Frauen bereits am kommenden Sonntag um 14 Uhr. Dann empfangen sie nämlich den Sportclub Würzburg, der aus der Bayernliga aufgestiegen ist, an der Hafenbahnstraße. Wie stark die Gäste sind, kann Weiland nur schwer einschätzen. „Wir werden sicher nicht ins offene Messer rennen, wollen sie aber zuhause schon bezwingen.“ Verzichten muss der Übungsleiter noch auf Neuzugang Malin Marquardt, die erst ab dem 1. September zur Verfügung steht. „Ansonsten sollten wir komplett sein.“ Schmerzlich vermissen wird er Dragana Rabrenovic, die ihre Laufbahn aufgrund von Verletzungen beendet hat. „Sie war eine absolute Führungsspielerin, ist auf der Sechs eigentlich nicht zu ersetzen.“ Dem Spiel der Obertürkheimerinnen soll künftig Alisa Mainzer ihren Stempel aufdrücken. „Der Neuzugang hat bereits in der Regionalliga Erfahrung sammeln können“, so Weiland, der mit der Vorbereitung nicht rundum zufrieden ist. „Aufgrund der kurzen Sommerpause von zwei Wochen sind die Mädels zwar so fit wie nie.“ Es sei jedoch schwierig gewesen, während der Ferien höherklassige Gegner zu finden.

Wo man wirklich steht, wisse man nach dem zweiten Spieltag, dann geht es zum TSV Crailsheim, der in der vergangenen Saison immerhin Sechster wurde. Am dritten Spieltag kommt dann mit Eintracht Frankfurt ein richtig schwerer Brocken an die Hafenbahnstraße. Der VfB-Trainer hofft, dass die Fußballerinnen aus der Mainmetropole den DFB-Pokal in den Köpfen haben. „Sie treffen eine Woche später nämlich auf den FC Bayern.“

Fünf von 14 Teams werden voraussichtlich am Ende der Saison aus der Regionalliga absteigen. Um die Klasse zu halten, müsse man die Dynamik und die Handlungsschnelligkeit verbessern, sagt der VfB-Trainer, der seinen Spielerinnen diese Steigerung aber durchaus zutraut. „Wir haben mit dem Aufstieg die Sensation geschafft, jetzt gilt es, die Position für den Klub und die Region zu festigen.“ Hierbei würden sich die Obertürkheimerinnen, die zur Top sechs in Baden-Württemberg zählen, mehr Unterstützung erhoffen. Beispielsweise von einem Bau- oder Bus-Unternehmen, der ihnen ein Fahrzeug stellt. „Die Miete für zwei kleine Transporter oder ein großen Bus beläuft sich auf 500 bis 600 Euro, ohne Sprit versteht sich.“ Das Problem: Noch sei das Budget von rund 20 000 Euro nicht gedeckt. Darin enthalten sind neben den Fahrt- und Übernachtungskosten auch die Aufwendungen für Schiedsrichter, die sich verdreifachen werden. Schließlich wird in der Regionalliga mit Gespann gespielt. Beachtlich: Während andere Regionalligateams Vertragsamateurinnen in ihren Reihen haben, „kriegen unsere Spielerinnen gar nichts“.