Die Pläne von Hedelfingen und den benachbarten oberen Neckar-Stadtbezirken sind erst einmal ausgebremst. Die Landeshauptstadt Stuttgart will zusammen mit den Nachbarstädten Esslingen und Ludwigsburg sowie dem Verband Region Stuttgart (VRS) die Bundesgartenschau 2043 ausrichten. Auf dieses Ziel werden erst einmal alle Verwaltungskräfte gebündelt. Voraussetzung für eine Bundesgartenschau ist aber zunächst eine Machbarkeitsstudie. Diese muss von den drei Gemeinderäten und von der Regionalversammlung noch beschlossen und beauftragt werden. Hedelfingen und der Nachbarstadtbezirk Stuttgart Wangen wollen daran beteiligt werden. Entsprechende Anträge sind in dieser Woche in beiden Bezirksbeiräten diskutiert worden.
Die Idee für eine Landesgartenschau in den Stuttgarter Neckarstadtbezirken mit Schwerpunkten auf Hedelfingen, Wangen und bis hin zu den EnBW-Arealen am Neckar in Stuttgart-Ost war im vergangenen Jahr ausgehend von Hedelfingen konkretisiert worden. In einem fraktionsübergreifenden Antrag im Bezirksbeirat war die Stadtverwaltung aufgefordert worden, sich für eine Landesgartenschau zum Beispiel im Jahr 2038 zu bewerben. Begründet wurde der Antrag damit, dass die Stadtteile Hedelfingen, Rohracker, Lederberg und Hafen große innerstädtische Waldflächen, naturnah bewirtschaftete Weinbergflächen und mit Dürrbach, Buẞbach, Tiefenbach und Katzenbach gleich mehrere Bachtäler umfasse. Außerdem liege der Stadtbezirk am Neckar und in den kommenden Jahren sollen an zahlreichen Stellen Renaturierungen, Durchgrünungen und klimagerechte Umnutzungen erfolgen. Für die Vorbereitung einer Gartenschau-Bewerbung hatte der Bezirksbeirat dem Bezirksamt schon einmal 2000 Euro aus dem Bezirksbudget bewilligt.
Neue Aufenthaltsräume schaffen

Auch der Wangener Bezirksbeirat unterstützte die Initiative. "Städtische Untersuchungen zu den Tal-Längs-Achsen - Neckar, Siedlungsräume, Wangener Berg - bieten aus meiner Sicht gute Anknüpfungspunkte“, sagte der Wangener Bezirksvorsteher Jakob Bubenheimer. "Ziel könnte es sein, sowohl Aufenthaltsräume am Neckar als auch in den Wohngebieten und im Naherholungsgebiet Wangener Berg zu schaffen. Ich bin gespannt, wie sich die Diskussion entwickelt und kann nur begrüßen, wenn diese Chance genutzt wird.“ Die Stadt reagierte vor einem Jahr skeptisch und zurückhaltend. "Sinnk önnte eine Landesgartenschau machen in Verbindung mit der städtebaulichen Entwicklung im Bereich Gaisburg (Kohlelager, Gaskesselareal, Wasserwerk), sofern durch eine Verlegung der Bundesstraße größere zusammenhängende Flächen als Freiraum entlang des Neckars entwickelt oder aber durch die Herstellung eines Seitenarms auf den Arealen in eine städtebauliche Entwicklung eingebettet werden könnten“, teilt sie auf Anfrage mit. „Bis hierzu die erforderlichen Vorbereitungen getroffen und die Entscheidungen gefallen sind, dürfte aber noch etwas Zeit ins Land gehen.“
Hedelfingens Bezirksvorsteher Kai Freier engagierte sich trotzdem weiter für die Idee. Bezirksbeiräte aus Hedelfingen und Wangen besuchten 2024 die erfolgreiche Landesgartenschau in Wangen im Allgäu. Dabei nahmen sie Kontakt zum Geschäftsführer der Wangener Schau, Karl-Eugen Ebertshäuser, auf. Der erfahrene Gartenschau-Macher aus Bad Cannstatt führte die Besucherinnen und Besucher persönlich über das weitläufige Gelände in Wangen und ermutigte sie: "Das würde Stuttgart meiner Meinung nach guttun.“ Für Ende Juni hatte Freier eine Vortrags- und Diskussionsveranstaltung mit Eberts-Häuser in Hedelfingen geplant. Mit Bekanntwerden der Bundesgartenschau-Pläne der drei Großstädte am Neckar musste er den Termin wieder absagen.
