Das Waldheim Hedelfingen ist ein Paradies für Kinder. Und das Tag für Tag. Rund 100 Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren werden in den unterschiedlichen Betreuungseinrichtungen auf dem Waldheim-Gelände inzwischen betreut, egal ob in der städtischen Tageseinrichtung für Kinder Am Bergwald/Heumadener Straße, die auf drei Häuser verteilt verschiedene Betreuungsmöglichkeiten bietet, oder in der Großtagespflege Kleine Entdecker. Und der große Spielplatz kann nachmittags, wenn die Kitas ihn nicht mehr brauchen, öffentlich und von allen Kindern bespielt werden. Die Betreuungseinrichtungen sind für den Waldheimverein existenziell wichtig. Die langfristigen Pachtverträge mit der Stadt sichern die Finanzen des Vereins, eine gewisse Anzahl an Belegplätzen für Kinder von Vereinsmitgliedern macht den Verein für junge Familien attraktiv. Auch dadurch hat sich die Mitgliederzahl von 300 im Jahr 2012 inzwischen in etwa verdoppelt. Und durch die zahlreichen weiteren Aktivitäten und Angebote des Vereins hat sich das Waldheim wieder zu einem beliebten Treffpunkt im Stadtbezirk entwickelt. Dabei stand das Waldheim in Hedelfingen schon mehrmals kurz vor dem Aus.
Kindererholung seit den 1920er Jahren
Der Waldheimverein Hedelfingen e. V. wurde 1912 gegründet, die Jahreszahl trägt er inzwischen auch in seinem Namen. Bei dem Hanggrundstück, auf dem das Waldheim heute steht, wurde einst Lehm abgegraben und mit einer Lorenbahn zur Ziegelei gefahren. Die Trasse der Lorenbahn ist unterhalb des Waldheimgeländes noch erkennbar. Damals wurde das Grundstück gekauft, eine Schutzhütte gebaut, ein Spielplatz eingerichtet. In den 1920er Jahren fanden die ersten Kindererholungsmaßnahmen statt. 1922 bekam das Waldheim eine eigene Mosterei. 1932 wurde sogar überlegt, im Winter eine eigene Eisbahn anzulegen.
Wenig später war alles vorbei. Die Nationalsozialisten verboten die Waldheimvereine, der Hedelfinger Verein wurde aus dem Vereinsregister gelöscht, der Platz beschlagnahmt. Vermutlich Ende 1943 wurde das Waldheim von Bomben getroffen und schwer beschädigt. Danach wurde es fast bis auf die Grundmauern abgetragen, das Material wurde für die Reparatur anderer Schäden verwendet. Das Waldheim Hedelfingen gab es gut 30 Jahre nach seiner Gründung nicht mehr. Aber gleich nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Verein neu gegründet und am 3. Oktober 1947 wieder ins Vereinsregister eingetragen. Das Areal ging in den Vereinsbesitz über, eine Entschädigung wurde gezahlt. 1950 war das Waldheim wieder aufgebaut, im selben Sommer bot die Arbeiterwohlfahrt (AWO) ihre erste Kinderfreizeit an. Die Freizeiten gibt es bis heute. Auch in diesem Jahr lädt die AWO in den Sommerferien zum Kleinkinderwaldheim nach Hedelfingen ein, unterteilt in zwei Abschnitte im August. Pro Waldheimfreizeit können sich maximal 60 Kinder im Alter von 4 bis 7 Jahren im und am Hedelfinger Waldheim austoben. Es sind noch Plätze frei. Infos und Anmeldung ist noch möglich unter https://www.jugendwerk-awo-reisen.de/ .

Der erste Kindergarten mit 41 Plätzen entstand auf dem Waldheimgelände 1971. Damals herrschte in Hedelfingen akuter Mangel an Kindergartenplätzen, also verpachtete der Verein die Wiese vor dem Waldheim an die Stadt, damit diese dort einen Halbtagskindergarten in Fertigbauweise errichten konnte. Eigentlich hätte es ein Provisorium für zehn Jahre sein sollen, doch der Kindergarten blieb dann doch viel länger.
Das Waldheim selbst stand eigentlich gut da, der Verein reparierte und sanierte regelmäßig, auch nachdem ein Baum auf den Kegelbahn-Bau gestürzt war. Dann geschah das Unfassbare: Am 8. Juli 1992, morgens um 7 Uhr, zerstörte ein Feuer große Teile des Waldheims. Wieder einmal stand der Verein vor einem Neuanfang. Ein Neubau musste her, die Planungen, Verhandlungen und Rechtsfragen dauerten Jahre. „2002 war das Waldheimgebäude wieder aufgebaut“, ist in der 2023 erschienenen Festschrift zum Jubiläum 111 Jahre Waldheimverein Hedelfingen nachzulesen. „Die Baukosten wurden auf etwa 2,9 Millionen DM geschätzt.“
Feuer bedroht Verein existenziell
Das riss ein großes Loch in die Vereinskasse, ein hoher sechsstelliger Betrag fehlte. Der Verein war in seiner Existenz bedroht. „Zusammen mit anderen Mitgliedern des Vorstands und des Ausschusses arbeitete Paul Wurm hart daran, die Finanzen des Vereins wieder in Ordnung zu bringen“, heißt es in der Festschrift. Mit vereinten Kräften gelang das schließlich.
Paul Wurm ist seit 2007 Vorsitzender des Waldheimvereins und kann bei einem Rundgang über das Waldheim-Areal viele Geschichten über die Veränderungen, Um- und Neubauten erzählen. Das Kegelbahngebäude wurde zur Kindereinrichtung, ein Flügel des Waldheims ebenso, der jüngste Kita-Neubau entstand, das Backhäusle wurde gebaut. Lediglich sein Versuch, die Trasse der einstigen Lorenbahn für einen Weg in den Wald zu nutzen, scheiterte an Einsprüchen der Naturschutzbehörde. Langweilig wird ihm nicht: Das Waldheimdach muss saniert, die Heizung erneuert werden, von vielen kleineren Projekten ganz zu schweigen.
Der Waldheimverein bietet heute eine Vielzahl an Aktivitäten für seine Mitglieder, ganz Hedelfingen und darüber hinaus. An diesem Wochenende trifft sich am Samstag, 24. Mai, von 9 bis 12 Uhr, die Garten & Technik-Gruppe, um sich um die Anlagen zu kümmern. Jede helfende Hand ist willkommen. Am Sonntag, 25. Mai, öffnet um 13 Uhr der Spiele-Treff im Waldheim. In der Kita-Turnhalle wird montags ab 17.30 Uhr Tischtennis gespielt. Im Backhäusle wird am Samstag, 31. Mai, ab 9.30 Uhr Holzofenbrot gebacken; der Probierstand ist ab 15.30 Uhr geöffnet. Dann können auch bestellte Brote abgeholt werden. Einmal im Monat werden im Reparatur-Treff Haushaltskleingeräte, Unterhaltungselektronik oder Textilien gemeinsam repariert, nächster Termin ist am 28. Juni. Alle zwei Wochen öffnet freitags von 15 bis 17 Uhr das Eltern-Kind-Café.
→ Das aktuelle Programm ist im Internet zu finden: www.waldheimverein-hedelfingen.de/
Von Jürgen Brand