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Bad Cannstatt & Neckarvororte

Café Kränzchen in Steinhaldenfeld: Begegnung zwischen Gänseblümchen und Gräbern

Immer dienstags öffnet das Café Kränzchen auf dem Steinhaldenfelder Hauptfriedhof und bietet Kaffee, Kuchen und Gespräche.

Café Kränzchen in Steinhaldenfeld: Begegnung zwischen Gänseblümchen und Gräbern

Auf der grünen Wiesen mitten auf dem Hauptfriedhof treffen sich die Menschen im Café Kränzchen und tauschen sich aus. Fotos: Eva Herschmann

Von Eva Herschmann

Die Sonne scheint, der Himmel ist blau. Auf der saftig grünen Wiese im Hauptfriedhof in Steinhaldenfeld blühen die Gänseblümchen, und dazwischen stehen kleine Bistrotische und Stühle. Rund 30 Plätze hat das Café Kränzchen, und die sind schnell belegt. Seit Mitte April gibt es, immer dienstags von 14.30 bis 17 Uhr, Kaffee und Kuchen auf dem Gottesacker. Das Angebot wird von Ehrenamtlichen der Bürgerstiftung Stuttgart, der evangelischen Kirchengemeinde NeuSteinHofen und der katholischen Kirchengemeinde Stuttgart-Neckar getragen.

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Die drei Männer, alle aus Bad Cannstatt, haben sich vorher nicht gekannt und ganz unterschiedliche Gründe haben sie hierher geführt. Nun sitzen sie beim Café Kränzchen an einem Tisch und unterhalten sich. Sie reden über Gott und die Welt, übers Wetter, über Politik, aber auch über Krankheit und Tod. Einer der Männer war am Grab seiner Eltern und hat spontan mal vorbeigeschaut. „Es ist nett hier. Ich versuche das Gießen in Zukunft mit einem Besuch hier zu verbinden.“ Einen hat die Neugier hergetrieben. „Eine Bekannte hat mir davon erzählt, und ich wollte mal sehen, was das ist. Wenn ich Zeit habe, komme ich wieder.“ Der Älteste der drei Männer besucht regelmäßig das Grab seiner Frau, die erst vor wenigen Monaten an Krebs gestorben ist.„Da habe ich den Aushang gesehen.“ Gleich beim ersten Mal sei er dabei gewesen - mit einem Blech Muffins, die seine Schwiegertochter gebacken habe.„Ich habe große Hochachtung vor denjenigen, die das hier ehrenamtlich machen. Das will ich unterstützen. Allein, dass sie an diesem Ort so ein Podium bieten, ist grandios.“

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Ein Ort des Miteinanders

Gleich nach Ostern hat das Café Kränzchen auf dem Hauptfriedhof eröffnet, das, ebenso wie das schon seit Mai 2023 bestehende Angebot immer donnerstags auf dem Pragfriedhof, von Katja Simon von der Bürgerstiftung initiiert und federführend organisiert wird. Das Café Kränzchen seien Orte der Begegnung und des Miteinanders, die auch das Zusammenleben in Stuttgart stärken sollen. Friedhofsbesucherinnen und -besucher, aber auch Passantinnen und Passanten seien eingeladen, sich niederzulassen und miteinander ins Gespräch zu kommen.„Oder einfach nur die Stille, den Kaffee und die gute Luft zu genießen.“ Bis Ende Oktober gibt es das Angebot.„Und auch, falls die Sonne mal nicht scheint, wenn es nicht regnet, sind wir da“, verspricht Katja Simon.

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Mit ihrem Team haben Katja Simon und Silke Ulbrich von der Bürgerstiftung, Anne Sontheimer von der katholischen Kirchengemeinde Stuttgart-Neckar, und Pfarrerin Dorothee Niethammer-Schwegler von der evangelischen Kirchengemeinde NeuSteinHofen Tische und Stühle aufgestellt sowie die kleine Kuchentheke aufgebaut. Mit dem Bollerwagen haben sie das Mobiliar aus dem ehemaligen Begegnungsraum im Friedhofsgebäude auf die grüne Wiese transportiert. „Für den Lastenwagen hat uns ein Schreiner extra eine mobile Rampe gebaut“, erzählt Katja Simon. Ihre Campingerfahrung kommt ihr bei dem Pop-Up-Café zugute, denn„man muss improvisieren können“. Doch ohne die vielen Ehrenamtlichen, rund 30 von ihnen, überwiegend Frauen, stünden als Helferinnen auf jedem Friedhof bereit, sagt Simon, ginge hier gar nichts.

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Ohne Ehrenamtliche geht nichts

Es sind Frauen wie Liliana Pisanu und Gaby Golfels von der Bürgerstiftung, die im Vorfeld Kuchen backen, die Gäste bedienen und das Geschirr spülen. Von Hand, denn eine Spülmaschine gibt es auf dem Friedhof in Steinhaldenfeld nicht.„Es ist schön, dass das Angebot so gut angenommen wird“, sagt Liliana Pisanu mit einem Lächeln und reicht Gaby Golfels einen gespülten Teller zum Abtrocknen.

Ein Trio aus dem Sommerrain - zwei Frauen und ein Mann - hat es sich im Schatten bequem gemacht. „Eine Bekannte von uns hat vom Café Kränzchen auf dem Pragfriedhof erzählt, sie geht dort oft hin, weil ihr Mann dort begraben ist“, sagt eine der Frauen. Und wir werden jetzt bestimmt öfter hierherkommen.“ Eine Friedhofs- und Cafébesucherin berichtet, dass sie sich ab und an einen Kaffee mitnimmt, wenn sie das Grab ihres Mannes besucht. Dass auf dem Friedhof getrunken, gegessen und auch mal gelacht werde, sei auch keineswegs pietätlos, erklärt Katja Simon. Zumal Trauer oft ein Thema sei. „Gäste erzählen von ihren verstorbenen Angehörigen und dabei fließt auch mal die eine oder andere Träne. Doch das Schöne ist, dass das hier im Leben stattfindet.“