Fluss im Fokus einer Bundesgartenschau
Stuttgart, Esslingen, Ludwigsburg und der VRS wollen sich bei ihrer Bundesgartenschau-Initiative vor allem auf den verbindenden, aber oft so unzugänglichen Neckar konzentrieren. Er soll mit einer Fluss-, Erholungs- und Erlebnislandschaft aufgewertet und stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden“, hieß es beim Pressegespräch Mitte Mai. "Die Initiative ist ein bedeutender Schritt zur nachhaltigen Transformation des urban-industriellen Landschaftsraums in der Region Stuttgart. Im Fokus steht die integrative Entwicklung von Stadt, Freiraum und Infrastruktur - im Sinne einer klimaresilienten, sozial gerechten und wirtschaftlich tragfähigen blau-grünen Infrastruktur.“
Die Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft mbH wurde mit einer entsprechenden Absichtserklärung informiert, der Termin im Jahr 2043 vorgemerkt. Die eigentliche Bewerbung ist aber die Machbarkeitsstudie. "Diese soll Schwerpunkte identifizieren, Potenziale und Herausforderungen bewerten sowie die Umsetzbarkeit der BUGA einschätzen“, heißt es in der Pressemitteilung vom Mai. „Die Ausschreibung richtet sich an interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaften mit Expertise in Stadtentwicklung, Landschaftsarchitektur, Ökologie, Wasserwirtschaft und Beteiligungsverfahren. Die Studie wird gemeinsam getragen und formal über den VRS abgewickelt.“ Die Studie soll maximal 262 990 Euro kosten, auf jeden der vier Partner entfallen also höchstens 65 747,50 Euro.
BUGA-Bewerbung wird begrüßt
Genau bei dieser Studie wollen Hedelfingen und Wangen auch ihre Interessen berücksichtigt sehen. In dem jetzt behandelten Antrag begrüßen beide Bezirksbeiräte die Bewerbung um die Bundesgartenschau 2043 ausdrücklich. Sie regen an "die an einer Gartenschau interessierten Stadtbezirke eng in den Prozess der geplanten BUGA-Machbarkeitsstudie einzubinden“. Sie beantragen: "Die Stadtbezirke Hedelfingen und Wangen werden namentlich im Vergabedokument zur Machbarkeitsstudie ausgewiesen und konkrete Flächen genannt. Als Grundlage sollen dabei städtische Untersuchungen sowie die Ergebnisse der Klausurtagung der Bezirksbeiräte aus dem Oktober 2024 herangezogen werden.“
Bundesgartenschauen finden alle zwei Jahre statt, zuletzt in Mannheim (2023), Erfurt (2021) und Heilbronn (2019). Außerdem veranstaltet die Gartenschau GmbH alle zehn Jahre eine internationale Gartenausstellung (IGA), zuletzt 2017 in Berlin. In diesem Jahr hätte eine Bundesgartenschau in Rostock stattfinden sollen. Die Bürgerschaft hatte die Schau 2022 abgesagt, weil Zeit- und Kostenplan aus dem Ruder liefen. Es war die erste Absage einer Bundesgartenschau. Die nächste IGA ist für 2027 im Ruhrgebiet geplant, die nächste BUGA für 2029 im Oberen Mittelrheintal. Die bayerische Landeshauptstadt München hat eine Interessensbekundung für eine BUGA in den 2040er-Jahren abgegeben. Reutlingen und das Echaztal interessieren sich für die Schau 2039.