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Handel&Gewerbe

Genug von Staus und Chaos in Bad Cannstatt

Die Cannstatter Einzelhändler und Geschäfte leiden unter den endlosen Bauarbeiten und ständigen Umleitungen in der Altstadt. Besserung ist nicht in Sicht.

Genug von Staus und Chaos in Bad Cannstatt

Die Wilhelmsbrücke ist derzeit für den Autoverkehr gesperrt. Fotos: Eva Herschmann

Kaum acht Jahre ist es her, da schwärmte Dirk Strohm, der Vorsitzende des Vereins Die Altstadt Bad Cannstatt, vom Ambiente, den Gässle und der Fußgängerzone. „Cannstatt hat Charme, das findet man so schnell nicht woanders“, sagte er 2016. Auch heute noch lebt der gebürtige Cannstatter gerne hier, auch wenn seine Zuneigung seit geraumer Zeit arg strapaziert wird. „So langsam macht man lieber einen Bogen um uns“, so Strohm, der die vielen Baustellen, schlecht gemachte Umleitungen und mangelndes Baumanagement kritisiert, und „dass niemand weiß, wann es aufhört und wie es weitergeht“.

Mit schwerem Gerät

Im Mai 2022 musste die marode Rosensteinbrücke, einst eine der zentralen Verkehrsverbindungen über den Neckar, für Lastwagen, Pkws und Straßenbahnen gesperrt werden. Seit dem vergangenen Jahr ist dort eine Baustelle eingerichtet, und seit Wochen trägt ein rund 1000 Tonnen schwerer Raupenkran, der vor dem Hochbunker aufgestellt wurde, die aberhunderte Tonnen Beton der gut 70 Jahre alten Neckarquerung Stück für Stück ab. Mittlerweile sind die Bauarbeiten weit fortgeschritten, und bis Juni dieses Jahres, so der Plan, sollen von der Rosensteinbrücke nur noch die beiden bogenförmigen Hauptträger über dem Neckar zu sehen sein. 

Erneuerung bis 2031

Damit ist die Zeit der Baustellen und Umleitungen in Bad Cannstatt aber noch nicht vorbei. Denn die Erneuerung der Brücke soll bis 2031 dauern. Das sei eine lange Zeit und eine extrem schwierige Situation für die Einzelhändler und Geschäfte in Bad Cannstatt, erklärt Dirk Strohm, der nicht versteht, warum es nicht zügiger vorangeht, und warum der Abbieger an der König-Karls-Brücke noch nicht fertig ist. „Wir haben durch die Situation enorme Einbrüche, auf der anderen Flussseite liegt ein für uns wichtiges Einzugsgebiet.“ Ein wenig, so der Vorsitzende des Vereins Altstadt Bad Cannstatt, könne man sich kaum des Eindrucks verwehren, dass es bei anderen Sachen, die Stuttgart wichtig sind, deutlich schneller gehe als bei Vorhaben in den Außenbezirken. „Da gibt man Gas, warum nicht auch bei uns?“ Doch nicht nur die zögerlich voranschreitenden Arbeiten verärgern Dirk Strohm. Auch das Drumherum macht ihm schwer zu schaffen. So sei trotz der Sperrung der Wilhelmsbrücke für Autos und Lkws, die Ampelschaltung noch immer nicht angepasst worden, was regelmäßig zu Staus und Chaos führe. „Das nervt, dabei könnte man das doch sicher schnell ändern und wir hätten somit eine rasche Verbesserung der Verkehrssituation.“ 

Fehlende Frequenz

Der Raupenkran gehört schon länger zum Stadtbild.
Der Raupenkran gehört schon länger zum Stadtbild.

So aber spürten der Einzelhandel, die Gastronomie, aber auch der Wochenmarkt die negativen Auswirkungen extrem. „Alle Player sind betroffen“, sagt Dirk Strohm. Einige hätten auch bereits aufgeben. Auch er habe ein Geschäft zugemacht, den Gabor Eco Shop in der Marktstraße. „Mit ein Grund war, dass die Frequenz nicht mehr da ist.“ Dass weniger los sei, merkten mittlerweile auch die Mieter im zweiten Stock, beispielsweise die Ärzte. Noch fänden sich allerdings meist recht schnell Nachmieter, so dass es kaum zu Leerständen komme. „Manchmal ist das, was danach kommt ein Downgrade, manchmal aber auch ein Upgrade.“ 

Den Cannstatter Bezirksbeiräten missfalle die Situation ebenfalls, betont Strohm. „Aber sie sehen keine Chance, etwas zu verändern.“ Die Lethargie sei schließlich nichts Neues. „Schon vor zehn Jahren wurde uns ein Parkleitsystem versprochen, und ich spreche dabei gar nicht mal von einem digitalen. Bis heute ist nichts passiert.“ Dabei gehöre das zu den Kleinigkeiten, die mit wenig Geld vieles zum Guten ändern würden, erklärt Dirk Strohm. 

Ganz wohl ist dem Vertreter der Einzelhändler auch nicht bei dem Gedanken an die Zukunft. Denn die städtische Verkehrsplanung sieht vor, dass weder die neue Rosensteinbrücke noch die ebenfalls sanierungsbedürftige Wilhelmsbrücke für den motorisierten Verkehr geöffnet werden sollen. Stattdessen sollen sie Fußgänger, Radfahrern, E-Bikern und Rollerfahrern vorbehalten sein. Er habe nichts gegen Verschönerung und Aufwertung, sagt Strohm. Dass der ganze Autoverkehr über die König-Karls-Brücke rollen soll, hält er aber für schwer vorstellbar und allzu kurzfristig gedacht. „Was ist denn, wenn die dann auch mal saniert werden muss? Die König-Karls-Brücke ist schließlich genauso alt wie die Rosenstein- und die Wilhelmsbrücke.“ 

Mit einem Abbieger an der König-Karls-Brücke, sagt Strohm, könnte man jetzt schon testen, ob es überhaupt funktioniere. „Wenn nicht, dann kann man immer noch an den Plänen etwas justieren.“ 

Und sollte es der Verwaltung dann noch gelingen, mit einem sinnvollen Parksystem die Kunden zu den durchaus ausreichend vorhandenen Parkplätzen in Cannstatt zu leiten, wäre schon vieles gut. „Mit solchen kleinen Sachen könnte man uns viel helfen.“ Eva Herschmann

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