Das Beste aus Cannstatt.
Unbegrenzt lesen mit CZ Plus.
Das Beste aus Cannstatt. Mit CZ Plus unbegrenzt Inhalte der Cannstatter Zeitung lesen.

Anzeige

Handel&Gewerbe

Das Haus Matthäus in Bad Cannstatt: Schutz und Hilfe unter einem Dach

Das Haus Matthäus in Bad Cannstatt ist die zentrale Anlaufstelle der Caritas, die Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sowie Familien unterstützt.

Das Haus Matthäus in Bad Cannstatt: Schutz und Hilfe unter einem Dach

In einer Wohngruppe leben bis zu acht Mädchen und Jungen zwischen sechs und 21 Jahren.Fotos Eva Herschmann

Von außen ist das vierstöckige Gebäude so bunt, wie das Leben, das sich darin abspielt. Das „Haus Matthäus – Haus für Kinder“ in der Heinrich-Ebner-Straße 1 in Bad Cannstatt, das 2020 eröffnet wurde, vereint zum einen alle Angebote der Caritas Jugend- und Familienhilfe an einem Standort, und es ist außerdem eine Anlaufstelle und ein sicherer Hort für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. 

In einer Wohngruppe leben bis zu acht Mädchen und Jungen zwischen sechs und 21 Jahren, bei denen eine Betreuung daheim nicht möglich ist. Das kann zeitlich befristet sein, weil alleinerziehende Mütter oder Väter ins Krankenhaus müssen, oder unbefristet, weil sie aus zerrütteten Verhältnissen kommen oder daheim sexueller Gewalt ausgesetzt sind. Die Caritasstiftung hat das Mammutprojekt, das rund 2,5 Millionen Euro gekostet hat, gemeinsam mit der Stiftung der Familie Rieck sowie weiteren großzügigen Spendern realisiert, deren Namen auf einer großen Tafel am Eingang verewigt sind. 

Zwei Jahre Bauzeit

Die Bauzeit auf dem Gelände, auf dem früher das Gemeindehaus der Blumhardtgemeinde stand, die mittlerweile in die Seelberggemeinde integriert ist, betrug zwei Jahre. Der Einzug vor gut vier Jahren sei ein großer Schritt gewesen, erklärt Manuel Huber, der Leiter der Einrichtung. „In unserem neuen Haus können wir Kinder, Jugendliche und Eltern noch besser unterstützen.“ 

Das Haus Matthäus – Haus für Kinder hat vieles zu bieten: Die große Küche im ersten Stock ist der zentrale Treffpunkt für die jungen Bewohnerinnen und Bewohner der Wohngruppe. Sie ist mit einer modernen Küchenzeile und neuen Geräten ausgestattet. Es gibt einen großen Tisch, an dem zum gemeinsamen Abendessen um 18.30 Uhr alle Platz finden, eine gemütliche Sitzgruppe und einen Fernseher an der Wand. Daran, dass die Züge beinahe durchs Zimmer rauschen, haben sich alle längst gewöhnt. „Im Sommer kann man allerdings kaum ein Fenster aufmachen“, sagt Hausleiter Huber. Die zentrale Lage direkt an den Bahngleisen ist vielleicht nicht die idealste, doch sie stört weder die jungen Bewohner, noch die knapp 40 Mitarbeitende des Caritasverbands. Schließlich besitzt das Haus Matthäus innere Werte. „Wir sind eine psychologische Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und junge Familien und machen an 365 Tagen im Jahr Erziehungsberatung und Therapieangebote“, sagt Manuel Huber. Hinzu kommen die Wohnangebote, neben der Wohngruppe gibt es im zweiten Stock vier Mikro-Apartments. „Meistens sind da ehemalige Bewohner der WG untergebracht“, so Manuel Huber über das betreute Jugendwohnen auf dem Weg in die Selbstständigkeit. 

Ein großer Vorteil hier sei, dass alle Hilfen unter einem Dach untergebracht sind, erzählt Huber. Denn bevor das Haus Matthäus – Haus für Kinder vor vier Jahren eingeweiht wurde, waren die Angebote der Kinder- und Jugendarbeit der Caritas auf mehrere Standorte im Stadtbezirk verteilt. Nun gibt es Beratungsräume im Erdgeschoss sowie im Untergeschoss, die mit allem ausgestattet sind, was es für Erziehungsberatung und Spieltherapien braucht. 

Vor allem aber sei eine Wohngruppe dringend benötigt worden, erklärt der Hausleiter. Denn vorher konnten Kinder und Jugendliche in Bad Cannstatt nicht in unmittelbarer Nähe zu ihrem Elternhaus untergebracht werden. Nun haben alle Hilfen für Kinder, Jugendliche und Familien im Stadtteil eine gemeinsame Heimat gefunden, in der schnell, individuell, unbürokratisch und unkonventionell geholfen wird. 

Hoher Bedarf an Unterstützung

Und der Bedarf an Unterstützung für Familien im Stadtbezirk ist zweifelsohne vorhanden. In Teilen Cannstatts ist jedes vierte Kind von Armut betroffen und in vielen Fällen benötigen sowohl Eltern als auch deren Kinder im Alltag Unterstützung. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtung helfen Kindern, Jugendlichen und deren Eltern in unterschiedlichen Bereichen, etwa im Rahmen einer ambulanten Hilfe bei Problemen im Familienalltag oder in der Schule. 

Im Haus Matthäus bekommen alle die Hilfe, die sie brauchen. Beispielsweise die 15- jährige Lilly, die schon seit vier Jahren in der Wohngruppe lebt. Sie geht auf die Realschule und macht in diesem Jahr ihren Abschluss, was kein Problem für die fleißige Schülerin ist, in deren Zeugnissen mehr Einsen als Zweien stehen. Deshalb möchte sie danach weiter auf die Schule gehen und Abitur machen. 

Wünsche und Ziele

Das Haus Matthäus – Haus für Kinder sei eine tolle Einrichtung, sagt Manuel Huber, aber natürlich hätten auch sie noch Wünsche. „Wir würden gerne mal mit unseren Bewohnerinnen und Bewohnern zelten gehen, an den Bodensee oder vielleicht auch mal nach Portugal.“ Dafür fehle jedoch eine gescheite Zeltausrüstung. „Und auch im Garten, den unsere Jugendlichen schon zum Teil hergerichtet haben, ist noch eine Menge zu tun.“ Eva Herschmann

Neue Artikel
cannstatter-zeitung.de wurde gerade aktualisiert. Wollen Sie die Seite neu laden?